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Post-Chef Appel eckt mit neuer Vorstandsvergütung an

Die Aktionäre der Deutschen Post kritisieren massiv ein neues Vergütungssystem für ihren Vorstand. Dabei setzt es den Zahlungen erstmals eine Obergrenze.

Damit hatte Post-Chef Frank Appel wohl kaum gerechnet. Erstmals in der Geschichte des Dax-Konzerns präsentierte er der Hauptversammlung ein Vergütungssystem, das seine eigenen Jahresbezüge auf acht Millionen Euro begrenzt. Für ordentliche Vorstände soll das „Cap“ ab sofort sogar bei nur fünf Millionen Euro liegen. Doch unter den Aktionärsvertretern fiel der Plan nahezu einhellig durch.

„Wir begrüßen zwar die Einführung eines Cap“, erklärte Daniel Vos von der Schutzgemeinschaft der Kleinanleger (SdK). „Die Kriterien für die Vergütung sind aber nicht durchschaubar.“ Da Aktionäre die Angemessenheit der Vergütung nicht überprüfen könnten, kündigte Vos an, werde man auf der Hauptversammlung gegen das neue Systems stimmen.

Seine Ablehnung signalisierte auch Roland Klose von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Die Relation zwischen Festvergütung und variablen Komponenten sei in dem vorgeschlagenen System nicht erkennbar, monierte er.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Post unter Vorsitz des scheidenden Wulf von Schimmelmann – ihn ersetzt nach der Hauptversammlung Ex-Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard – hatte mit der Begrenzung der Vorstandsgehälter auf massive Kritik reagiert.

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Durch Zuteilung mehrjähriger Aktienoptionen war Appel vor einem Jahr auf eine Vergütung von rund zehn Millionen Euro gekommen, während rund 10.000 Paketzusteller der Post trickreich in niedrigere Einkommensklassen gedrängt wurden. Aktionärsvertreter hatten danach lautstark eine Höchstgrenze bei der Vorstandsbesoldung gefordert.

Für das Geschäftsjahr 2017 bleibt die Obergrenze für Appel jedoch faktisch unwirksam. Laut Geschäftsbericht addierten sich seine Bezüge diesmal lediglich auf 7,8 Millionen Euro.

Nicht jedoch die Obergrenze stieß unter den Aktionären in Bonn auf schroffe Ablehnung, sondern die ihrer Meinung nach intransparenten Vergütungsziele.

„Das System ist viel zu kompliziert“, klagte der Bonner Kleinaktionär Gerd Helmrichs. „So wie es dargestellt wird, kann ich es nicht verstehen.“ Ein Problem, das er mit den Vertretern großer Investmentfonds teilt. „Wir können dem Vergütungssystem deshalb nicht zustimmen“, kritisierte Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS.

So soll sich die Vergütung zu 25 Prozent an „nichtfinanziellen Zielen“ ausrichten. Ausdrücklich genannt wird jedoch lediglich die Mitarbeiterzufriedenheit, andere Kriterien lässt der Geschäftsbericht 2017, wo eine detaillierte Beschreibung veröffentlicht wurde, im Dunkeln.

Zudem forderte der DWS-Vertreter vom Aufsichtsrat, einen Rückforderungs-Mechanismus („Claw Back Mechanismus“) im Vergütungssystem zu verankern – also die Möglichkeit, Boni nachträglich zurückzufordern.

Kritik gab es von ihm auch an dem neu zu wählenden Aufsichtsratsmitglied Günther Bräunig. Der Vorstandschef der bundeseigenen Förderbank KfW, die für den Bund knapp 21 Prozent der Post-Aktien hält, folgt seinem Amtsvorgänger Ulrich Schröder. Der 66-Jährige war im März einem Krebsleiden erlegen.

Doch gegen Bräunig regt sich Widerstand. Der KfW-Vorstandschef kommt nach den Recherchen Schmidts auf rechnerisch sechs Mandate in Führungsgremien großer Unternehmen, darunter bei der Deutschen Pfandbriefbank und der Deutschen Telekom.

Es sei sicherzustellen, fordert der DWS-Sprecher, „dass die unsere Interessen als Eigentümer vertretenden Personen über ausreichend Zeit und auch gedankliche Freiheit verfügen, ihrer kontrollierenden Aufsichts- und strategischen Beratungsrolle gerecht zu werden.“

Von der Kritik wird Bräunig erst mit Verzögerung erfahren. Auf der Hauptversammlung, die ihn in den Aufsichtsrat wählen sollte, fehlt er. Aus terminlichen Gründen.

Trotz der Kritik wurde das Vergütungssystem von der Hauptversammlung am Nachmittag mehrheitlich angenommen.