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Polo-Pferde, Traum-Finca und der Deal seines Lebens: So wurde Christian Völkers, der Makler der Luxusvillen, selbst zum Superreichen

Christian Völkers, Aufsichtsratschef von Engel & Völkers.
Christian Völkers, Aufsichtsratschef von Engel & Völkers.

Der Deal ist perfekt: Am Montag teilte das Private-Equity-Unternehmen Permira mit, dass es 60 Prozent am Hamburger Immobilienmakler Engel & Völkers übernimmt. Wie es in einer Pressemitteilung heißt, wird der Investor die Digitalisierung des Geschäftsmodells und die Internationalisierung des Franchise-Unternehmens weiter vorantreiben. Speziell sollen die Digitalangebote für Makler verbessert und interne Prozesse im Marketing, in der Mandats-Akquise und der Rekrutierung qualifizierter Immobilienmakler weiter technisiert werden.

Der Familie Völkers und den Mitgliedern des Vorstands bleiben damit etwa 40 Prozent der Anteile. Da das Unternehmen Medienberichten zufolge in Finanzkreisen mit etwa 700 Millionen Euro bewertet wird, dürfte vor allem einer an dem Deal gut verdient haben: Mitgründer Christian Völkers. Laut Konzernabschluss für das Jahr 2019 gehörten dem Mehrheitsgesellschafter insgesamt etwa 45 Prozent der Anteile, von denen er wohl einige an Permira verkauft haben dürfte. Vermutlich wird er rund 100 Millionen Euro durch den Deal seines Lebens erlöst haben.

Mit Engel & Völkers wurde der 66-jährige Unternehmer und aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende vor allem als „Makler der Superreichen“ („Frankfurter Allgemeine Zeitung“) bekannt und legt dabei auch Wert darauf, seine potenzielle Kundenklientel selbst abzubilden: Ein 500 Jahre altes Landhaus auf Mallorca, Begeisterung fürs Polo und stets perfekt gekleidetes Auftreten gehören zum Image. Ähnlich funktioniert es auch bei den über 800 Filialen von Engel & Völkers, die sich auf 30 Länder verteilen: Sie sollen immer gleich aussehen, wie es das „Private Banking Magazin“ 2016 schrieb. Das Firmenlogo in genormter Größe und Schrift, zwei Buchsbäume vor der Tür und ein nostalgisches Fahrrad. Denn Engel & Völkers sei „zum großen Teil Marke. Diese Marke muss einen Job machen“, sagte Völkers dem Magazin. Teil davon sei eben, „an jedem Stadnort als teurer Jakob aufzutreten“.

Erste Filiale eröffnet an der Hamburger Elbchaussee

Filiale von Engel & Völkers in Rottach-Egern am Tegernsee.
Filiale von Engel & Völkers in Rottach-Egern am Tegernsee.

Die Geburt der Marke Engel & Völkers mit ihrem perfekten Erscheinungsbild und ihrer genau genormten Kundenbetreuung entbehrt dabei nicht einer gewissen Tragik. Zu Beginn seiner Unternehmungen ist der aus dem Hamburger Stadtteil Blankense stammende Völkers nämlich eigentlich nicht allein. 1981 steigt er als 26-Jähriger nach einem BWL-Studium in das Unternehmen eines Jugendfreundes Dirk Engel ein. 1977 hatte der den Immobilienmakler Engel & Cie gegründet.

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Wie die „Wirtschaftswoche“ schreibt, ist Völkers schon in dieser Anfangszeit der Stratege, Engel der Außendienstler. Doch der Geschäftspartner erkrankt an einer schweren Depression und nimmt sich 1986 im Alter von nur 33 Jahren das Leben. „Ich vermisse ihn als Freund“, sagte Völkers 2019 der Wochenzeitung. Völkers übernimmt Engels Anteile und ändert den Namen des Unternehmens in Engel & Völkers. Noch heute ziert die Fassade der ersten gemeinsamen Filiale an der noblen Blankeneser Elbchaussee das Unternehmenslogo, obwohl der Hauptfirmensitz längst in die Hamburger Hafencity gewandert ist.

