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Wie der Procter- & -Gamble-Chef dem Plastikmüll den Kampf ansagt

Es ist ein lobenswertes Vorhaben: Ein Zusammenschluss von 28 Unternehmen will in den nächsten fünf Jahren bis zu 1,5 Milliarden Dollar investieren, um Plastikabfälle besser zu beseitigen.

Unterstützen will die Allianz bessere Abfallmanagementsysteme in Städten oder Initiativen etwa zum Sammeln von Plastikabfällen in großen Flüssen in Asien. Mit dabei sind namhafte Unternehmen wie die Chemieriesen BASF und Dow Chemical oder der Konsumgüterhersteller Henkel. Der Zusammenschluss wolle „eine der größten weltweiten Herausforderungen angehen: das Problem mit Plastikmüll“, sagt David Taylor, Vorstandschef des Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble und ebenfalls Gründungsmitglied, im Interview mit dem Handelsblatt.

Hinter der Initiative steckt aber nicht nur Umweltbewusstsein, sondern auch handfeste Interessen. Procter & Gamble steuere „signifikante Geldbeträge“ bei, wie Taylor sagt, auch um „das Geschäft der Zukunft“ zu sichern. „Andernfalls drohen uns Regulierung, Verbote und hektische Lösungsversuche, die möglicherweise nicht so wissenschaftlich fundiert sind wie unsere Herangehensweise.“

Die Diskussion über Plastikmüll ist hochaktuell. Erst vor wenigen Wochen hat die EU ein wegweisendes Gesetz beschlossen: Ab 2021 sind viele Produkte aus Einwegplastik wie Plastikteller, Trinkhalme oder Wattestäbchen verboten. „Das Umdenken wird jetzt losgehen“, sagte der CDU-Politiker Karl-Heinz Florenz, der für die EVP-Fraktion die Verhandlungen führte.

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Was auffällt: Bei den Gründungsmitgliedern der Allianz sind mit Ausnahme von Henkel und Procter & Gamble vor allem Chemiefirmen mit dabei. Ihr Interesse liegt auf der Hand: Sie fürchten um ihr Kerngeschäft. Aber auch Konsumgüterhersteller müssen sich laut Taylor Gedanken machen. „Die Konsumenten erwarten heute, dass sich die Unternehmen um Probleme kümmern“, sagt der 60-Jährige. Man sei in Verhandlungen mit „einer ganzen Reihe von Unternehmen“.

Konkurrent Nestlé offenbarte einen Tag vor der Verkündung der Allianz am vergangenen Mittwoch einen Alleingang. In der „umfassenden Vision für eine abfallfreie Zukunft“ sollen bis 2025 sämtliche Nestlé-Verpackungen recycelbar oder wiederverwendbar sein. Der Schweizer Konzern arbeitet beispielsweise an einer kompostierbaren Wasserflasche. Einen Affront sieht der Procter- & -Gamble-Chef darin nicht, Nestlé habe wohl schon einige Zeit an dem Projekt gearbeitet. „Meine Hoffnung ist, dass sie der Allianz beitreten werden – oder wir andere Wege zur Zusammenarbeit finden“, sagt Taylor.

Greenpeace kritisiert die Allianz

Ein möglicher Grund für den Beitritt: „Wir gehen das Problem wirklich von allen Seiten an“, wirbt Taylor für die Allianz. „Es nützt nichts, wenn wir mehr Verpackungen recycelbar machen, wenn sie niemand einsammelt. Auch recycelbares Plastik kann in Flüssen und Meeren landen.“

Umweltorganisationen wie Greenpeace kritisieren die Allianz. „Das ist ein verzweifelter Versuch der industriellen Umweltverschmutzer, den Status quo im Kunststoffbereich zu erhalten“, erklärte Graham Forbes, der globale Projektleiter Kunststoffe von Greenpeace. Durch besseres Recycling und Abfallmanagement werde man die Plastikmüllkrise letztlich nie bewältigen können. „Der einzig sichere Weg, das Problem wirksam anzugehen, ist, damit aufzuhören, so viel Kunststoff zu produzieren“, so Forbes.

Umweltschützer betrachten Initiativen wie die „Allianz gegen Plastikmüll in der Umwelt“ als „Greenwashing“ – Unternehmen verkünden grüne Projekte, die mehr ein Vorwand als eine echte Veränderung sind. „Dieses Risiko gibt es tatsächlich immer bei Initiativen von Unternehmensseite“, sagt Taylor. Doch sei bei der Allianz „die inhaltliche Substanz und das Teilnehmerfeld so substanziell, dass es wirklich schwer wird, uns Greenwashing zu unterstellen“. Der Chef von Procter & Gamble verweist auf die Geldsumme: „Wir geben zusammen über eine Milliarde Dollar in fünf Jahren aus. Das ist keine Kleinigkeit.“

Mitarbeit: Eva Fischer, Siegfried Hofmann