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Wie Privatanleger ihr Wertpapierdepot richtig strukturieren

Katzen können Flöhe übertragen. Foto: dpa

Die Konjunktur schwächelt, die Zinsen sind am Boden. Renditen aus Wertpapieren bieten einen Ausweg - doch professioneller Rat ist teuer. Wie Privatanleger mit ruhiger Hand viele Profis schlagen.

Die Nullzinspolitik der EZB hat verheerende Folgen für Sparer: Wer Rücklagen in bar oder auf dem Tagesgeldkonto hält, muss wegen der aktuellen Inflationsrate mit einem jährlichen Wertverlust von einem Prozent rechnen. Investitionen in Wertpapiere bieten eine vielversprechende Alternative, um dennoch Zinsen für Erspartes zu bekommen. Zwar besteht bei jeder Wertpapieranlage ein Risiko – Investoren können es mit der richtigen Anlagestrategie jedoch beeinflussen.

Als unerfahrener Anleger ist es naheliegend, professionellen Rat hinzuzuziehen. Allerdings empfiehlt sich das nur in Ausnahmefällen: Eine unabhängige Beratung durch einen Bankberater ist wegen dessen Beteiligung an den Provisionen der vermittelten Produkte kaum möglich. Fondsmanager hingegen verlangen hohe Gebühren für Einstieg und Verwaltung des Portfolios, sodass nach ihrer Bezahlung der Vergleichsindex, an dem sich viele Fonds orientieren, im Durchschnitt höhere Renditen gebracht hätte. Zwar gibt es unabhängige Berater, für ihre Expertise verlangen sie jedoch, anders als die zuvor genannten, ein Honorar.

Für viele Anleger ist die Selbstverwaltung des eigenen Depots deshalb attraktiver - und bestenfalls auch lukrativer. Nach der Wahl eines den persönlichen Präferenzen entsprechenden Brokers sollten sich angehende Investoren zunächst mit verschiedenen Anlagestrategien auseinandersetzen. Denn ein selbstverwaltetes Portfolio ist nur erfolgreich, wenn man sich konsequent und zur rechten Zeit darum kümmert. Wer Zinsen auf sein Geld möchte, kommt daran aktuell nicht vorbei. Wir zeigen, wie Sie ihr Portfolio erfolgreich selbst managen können, ohne den ganzen Tag Nachrichten und Kursanalysen zu verfolgen.

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Börseneinsteiger sollten langfristig investieren

Eine Universalstrategie für den Wertpapierhandel gibt es nicht. Wie das Portfolio letztendlich aussehen sollte, hängt von der finanziellen Situation und den persönlichen Zielen des Investors ab. Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät zu einer passiven Anlagestrategie. Dabei geht es nicht darum, Entscheidungen anhand konkreter Markterwartungen zu treffen, sondern um langfristige Renditen. „Wenn man seine Investments selbst verwalten möchte, ist eine ruhige Hand sehr wichtig. Wer Aktien kaufen will, sollte breit gestreut investieren und sie möglichst lange halten“, erklärt Nauhauser.

Er rät, Verkäufe nur zu tätigen, wenn man das Geld brauche, oder sich die Risikobereitschaft verändere. Diese passive Anlagestrategie senke außerdem die Handelskosten, die bei häufigen Transaktionen anfallen und Gewinne erheblich schmälern können. Laut ihm solle man nicht versuchen, durch richtiges Timing oder vermeintliche Informationsvorsprünge Mehrrenditen zu erzielen. „Diese Fragen stellen sich nicht, weil Timing einfach nicht funktioniert. Es gibt keine verlässlichen Indikatoren, um den zukünftigen Verlauf des Aktienmarktes oder einzelner Aktien vorherzusagen“, sagt Nauhauser.

Auch Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, rät insbesondere unerfahrenen Anlegern davon ab, Trading-Strategien zu verfolgen, bei denen Wertpapiere in relativ kurzer Zeit gekauft und wieder verkauft werden. Ein Beispiel dafür ist die Momentum-Strategie, auf die laut Stephan aktuell viele Anleger setzen. Einfach formuliert kauft man dabei die Aktien, die in der jüngsten Vergangenheit gut gelaufen sind und versucht, sie zum richtigen Zeitpunkt zu verkaufen. Trading-Strategien hätten jedoch ihren eigenen Zyklus, sagt Stephan: „Für unerfahrene Anleger ist es fast unmöglich, den richtigen Zeitpunkt für die richtige Trading-Strategie zu erwischen. Daher rate ich davon ab und empfehle ein ausgewogenes Portfolio“.


