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Private-Equity-Fonds stützen Fusionen und Übernahmen

Globale Spannungen bremsen das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen von Firmen aus. Doch Private-Equity-Fonds verhindern einen noch größeren Einbruch.

Bei den Investmentbankern ist die Champagnerlaune verflogen. Noch im Vorjahr konnten die Berater ein rekordverdächtiges Volumen an globalen Fusionen und Übernahmen (M & A) feiern. Doch seit Jahresbeginn schwächelt ausgerechnet die Paradedisziplin der Branche. Der Handelsstreit zwischen Peking und Washington sowie der Brexit drücken auf die Stimmung in den Chefetagen, die Bereitschaft zu großen Deals lässt nach.

Im bisherigen Jahresverlauf erreichte das Transaktionsvolumen weltweit 1,57 Billionen Dollar, das war rund ein Fünftel weniger als im Zeitraum Januar bis Mai 2018. Nach einer Analyse des Datenanbieters Refinitiv für das Handelsblatt sank die Zahl der Konzernkäufe und Firmenzusammenschlüsse weltweit auf 16.400 (von 21.360) in den ersten fünf Monaten des Vorjahres.

Das bekommen die Banken zu spüren: Mark Mason, Finanzvorstand der US-Bank Citigroup, warnte Anfang der Woche vor einem zweistelligen Einbruch der Umsätze mit der Beratung von Übernahmen und Kapitalmarktemissionen im zweiten Quartal.

Mit am härtesten getroffen wird Deutschland, wo auch jüngste Großübernahmen wie die des Chipherstellers Cypress durch den Konkurrenten Infineon für neun Milliarden Euro die Bilanz nicht retten können. Nach der Einschätzung von Rainer Langel, Europachef der Investmentbank Macquarie, „wird das Geschäft mit Fusionen im laufenden Jahr um rund ein Fünftel zurückgehen“.

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Besonders hart treffe dies zyklische Branchen wie die Autozulieferer, den Maschinen- und Anlagenbau und die Chemie. Hier fallen angesichts des schwieriger werdenden konjunkturellen Umfelds die Bewertungen. Auch M & A mit asiatischer Beteiligung seien in den letzten Monaten stark zurückgegangen. Das liegt am Handelsstreit und an schärferer Regulierung.

Die Situation würde noch schlechter aussehen, wären da nicht die Finanzinvestoren, die sich außerordentlich aktiv zeigen. Jüngstes Beispiel ist die am Mittwoch verkündete Übernahme des Axel-Springer-Verlags durch den Private-Equity-Konzern KKR für eine Bewertung von 6,8 Milliarden Euro.

Zuvor hatte Mitte Mai die Schweizer Nestlé SA ihre Hautpflegesparte für zehn Milliarden Schweizer Franken an ein Konsortium um den schwedischen Investor EQT und einen Staatsfonds aus Abu Dhabi (Adia) verkauft. Nach Daten von Refinitiv ist der Deal die zweitgrößte Übernahme durch Finanzinvestoren in Europa seit der Finanzkrise – nach dem im Vorjahr angekündigten Verkauf des Spezialchemiegeschäfts von Akzo Nobel.

Gut gefüllte Kassen

Aufmarsch der Firmenjäger: In Europa machen Private-Equity-Häuser im bisherigen Jahresverlauf schon rund 13 Prozent des M & A-Volumens aus, im Vorjahr waren es nur 6,7 Prozent. Bei den großen Deals liegt der Anteil mit bis zu 20 beziehungsweise 25 Prozent deutlich höher. „Mit einem geschätzten Anteil von 30 Prozent dürfte in diesem und im nächsten Jahr ein neuer Rekord in Deutschland erreicht werden“, betont Macquarie-Banker Langel mit Blick auf Private Equity.

Während strategische Käufer in dem schwierigen Konjunktur- und Marktumfeld mit vielen politischen Risiken vorsichtig geworden sind, suchen Finanzinvestoren angesichts voller Kassen nach wie vor nach Übernahmemöglichkeiten. Zweistellige Milliardentransaktionen erscheinen möglich bei Unternehmen, die Finanzinvestoren von der Börse nehmen wollen.