Geburt der Benimm-Fibel

An der Tragödie setzt aber auch die Genie-Erzählung ein: Völkers zieht sich nach dem Tod des Jugendfreundes in das Ferienhaus seiner Eltern auf Mallorca zurück und schreibt eine 300-Seitige Fibel. Detailliert legt die das äußere Erscheinungsbild der Firma fest, von den Buchsbäumen über das Äußere der Angestellten. „Die Telefonistin sollte nicht zu jung sein – ideal ist ein Alter zwischen 30 und 50 Jahren“, heißt es in dem Büchlein laut „Wirtschaftswoche“ beispielsweise. Und auch das, was Völkers bei der Wirtschaftszeitung später als „Fünf-Sterne-Betreuung“ bezeichnet, ist darin bereits angelegt: Mitarbeiter hätten beispielsweise aufzustehen, wenn ein Kunde eintritt. Und eine Wohnungsbesichtigung sollte nicht im Keller, sondern im Wohnzimmer enden, wo der Kunde auch mindestens einmal Platz genommen haben sollte, paraphrasiert es das „Private Banking Magazin“.

Anfangs erhält jeder Mitarbeiter ein Exemplar der Benimmregeln, ab 1996 besuchen sie eine unternehmenseigene Immobilienakademie, die auch der heutige Vorstandsvorsitzende Sven Odia durchlaufen habe. 1998 wird die Marke dann zum weltweiten Franchise-Unternehmen. Vom Courtageumsatz müssen sie 12,5 Prozent an Engel & Völkers abgeben, sagte Odia dem „Private Banking Magazin“. Nachdem es um die Jahrtausendwende ein geplanter Börsengang platzte und das Unternehmen beinahe bankrott gegangen wäre, begann es ab 2007 auch Luxusyachten zu vermitteln und ab 2015 Flugzeuge. Seit einiger Zeit hat es beispielsweise auch gehobene Coworking-Spaces im Portfolio. Weltweit lag der Courtageumsatz 2020 bei 937,4 Millionen Euro. Laut „Handelsblatt“ werden für 2020 Umsätze von über einer Milliarde Euro erwartet.

„Was ich tue, tue ich sehr intensiv, geschäftlich wie privat“

Aber Christian Völkers steht keinesfalls im Schatten seines Imperiums. In die Schlagzeilen geriet er – ebenfalls kurz nach der Jahrtausendwende – nach einer vermeintlichen Affäre mit Claudia Schiffer. „Was ich tue, tue ich sehr intensiv, geschäftlich wie privat“, sagte er „Capital“. Dabei hätte er sich eigentlich zur Ruhe setzen können, sobald die ersten zehn Büros profitabel liefen, so Völkers. Da habe er auch seine erste Million gehabt. Er habe aber fast alles reinvestiert.

Trotzdem hat es für die 500 Jahre alte Finca „Son Coll“, ein spanisches Landhaus mit großem Grundstück, auf Mallorca gereicht. Völker gab im Interview mit der „Schweizer Sonntagszeitung“ an, mit seiner Familie abwechselnd dort und in Hamburg zu leben und den Rest der Zeit geschäftlich in der Welt unterwegs zu sein. Die Finca habe er vor dem Kauf nicht betreten dürfen. Sie sei „der Schrottplatz des Ortes“ gewesen „eine verfallene Ruine“, so Völkers. Aber eben auch sein „Traumhaus“. Er habe sie dann mit der Zeit renoviert.

Und so bot sie bereits des Öfteren Platz für ein weiteres Hobby des Unternehmers: Polo. Völkers selbst war lange leidenschaftlicher Spieler und hat sogar internationale Turniere bestritten, wie die „Wirtschaftswoche“ schreibt. Im Interview mit „Capital“ war von 22 eigenen Polo-Pferden die Rede. Gemeinsam mit Land Rover unterhält Engel & Völkers außerdem eine eigene Polo-Schule und veranstaltet diverse Turniere, unter anderem in Berlin und in der Vergangenheit auch vor der Kulisse seiner Finca. Dabei werden dann eben auch Kunden betreut, sagt Völkers in einem Video.

https://www.youtube.com/watch?v=AK6_gw8YIsc

Dieser private Kontakt mit den reichen Käufern, der – wie Völkers der „Wirtschaftswoche“ sagte – auch schon mal zu einem gemeinsamen Urlaub oder Situationskäufen neuer Ferienhäuser führte, ist Markenzeichen des Unternehmens. Auch wenn Völkers selbst vom „Häusersammeln“ der Superreichen nicht viel halte. „Immobilien müssen bewohnt werden“, sagte er der Zeitung. Wie das Unternehmen diese klassische Herangehensweise mit seinem stärkeren Vorstoß in die Welt des Digitalen verbindet, wird sich nach der Übernahme zeigen.