Über Risikoneigung, Kursschwankungen und Anlageklassen

Risikobereitschaft ist bei der Anlagestrategie richtungsweisend

Risiko und Rendite sind zwei Seiten derselben Medaille: „Es gibt derzeit keine Geldanlage, mit der man risikolos Gewinne erwirtschaftet, die sicher über der Inflationsrate liegen“, erklärt Nauhauser. Wer abzüglich der Inflation positive Renditen erzielen wolle, müsse bereit sein, Risiken einzugehen. Auf dem Aktienmarkt gäbe es langfristig die höchsten Erträge für Anleger - im Vergleich zum Handel mit sicheren Zinspapieren sei eine langfristige Mehrrendite von vier Prozent zu erwarten. Diese Risikoprämie des Aktienmarktes gegenüber festverzinslichen Bonds nennt man Equity Premium.

Allerdings handele es sich dabei nur um einen Erwartungswert, man könne keinesfalls davon ausgehen, dass das Equity Premium innerhalb eines Jahres oder nach zehn Jahren bei genau vier Prozent jährlich liege. Auf lange Sicht sei eine Mehrrendite in dieser Größenordnung jedoch für verschiedene Aktienmärkte beobachtet worden, sagt Nauhauser.

Auch der Chefanlagestratege Stephan glaubt, dass viele Anleger Gefahr liefen, Vermögenswerte und Kaufkraft zu verlieren, wenn sie im Nullzinsumfeld Aktien nicht stärker als Anlagealternative nutzen. „Wer bei niedrigen Zinsen mit Anlagen Geld verdienen will, muss auch Aktien kaufen“, sagt Stephan. Das Risikoprofil jedes einzelnen Kunden müsse man dabei als Berater strikt beachten. Das gilt natürlich auch für Selbstverwalter - die Frage, wie riskant das Portfolio aufgebaut sein sollte, hängt von den individuellen Präferenzen ab.

Wer Aktien will, muss Kursschwankungen aushalten

„Die historischen Daten zeigen, dass ein weltweit gestreutes Aktienportfolio wie es beispielsweise der Aktienindex MSCI World abbildet, einen zwischenzeitlichen maximalen Wertverlust von rund 50 Prozent aufweist“, sagt der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ausgehend von diesem Wert sollten Börseneinsteiger überlegen, wie viel ihres Kapitals sie riskieren möchten. Nauhauser rät: „Wenn man 50 Prozent als zwischenzeitliches Minus akzeptiert, kann man das gesamte Kapital am Aktienmarkt anlegen, sofern man breit diversifiziert“.

Bei niedrigeren Verlustbereitschaften sollte das Portfolio hingegen stabilisierende Anlageklassen enthalten. Könne man zum Beispiel nur für zehn Prozent des angelegten Betrags Verluste tragen, solle man nur 20 Prozent des Portfolios in Aktien halten, sagt Nauhauser: „Den Rest sollte man zum Beispiel in sichere Zinspapiere investieren. Auch wenn sie die Inflation aktuell nicht schlagen, kommt man um diese Wertpapiere nicht herum, wenn man Kursverluste begrenzen will“, sagt Nauhauser.

Diese sogenannten Bonds sind meist festverzinsliche Wertpapiere wie beispielsweise Staats- oder Unternehmensanleihen. Einige Direktbanken böten für Festgelder und Sparbriefe immerhin noch Zinssätze von einem halben bis zu einem Prozentpunkt. Eine Übersicht über die verschiedenen Angebote kann man sich über Vergleichsportale bei Direktbanken verschaffen.

Der Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank rät risikofreudigen Anlegern aktuell einen Aktienanteil von 75 Prozent ins Portfolio zu nehmen. Dafür empfiehlt er Wertpapiere aus den USA, Europa und Asien. 17 Prozent sollten laut Stephan in Renten, also festverzinslichen Bonds, vor allem aus Amerika investiert werden. Die restlichen acht Prozent solle man in Rohstoffe anlegen.

Stephan empfiehlt Investoren, die ein möglichst geringes Risiko eingehen möchten, dem Portfolio einen Aktienanteil von 22,5 Prozent beizumischen. Diesen Anlegern rät er „zu einem Rentenanteil von 75 Prozent – es bieten sich breit gestreute Rentenfonds an“. Rentenfonds sind gemanagte Investmentfonds, die ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere investieren.

Tatsächlich kann sich ein aktives Management der Rentenanteile des Portfolios gerade bei niedrigem Zeitinvestment des Privatanlegers lohnen: Angesichts der niedrigen bis negativen Zinsen im Euroraum kann dieser Baustein mit einer kaufen-und-halten Strategie kaum Renditen erzielen. Zudem tragen professionelle Anleger geringere Handelskosten für Anleihen.


Aktien, Anleihen, Gold und Geld im richtigen Verhältnis

Beide Finanzexperten empfehlen, dem Portfolio Gold beizumischen. Nicht wegen besonders attraktiver Renditen, auf Jahrzehnte gesehen lägen sie laut Nauhauser nicht viel höher als die Inflationsrate. Die Experten sehen in Gold vielmehr eine Art Krisenwährung, die in Zeiten, in denen die Aktienmärkte schlecht laufen, das Portfolio stabilisieren können. Tatsächlich entwickelt sich der Goldkurs oft spiegelbildlich zu den Aktienkursen, weil Anleger dort einen sicheren Hafen suchen. Laut Chefanlagestrategen Stephan sollten risikofreudige Anleger acht, risikoscheue 2,5 Prozent Gold im Portfolio haben. Nauhauser empfiehlt einen Anteil von etwa fünf bis zehn Prozent.