Bei Bedarf können sich etwa zwei oder drei Private-Equity-Häuser zusammenschließen, um einen Megadeal gemeinsam zu stemmen. Im vergangenen Jahr wurden in Europa rund 81 Milliarden Euro von Private-Equity-Fonds investiert, 86 Prozent davon gingen aber nicht in Megadeals, sondern in kleine Firmen und Mittelständler.

Befeuert werden die Deals unter Beteiligung von Finanzinvestoren auch von einem recht neuen Trend: „Zunehmend geben Finanzinvestoren selbst Anteile an ihren Managementgesellschaften ab“, beobachtet Gregor von Deuten, Investmentexperte bei Coller Capital. Seit 2014 habe es rund 119 solcher Transaktionen gegeben.

Käufer seien immer öfter spezialisierte Fonds, die auf solche Gelegenheiten lauern. Die wachsende Bedeutung der Firmenjäger hängt auch mit dem Anlagenotstand der Pensionskassen, Versicherungen und Versorgungswerke zusammen. Weil Staatsanleihen immer weniger abwerfen, stecken sie ihre Mittel in die Beteiligungsfonds. Dadurch wächst deren Marktmacht.

„Die Bereitschaft zu Investments in Private Equity ist seitens der institutionellen Investoren ungebrochen. 37 Prozent der Geldgeber wollen aktuell ihre Zusagen aufstocken. Seit 2010 hat jährlich rund ein Drittel der Investoren seine Bereitschaft signalisiert aufzustocken, nur ein Zehntel wollte weniger geben“, erläutert Private-Equity-Fachmann von Deuten.

Immerhin 84 Prozent der institutionellen Geldgeber haben seit dem Beginn ihrer Investments in Private Equity damit Nettorenditen von mindestens elf Prozent erzielt. Staatsanleihen mit bester Bonität werfen dagegen null bis zwei Prozent ab oder haben sogar eine negative Rendite. „Private Equity wird in den kommenden Jahren die attraktivste Anlageklasse bleiben“, meint Jochen Butz, Managing Partner bei HQ Trust.

Anzeichen für eine Blase im Markt sieht er nicht. Zwar seien die Kaufpreise 2018 mit durchschnittlich dem 10,7-Fachen des operativen Gewinns rekordhoch gewesen, gleichzeitig sei aber der Verschuldungsgrad moderat geblieben.

Bewertungen bleiben hoch

„Die Bewertungen sind unverändert hoch. Aber wir kommen langsam an den Punkt, wo sie nicht mehr weiter ansteigen und eher stagnieren. Unternehmen aus der Medizintechnik, dem Gesundheitswesen und Industriedienstleister sind zwar nach wie vor relativ teuer, im produzierenden Gewerbe sind die Bewertungen aber deutlich niedriger“, sagt Goetz Hertz-Eichenrode, Vorstandssprecher der Hannover-Finanz-Gruppe.

In einem Konjunkturabschwung dürften sich für die Finanzinvestoren noch mehr Investmentchancen bieten, weil die Bewertungen weiter sinken sollten. Die konjunkturellen Aussichten trübten sich ein, darauf müsse man in den nächsten Jahren vorbereitet sein, sagt der Chef der Hannover Finanz. Bei der letzten Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 seien viele Unternehmen in finanzielle Schieflage geraten, obwohl die operativen Geschäfte relativ gut gelaufen seien. „Hier bieten sich dann neue Spielräume für uns“, meint Hertz-Eichenrode.

Für die Investmentbanker neigt sich die Party zwar dem Ende zu – doch die Beteiligungsmanager feiern erst einmal weiter.

Mehr: Der Co-Chef des globalen M & A-Geschäfts von JP Morgan erklärt, warum es in Europa nicht genug grenzüberschreitende Deals gibt – diese aber nötig sind.