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Warum prominente Wirtschaftsvertreter Norbert Röttgen unterstützen

Der Bundestagsabgeordnete startete als Außenseiter ins Rennen um den CDU-Parteivorsitz. Mittlerweile erhält er viel Zuspruch - auch aus der deutschen Wirtschaft.

Zwei Jahre ist es her, dass Norbert Röttgen die Gelegenheit nutzte, sich ganz nach vorn zu mogeln. Es war auf der Münchner Sicherheitskonferenz, der Saal war voll, Röttgen spät dran, doch in der ersten Reihe war ein Stuhl frei geblieben. Paul Kagame, der Präsident Ruandas, war nicht erschienen. Röttgen nahm Platz – und fand sich in unmittelbarer Nähe von Angela Merkel wieder. „Darf ich vorstellen, ich bin Paul Kagame“, begrüßte er die Kanzlerin. Man sehe das eindeutig, antwortete Merkel launig-nüchtern, wie das ihre Art ist.

Jetzt schiebt sich Röttgen wieder nach vorn, dieses Mal nicht unter falschem Namen. Der Außenpolitiker, der vor fast einem Jahr als Außenseiter in das Rennen um den CDU-Parteivorsitz gestartet war, kann sich vor der Entscheidung auf dem digitalen Parteitag über steigende Umfragewerte freuen. Und mittlerweile erhält Röttgen auch aus einem Lager Unterstützung, das bisher eher an der Seite seiner Rivalen Friedrich Merz und Armin Laschet stand: der deutschen Wirtschaft.

„Alle drei Kandidaten sind anständig, aber ich habe eine klare Präferenz für Norbert Röttgen“, sagt Jürgen Heraeus, Gesellschafter des gleichnamigen, milliardenschweren Technologieunternehmens aus Hanau, im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Er ist sehr intelligent, kann integrieren, und er gehört keinem Lager an.“

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Zudem habe Röttgen nicht die Ambition, „unbedingt Kanzler werden zu wollen“. Das sei wichtig, betont der Familienunternehmer, damit sich die Union am Ende für denjenigen Kandidaten entscheiden könne, der die besten Chancen auf einen Wahlsieg habe. Das sei bisher CSU-Chef Markus Söder.

Röttgen gibt sich zunehmend selbstbewusst. Er sehe sich nicht als Außenseiter, sagt er. Sollte er im ersten Wahlgang knapp vor Laschet landen und es in die Stichwahl schaffen, könnte er die Stimmen des Laschet-Lagers zu sich holen und gegen Merz gewinnen, lautet ein Szenario in der CDU.

Gerade um die Unterstützung des Mittelstands hat sich Röttgen zuletzt bemüht, sein Wirtschaftsprofil hat er geschärft. Offenbar mit Erfolg. Heraeus jedenfalls traut Röttgens Konkurrenten nicht zu, die CDU zu modernisieren und für junge Wähler zu öffnen. „Von Laschet kommen zu wenig neue Impulse. Er wird weitermachen wie bisher“, bemängelt er. „Aber die Partei braucht einen Aufbruch. Da kann man nicht zu allen gleichzeitig lieb sein.“

Auch Merz sei nicht der Richtige, glaubt Heraeus. Zwar schätze er Merz, doch sei dieser in den Augen der Menschen „zu wirtschaftslastig“. Das sei ein Problem: „Als reine Wirtschaftspartei kann die CDU nicht Volkspartei bleiben.“

Ähnlich schätzt Johannes von Salmuth, Miteigentümer und Aufsichtsratschef des Kunststoffherstellers Röchling, die Lage der Union ein. „Für die brenzlige Situation, in der sich die demokratischen Gesellschaften befinden, hat Herr Merz nicht die ausreichende Sensibilität“, sagt von Salmuth dem Handelsblatt.

Laschet wiederum mache als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen einen guten Job – und sei dort auch gut aufgehoben: „Er steht für mich weniger für die Zukunftsthemen, die wir anpacken müssen.“
Röttgen hingegen habe einen „klaren Kompass für die entscheidenden Fragen wie den Klimawandel und die neuen Herausforderungen einer globalisierten und zunehmend digitalisierten Gesellschaft“, lobt von Salmuth. „Und er bietet dafür, anders als die Grünen, marktwirtschaftliche Lösungen an – Anreize, keine Verbote.“

Familienunternehmer würden in der Kategorie der „Enkelfähigkeit“ denken, erläutert von Salmuth. Enkelfähig sei ein Unternehmer, der nicht von Quartalsbericht zu Quartalsbericht denke, sondern an das langfristige Wohlergehen seines Betriebs. Für diese Eigenschaft stehe Röttgen in der Politik. „Er hat das Zeug dazu, die Partei und zusammen mit dem richtigen Kanzlerkandidaten auch das Land enkelfähig zu machen.“

Die Stimmen von Heraeus und von Salmuth haben Gewicht in der deutschen Wirtschaft. Sie stehen für die Verbindung von Tradition, Verantwortung und Zukunftsorientierung, die das Markenzeichen des deutschen Mittelstands ist.

Röttgen wird sie mit Genugtuung vernehmen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, eigentlich in der Geopolitik zuhause, hat die coronabedingte Ausdehnung des innerparteilichen Wahlkampfs dafür genutzt, sein Wirtschaftsprogramm klarer herauszuarbeiten. Zugleich sind ihm – anders als Laschet und Merz – wenig Fehler unterlaufen. Das könnte sich jetzt auszahlen.

Die Parteitagsdelegierten stimmen am Wochenende über den Vorsitz ab. Röttgen will sie davon überzeugen, dass er nicht nur Außenpolitik kann.

Den Mittelstand hebt er als „Innovations- und Wachstumstreiber“ hervor. Die vielen kleinen und mittleren Unternehmen des Landes seien „einzigartig in der Welt, das Rückgrat unserer Wirtschaft und die Basis unseres Wohlstandes“, argumentiert er und verspricht „finanzielle und bürokratische Entlastungen“. Das kommt an in der CDU. „Ich würde bei der Steuerpolitik mit kleinen, aber schnell umsetzbaren Schritten beginnen, um spürbar Freiräume zu schaffen“, kündigt Röttgen an.

Am Ende könnte er, der anfangs quasi Chancenlose, zum lachenden Dritten des parteiinternen Wahlkampfs werden.