Anleger, denen die Wahl zwischen einem großen Aktienanteil im Portfolio und den fest-, aber niedrigverzinsten Bonds nicht gefällt, haben neben vielen riskanten und anfängerungeeigneten Finanzprodukten, wie beispielsweise Optionsscheinen oder Contracts for Difference (CFDs), auch die Möglichkeit in offene Immobilienfonds zu investieren. Dabei kauft eine Fondsgesellschaft mit dem Geld der Anleger mehrere Immobilien. Dann werden die Mieteinnahmen nach Abzug der Kosten an die Investoren weitergegeben.

Zwar gerieten einige dieser Fonds in der Finanzkrise 2009 in Schieflage, als etliche Investoren ihr Kapital nahezu gleichzeitig abzogen. So etwas ist heute allerdings nicht mehr möglich - nach der Krise wurden Haltefristen eingeführt. Dadurch werden solche Fonds zwar stabilisiert, allerdings ist ein direkter Zugriff auf das angelegte Geld nicht mehr möglich. „Der Vorteil gegenüber Zinspapieren besteht darin, dass man sein Kapital nicht verleiht und dann auf Zins- und Rückzahlung hofft, sondern in Immobilien investiert und von Mieteinnahmen und Wertsteigerungen profitiert“, fasst Nauhauser zusammen.

Solide und erfolgreich: das WirtschaftsWoche-Mischdepot

Seit vielen Jahren empfiehlt die WirtschaftsWoche eine Depotstruktur und ein Portfolio, das vor allem auf Verlässlichkeit ausgelegt ist und an dem sich angehende Anleger orientieren können. Seit 2012 hat das Depot 5,3 Prozent Rendite pro Jahr gebracht – wäre der Ansatz noch früher verfolgt worden, hätte die Jahresrendite bis heute bei allen Startjahren seit 2000 zwischen fünf und acht Prozent gelegen. Der Aufbau ist simpel: Je 30 Prozent stecken in Aktien des MSCI Weltaktienindex und in Anleihen großer und relativ finanzstarker Unternehmen, die in Euro ausgegeben werden.

25 Prozent des Depotwertes werden in Gold und 15 Prozent in Tages- oder Festgeld als Stabilitätsanker vorgehalten. Immer zum Jahresbeginn werden durch Kauf und Verkauf on Anteilen wieder die Ausgangsproportionen hergestellt. Stark gestiegene Anlageklassen werden zurückgestuft, damit sie keine Unwucht ins Depot bringen, zurückgebliebene Anlageklassen aufgestockt, um von einer späteren Erholung zu profitieren. So vermeiden Anleger, sich von Herdentrieben an der Börse anstecken zu lassen.

Klassische Anfängerfehler vermeiden

Viele Börseneinsteiger tendieren bei der Zusammenstellung des Portfolios zu einer Übergewichtung von heimischen Aktien, dem sogenannten Home Bias. Diese Heimatmarktneigung birgt unnötige Risiken, da sie das Portfolio anfällig für Kursschwankungen innerhalb eines einzelnen Marktes macht. „Generell gilt, dass ein Portfolio breit aufgestellt sein sollte. Das bezieht sich nicht nur auf verschiedene Anlageklassen, sondern auch auf unterschiedliche Regionen und Sektoren“, sagt Chefanlagestratege Stephan. Auch Nauhauser betont: „Diversifikationsmöglichkeiten sollte man nutzen, denn dadurch kann man bei gleicher Renditechance die Risiken senken“.

Streut man seine Wertpapiere über mehrere Märkte, kann man das Risiko effektiv verringern. Wenn sich beispielsweise der Handelskrieg zwischen den USA und China verschärft und importabhängige Unternehmen dadurch benachteiligt werden, profitiert der europäische Markt. Ein gut gestreutes Portfolio könnte dadurch etwaige Verluste auf dem US-Markt durch europäische Kursgewinne ausgleichen oder zumindest verringern.

Chefanlagestratege Stephan betont, es sei wichtig, sich keine falschen Illusionen über hohe Renditen zu machen: „Man sollte nicht glauben, dass man an der Börse das schnelle Geld machen kann. Denn Vermögensaufbau ist kein Sprint, sondern ein Marathon“.

Wem der Handel mit Wertpapieren selbst bei einer passiven Anlagestrategie zu riskant oder zeitaufwendig ist, muss sein Geld dennoch nicht auf dem Tagesgeldkonto liegen lassen. Börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETFs, bieten die Möglichkeit im Gleichschritt mit einem Börsenindex in ganze Märkte oder sogar in den globalen Markt zu investieren.