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Privatflüge mit dem Firmenjet: MAN-Chef Tostmann zahlte wegen Compliance-Verstößen sechsstelliges Bußgeld an Volkswagen

Andreas Tostmann, Vorsitzender des Vorstands MAN Truck & Bus SE.
Andreas Tostmann, Vorsitzender des Vorstands MAN Truck & Bus SE.

Auf dem Papier hat Andreas Tostmann eine Bilderbuch-Karriere im riesigen Volkswagen-Konzern hingelegt. Studium – wie so viele Top-Kräfte in Wolfsburg – an der TU Braunschweig. Im Anschluss Turbo-Durchmarsch in die Chefetage. Mit Ende 30 leitete er bereits das Werk in Salzgitter, dann Geschäftsführer von VW Südafrika, dann Chef von VW Slowakei, dann Produktionsvorstand von Seat, dann Vorstand der Marke VW Pkw und seit einem Jahr Vorstandsvorsitzender von MAN.

Was in dem beeindruckenden Lebenslauf von Tostmann aber nicht steht, ist das Compliance-Verfahren, das vor wenigen Jahren seine Karriere beinahe beendet hätte. Nach Recherchen von Business Insider warf das Unternehmen dem Top-Manager vor, Firmenjets für private Zwecke genutzt zu haben. Dies bestätigten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. So soll vor zwei Jahren ein anonymer Hinweis die Compliance-Abteilung erreicht haben. Darin wurde der Vorwurf laut, Tostmann habe in unzulässiger Weise die VW-Flotte für Flüge zwischen seinen Arbeitsstellen im Ausland und seiner deutschen Heimat genutzt. Dabei sei auch seine damalige Lebensgefährtin und heutige Ehefrau mitgeflogen.

Sogenannte Heimflüge sind bei Volkswagen nicht grundsätzlich verboten. Zahlreiche Top-Manager haben in ihre Arbeitsverträge bestimmte Flug-Kontingente hineinverhandelt. Diesen luxuriösen Pendelverkehr müssen sie aber als geldwerten Vorteil versteuern. Wie Business Insider erfuhr, soll Tostmann in der Vergangenheit sein Kontingent aber massiv überschritten haben. Monatelang untersuchte das zentrale Aufklärungsoffice von VW den Vorgang, erstellte einen umfangreichen Bericht mit den Flugdaten und übergab diesen dem zuständigen Disziplinarausschuss. Das Gremium befasst sich mit Regelverstößen von Angestellten, die bei Volkswagen dem Top-Management-Kreis (TMK) angehören. Mitglieder sind u.a. hohe Vertreter des Personalwesens und des Betriebsrats.

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Wie Business Insider erfuhr, soll Tostmann bei seinem Auftritt vor dem Tribunal Reue gezeigt haben, auch wenn er nicht mit Absicht das Unternehmen schädigen wollte. „Er hat eingesehen, dass er einen Fehler gemacht hat“, erklärt eine mit dem Vorgang vertraute Person. Offenbar keine Selbstverständlichkeit für Führungskräfte bei VW. „Nicht selten sitzen dort Top-Manager breitbeinig und sagen, ´was wollt ihr eigentlich von mir?´“

Als der mittlerweile verstorbene VW-Patriarch Ferdinand Piëch 2013 zahlreiche VW-Konzernvorstände wegen Privatflügen mit der Firmen-Flotte zur Kasse bat, dauerte es Monate, bis die Top-Manager ihren Fehler eingesehen und den Schaden beglichen haben. Vor diesem Hintergrund überrascht es umso mehr, dass sich Jahre später mit Tostmann erneut ein Vorstand wegen Privatflügen verantworten musste.

Während VW Bandarbeiter schon bei kleinen Diebstählen vor die Tür gesetzt hat, durfte Tostmann bleiben, machte sogar wenig später den nächsten Karriereschritt zu MAN. Dem Vernehmen nach lag dies vor allem daran, dass er sich einsichtig gezeigt hat. Allerdings verhängte VW eine hohe Strafzahlung gegen den damaligen VW-Produktvorstand. Für seine unerlaubten Privatflüge mit Firmenjets zahlte Tostmann nach Informationen von Business Insider einen mittleren sechsstelligen Betrag an VW. Damit folgte der Konzern einem internen Bußgeldkatalog, der bei Regelverstößen die Rückerstattung von Bonuszahlungen vorsieht. „Tostmann musste wirklich bluten“, meint ein Management-Kollege.

Auf Anfrage wollte Volkswagen den gesamten Vorgang nicht weiter kommentieren. Ein Sprecher: „Zu den von Ihnen aufgeführten Fragen nehmen wir zur Wahrung der arbeitsvertraglichen Verschwiegenheitspflichten als Arbeitgeber sowie der Beachtung von Persönlichkeits- und Datenschutzrechten keine Stellung und bitten um Verständnis, dass wir diese nicht beantworten.“

Tostmann erhielt also trotz Flug-Affäre den Job als MAN-Chef, wie lange er ihn noch behalten wird, ist derzeit aber ungewiss. Aus Konzernkreisen heißt es, dass das Standing des Managers gelitten habe. Zuletzt sorgte er für Kopfschütteln, als er sich für die sozialen Netzwerke ohne Schutzmaske mit einem Kollegen fotografieren ließ. Sogar über einen Nachfolger wird in Wolfsburg schon spekuliert. Demnach sei der Vorstandschef von Volkswagen Nutzfahrzeuge, Carsten Intra, angesprochen worden, ob er für den Posten verfügbar wäre, wenn Tostmann den Abflug macht.