Politiker kritisieren Adidas – Twitter-Nutzer rufen zum Boykott auf
Die Ankündigung des Konzerns, die Mieten nicht mehr zu bezahlen, hat einen Shitstorm auf Twitter ausgelöst. Auch Politiker sind empört.
Die Ankündigung von Adidas, wegen der Coronakrise die Mietzahlungen für seine Läden zu stoppen, stößt bei Politik und Bevölkerung auf wenig Verständnis. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte der „Bild“: „Ich bin enttäuscht von Adidas. Ich bin sehr enttäuscht.“ Die Ankündigung des Konzerns sei eine völlig inakzeptable Botschaft, so Scheuer. Adidas habe in den vergangenen Jahren große Gewinne gemacht. „Es sind ja nicht nur die großen Immobilieneinrichtungen, sondern auch kleine, die als Privatpersonen an Adidas vermieten – und die bleiben dann auf ihren Kosten sitzen“, sagte Scheuer.
#mondayforpeople Dies ist ein Aufruf zum Boykott gegen die Firma ADIDAS und DEICHMANN. Milliardengewinne einfahren, dass „Corona-Mietaussetzungsgesetz“ des Bundestages für Klein- und Mittelständisches Unternehmen in Anspruch nehmen. Pfui. Schämen Sie sich. Bitte weiterleiten.
— Ralf Kleindienst (@RalfKleindienst) March 28, 2020
Neben dem Sportartikelhersteller haben auch Handelsketten wie Deichmann und H&M sowie Konkurrent Puma die Mietzahlungen eingestellt. Adidas verweist auf den ausbleibenden Umsatz, da weltweit Läden geschlossen sind. Deichmann sprach von einer „präventiven Maßnahme, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten“.
PAY YOUR RENT!
— Blanchebiche (🏡) (@Blanchebiche) March 29, 2020
Das Gesetz war nicht für finanzstarke Konzerne gedacht
Die Kritik richtet sich aber vor allem gegen den Sportartikelhersteller. So empört sich auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD): „Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht akzeptabel“, sagte sie am Samstag in Berlin.
Die Corona-Hilfsgesetze böten dafür keine Grundlage. Es gelte weiterhin: „Mieter müssen selbstverständlich ihre Miete zahlen. Falls sie tatsächlich infolge der Krise in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten geraten, kann ihnen lediglich für einen begrenzten Zeitraum nicht gekündigt werden.“
Gerichte könnten überprüfen, ob die Voraussetzungen hierfür vorliegen, fügte Lambrecht hinzu. Mieter seien gut beraten, mit ihren Vermietern nach einer einvernehmlichen Lösung zu suchen, wenn sie tatsächlich in Zahlungsschwierigkeiten seien.
Kritisch äußerte sich auch Finanzminister Olaf Scholz (SPD): „Es irritiert, wenn große Unternehmen einfach so einen Mietzahlungsstopp verkünden“, sagte Scholz der „Bild am Sonntag“. „Jetzt ist die Zeit der Kooperation. Zu einer guten Geschäftsverbindung gehört auch, sich in schweren Zeiten miteinander zu verständigen. Mein Rat: zusammensetzen und mit den Vermietern oder den Lieferanten gemeinsam überlegen, wie man durch diese Krise kommt.“
Aufrufe zum Boykott
Auf Twitter wurden am Wochenende die Hashtags #Adidas, #AdidasBoykott und #NiemehrAdidas populär. Viele Twitter-Nutzer empörten sich über die Ankündigung des Konzerns und riefen teilweise zum Boykott des Sportartikelherstellers auf.
Das hier waren übrigens die letzten @adidas , die wir gekauft haben. Als globaler Konzern mit 3,2 Milliarden Gewinn 2019 eine Schutzvorschrift für MieterInnen in Existenznot auszunutzen, ist schäbig. #coronavirus
@BMJV_Bund pic.twitter.com/0OoKHvFZxO— Katarina Barley (@katarinabarley) March 28, 2020
Ich habe @adidas immer gern getragen. Das ist jetzt vorbei. Ein Gesetz für den Schutz von Mieterinnen und Mietern zu nutzen, um keine gewerbliche #Miete mehr zu zahlen, obwohl der #adidas Konzern Gewinne in Milliardenhöhe macht finde ich unter aller Sau. #CoronaLockdown #Corona pic.twitter.com/5vaci93FRh
— Tiemo Wölken🇪🇺 (@woelken) March 28, 2020
Auch die beiden SPD-Europaabgeordneten Katarina Barley und Timo Wölken verkündeten auf Twitter, dass sie beide ab sofort Adidas boykottieren werden. „Als globaler Konzern mit 3,2 Milliarden Gewinn eine Schutzvorschrift für MieterInnen in Existenznot auszunutzen ist schäbig“, schrieb Barley auf Twitter. Wölken twitterte, dass das Verhalten des Sportartikelherstellers „unter aller Sau“ sei.
Video: Betrüger im Corona-Modus: Interpol warnt vor steigender Kriminalität
Mit Agenturmaterial.