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Post-Chef Appel bestätigt den Amazon-Deal

Auf der Hauptversammlung der Deutschen Post in Bochum bricht Frank Appel sein Schweigen über die Lebensmittel-Zustellung in Deutschland – eine Kooperation mit Amazon. Auch anderswo will er kräftig expandieren.

Erst gestern noch gab sich Amazon-Vizepräsident Mike Roth beim Thema Lebensmittelzustellung in Deutschland verschlossen. „Wir planen dieses Geschäft sehr langsam, und das ganz bewusst”, sagte der Manager aus Seattle dem Handelsblatt. „Ich kann noch nicht sagen, wann es kommt.”

Auf der Hauptversammlung der Deutschen Post hörte sich das am heutigen Freitag bereits ganz anders an. Erstmals berichtete dort Vorstandschef Frank Appel, dass die konzerneigene Zustelltochter „Allyouneed Fresh” für das US-Internetkaufhaus genau in diesem Geschäft tätig wird – und bestätigte damit eine Meldung des Handelsblatts vor wenigen Wochen.

Danach sollen frische Supermarktartikel meist noch am Bestelltag an Privathaushalte geliefert werden. Gekühlt wird mit Trockeneis, das die Ware bis zu 48 Stunden frisch hält.
Das ehemalige Start-up Allyouneed Fresh, von der Deutschen Post Ende 2012 übernommen, unterhält sein Zentrallager im westböhmischen Bor – es verspricht dennoch in Deutschland schon jetzt Zustellungen innerhalb weniger Stunden. „Unser Angebot hat Amazon gut angenommen”, freute sich Appel gegenüber seinen Aktionären.

Viele von ihnen dürften sich an diesem Freitag allerdings vorgekommen sein wie auf der Hauptversammlung eines Automobilkonzerns. Wer dem Aktionärstreffen im Bochumer Ruhr-Congress folgen wollte, hatte sich seinen Weg zunächst durch mehrere Elektroautos zu bahnen.

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Neben dem gelben „Streetscooter”, der heute schon mit 2.600 Zulassungen über deutsche und niederländische Straßen fährt, präsentierte der Bonner Dax-Konzern erstmals auch Fahrzeugmodelle in weiß und rot – darunter einen Pritschenwagen, der für den Transport von Briefen und Paketen denkbar ungeeignet wäre.

„Bis Ende des Jahres werden wir die Kapazität in der Produktion von 10.000 auf 20.000 Fahrzeuge ausbauen”, klärte Vorstandschef Frank Appel in der Kongresshalle auf. „Und wir bieten unser Auto nun auch anderen an.” Kommunale Betriebe und strategische Partner seien bereits interessiert, erste Kunden sogar schon gefunden.


„Wollen wir nun der Tesla der Transportlogistik werden?”

Während Appel im Plenum für seinen Vorstoß ins Automobilgewerbe großen Applaus erhielt, zeigten sich einzelne Aktionärsvertreter verwundert. „Wollen wir nun der Tesla der Transportlogistik werden?”, fragte Roland Klose von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Ohne vorab auf das Geschäft im ersten Quartal einzugehen, bestätigte Appel seine Finanzprognosen. Beim Ertrag vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll es 2017 rund 3,75 Milliarden Euro geben, davon 1,5 Milliarden Euro aus dem Brief- und Paketgeschäft. Außerdem werde das Ebit zwischen 2013 und 2020 durchschnittlich um über acht Prozent pro Jahr steigen. Entsprechend steigt die Dividende für 2016 auf 1,05 Euro pro Aktie – nach 85 Cent im Vorjahr. „Mit diesem Unternehmen ist man gut bedient, wenn man es im Depot hat”, lobte Daniel Vos von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).

Zudem geht es mit der Expansion des Paketgeschäfts im Ausland kräftig voran. Nachdem DHL vergangenes Jahr in Thailand gestartet ist, um dort vom wachsenden Online-Versandhandel zu profitieren, werden seit kurzem auch Haushalte in Malaysia und Chile beliefert.

Die Sorge mehrerer Aktionäre, kauffreudige Wettbewerber wie UPS und FedEx könnten die Deutsche Post schon bald beim Umsatz überholen, wies Appel zurück. „Wir sind hervorragend aufgestellt”, sagte er. Den Vormarsch der US-Rivalen will er keineswegs durch teure Akquisitionen kontern. „Große Spieler wollen wir nicht kaufen”, stellte er klar.

Auch die Kritik an den ertragsschwachen Sparten „Supply Chain” (Lagerei) und „Global Forwarding/Freight” (Fracht und Spedition) ließ er nicht gelten. Während DSW-Vertreter Klose anregte, die zwei Sparten zu separieren, um sich auf das weit profitablere Geschäft rund um Express und Paketzustellung zu konzentrieren, hielt Appel dagegen. Noch sei man mit der Rendite der zwei Sparten nicht zufrieden – zumal die Marge bei einigen Wettbewerbern höher sei. Für Appel aber kein Trennungsgrund. „Wir sehen ein erhebliches Wertsteigerungspotenzial für die Sparten Supply Chain und Global Forwarding/Freight”, sagte er.