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Pro Sieben Sat 1 will digitaler werden – Verivox gibt die Richtung vor

Strom, Telefon, Versicherungen: Das Vergleichsportal Verivox lebt davon, dass immer mehr Deutsche ihre Verträge kündigen und den Anbieter wechseln. Was den meisten Nutzern verborgen bleibt: Das Unternehmen aus Heidelberg gehört inzwischen komplett zu Pro Sieben Sat 1 – und spielt eine wichtige Rolle in der Wachstumsgeschichte des Münchner Medienkonzerns.

„Wir erschließen gerade das Firmenkundengeschäft, das ist ein Markt, der unser bestehendes Angebot ergänzt und somit hervorragend zu uns passt“, sagt Geschäftsführer Chris Öhlund. Der Manager stellt die Vergleichsmaschine, die dieses Jahr 20 Jahre alt wird, künftig auch anderen Unternehmen zur Verfügung, zum Beispiel Versicherungen.

Die Firmen integrieren sie in ihre Onlineseiten und bescheren Verivox neue Umsätze. Erste große Kunden habe er bereits gewonnen, meint Öhlund. Namen will er allerdings nicht nennen.

Verivox ist ein wichtiger Teil von NuCom, der neuen E-Commerce-Sparte von Pro Sieben Sat 1. In dem Bereich hat der im MDax notierte Konzern seit Jahresbeginn die größten Beteiligungen gebündelt, darunter die Partnervermittlung Parship und den Erlebnisgutschein-Anbieter Jochen Schweizer.

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Im Frühjahr hat sich der US-Finanzinvestor General Atlantic an NuCom mit 25,1 Prozent beteiligt. Dabei wurde die Sparte mit 1,8 Milliarden Euro bewertet. Die Amerikaner fordern deutlich steigende Erlöse des Bereichs – und damit auch von Verivox.

„Unser vorrangiges Ziel ist Umsatzwachstum. Damit schaffen wir Werte“, meint Jörn Nikolay, Deutschlandchef des Private-Equity-Hauses. Im Schnitt verbuchten die Firmen, an denen General Atlantic beteiligt ist, 2017 ein Plus von 30 Prozent.

Deutlich zweistellige Zuwächse seien auch bei Verivox durchaus realistisch, findet CEO Öhlund. Seine Firma kam vergangenes Jahr auf Erlöse von 120 Millionen Euro und ist eigenen Angaben zufolge profitabel. Details veröffentlicht Pro Sieben Sat 1 nicht.

Um zu wachsen, übernahm er zuletzt zwei kleinere Wettbewerber, Aboalarm und Outbank. „Jetzt können wir unseren Kunden ein viel, viel umfassenderes Angebot machen“, meint Öhlund. Mit Aboalarm lassen sich unkompliziert Verträge kündigen – und hinterher bei Verivox neue vermitteln, so das Kalkül. Über die App von Outbank können Nutzer Konten bündeln. Die Firma sei nicht zuletzt wegen des technischen Know-hows interessant, sagt Öhlund.

General Atlantic erwarte viel von den NuCom-Beteiligungen, engagiere sich aber auch, meint Öhlund: „Sie sind Türöffner für uns, schaffen Zugänge, die wir zuvor nicht hatten.“ Partner bei General Atlantic ist Achim Berg, der Ex-Chef von Microsoft in Deutschland und Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom. Dabei gehe es um Technologie, aber auch um Kontakt zu Start-ups.

Die Unterstützung ist gefragt: Im ersten Quartal ist der Umsatz von NuCom im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf 159 Millionen Euro gefallen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, das um Sondereffekte bereinigte sogenannte „Adjusted Ebitda“, verminderte sich sogar um fast die Hälfte auf 13 Millionen Euro. Der Grund: Der Konzern verkaufte im vergangenen Herbst sein Online-Reisegeschäft Etraveli. NuCom stand im ersten Quartal für 18 Prozent des Konzernumsatzes und erwirtschaftete 6,5 Prozent des Adjusted Ebitda.

Zugang zu TV-Sendern ein Vorteil für Verivox

Der bis Februar amtierende Konzernchef Thomas Ebeling hat den Vorstoß in neue Geschäfte im Internet schon vor Jahren vorangetrieben, um das Unternehmen von den Einnahmen aus der TV-Werbung unabhängiger zu machen. Im klassischen Fernsehen sind kaum noch Zuwächse zu erwarten. Gleichzeitig fing Ebeling an, nicht verkaufte Werbeplätze Onlinefirmen gegen eine Beteiligung zur Verfügung zu stellen. Verivox gehört seit 2015 mehrheitlich zu Pro Sieben Sat 1, dieses Jahr erwarb der Konzern die restlichen Anteile.

Für Verivox ist der einfache Zugang zu den Sendern der Konzernmutter bis heute ein enormer Vorteil, meint Öhlund. „TV-Werbung funktioniert für uns nach wie vor hervorragend“, beteuert der Manager. Spots böten die Möglichkeit, die Firmen von NuCom schnell groß und bekannt zu machen. „Wir sind interessant, weil wir wie ein Finanzinvestor handeln, gleichzeitig aber Synergien mit dem TV-Geschäft nutzen können. Das ist einzigartig“, meint Claas van Delden, Co-Chef von NuCom.

Ebeling hat den Konzern im Februar verlassen, sein Nachfolger Max Conze ist seit Anfang Juni an Bord. Der langjährige Unternehmenslenker Ebeling hat die Ziele für die nächsten Jahre noch auf einem Investorentag Ende vergangenen Jahres formuliert. Er kündigte an, der Umsatz werde jährlich um fünf Prozent klettern. Im Vergleich zu 2017 ergibt das bis 2022 ein Umsatzplus von einer Milliarde Euro.

Der Zuwachs soll nicht zuletzt von dynamischen Töchtern wie Verivox kommen. Das operative Ergebnis soll gleichzeitig steigen und die Marge, bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, mindestens 25 Prozent erreichen.

Der neue Konzernchef Conze hat sich bislang nicht dazu geäußert, was er mit Pro Sieben Sat 1 vorhat. Das lastet auf dem Aktienkurs, der binnen Jahresfrist um rund ein Drittel gefallen ist.

Ohne Kenntnis der Vision des neuen Vorstandsvorsitzenden sei es schwer, einen Kauf der Papiere fundamental zu rechtfertigen, meint Conor O’Shea vom Analysehaus Kepler Cheuvreux. Allerdings seien die Anteile momentan unterbewertet, es gebe Luft nach oben.

Ein neuer Gesellschafter für NuCom, ein neuer Vorstandsvorsitzender für den Konzern – Pro Sieben Sat 1 ist in Bewegung wie lange nicht mehr. Dennoch sei es nach wie vor möglich, Verivox unabhängig zu führen, betont Öhlund.

Der Wettbewerb indes ist hart, insbesondere mit dem großen Münchner Konkurrenten Check 24. „Wir testen sehr viel im Bereich künstliche Intelligenz. Vor allem mit Alexa können wir schon erste Erfolge verzeichnen“, meint Öhlund.

Wenn die Pläne aufgehen, könnte nach PC und Smartphone bald die Sprachsteuerung der bevorzugte Weg sein, um mit den Kunden in Kontakt zu treten. Der Schlüssel zu noch mehr Erfolg im Internet sei, es den Leuten so einfach wie möglich zu machen, sagt der Verivox-Chef.