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Pleiten in der Autobranche nehmen zu

Die Zahl der Insolvenzen ist zuletzt gestiegen, wie eine exklusive Auswertung zeigt. Experten rechnen mit einem schwierigen Sommer für Zulieferer.

Im portugiesischen Autowerk von Volkswagen läuft der Betrieb wieder - mit Mundschutz. Viele andere Werke in Europa sind aber noch geschlossen.  Foto: dpa
Im portugiesischen Autowerk von Volkswagen läuft der Betrieb wieder - mit Mundschutz. Viele andere Werke in Europa sind aber noch geschlossen. Foto: dpa

Die Covid-19-Pandemie hinterlässt Spuren bei Autozulieferern. Im Mai wurden bisher weltweit täglich fünf Insolvenzen gemeldet – 46 Prozent mehr als im April. Das geht aus einer Analyse der Beratung Resilience360 hervor, einer Ausgründung des Logistikers DHL, die weltweit Lieferketten auf Risiken hin untersucht.

Der Strukturwandel in der Branche hat viele Betriebe schon seit längerem in Bedrängnis gebracht. Die Coronakrise hat die Autoabsätze nun weltweit massiv einbrechen lassen - und bringt viele Zulieferer in Existenznot. Zuletzt hatte in Deutschland beim Nürnberger Autospiegelhersteller Flabeg und bei der hessischen Poppe-Veritas-Gruppe der Insolvenzverwalter das Kommando übernommen.

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Um der Ansteckung mit dem Virus vorzubeugen, haben Autohersteller und Zulieferer in Europa und den USA ihre Produktion in großen Teilen unterbrochen. Laut der Resilience360-Analyse schlossen Autobauer ihre Werke am längsten in den Ländern, in denen es die meisten Corona-Sterbefälle gab: In Italien waren sie im Schnitt 54 Tage dicht, in Großbritannien 51, in Frankreich 49 Tage. In Deutschland waren die Werke im Schnitt 39 Tage lang geschlossen. Das hatte Folgen: In Österreich brach die Produktion im April um mindestens 60 Prozent ein, in Deutschland um über 85 Prozent, in Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien um mindestens 95 Prozent.

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Immerhin fährt die Produktion in Europa inzwischen wieder hoch: In Spanien, Schweden und der Türkei etwa sind nahezu alle Werke wieder in Betrieb. In Deutschland arbeiten 39 von 49 Werken wieder. Stillstand herrscht noch bei vielen Autoherstellern unter anderem in Großbritannien, Italien und Frankreich.

Bittere Monate voraus

Neben der mangelnden Nachfrage belasten die Branche auch die gestörten Lieferketten. Zuerst fehlten wochenlang Teile aus China, als dort die Epidemie ihren Höhepunkt erreichte. Dann brachen die weltweiten Transportnetze zusammen. Vor allem mangelnde Flugfracht-Kapazitäten machen der Autobranche aktuell Probleme.

Die auf Restrukturierungen spezialisierte Unternehmensberatung AlixPartners sieht deshalb weitere harte Monate auf die Zulieferer zukommen. Selbst wenn es in den kommenden Monaten gelingen sollte, die Pandemie einzudämmen und zu kontrollieren, so das Fazit einer neuen Studie der Beratung, würden im laufenden Jahr weltweit 19 Prozent weniger Autos verkauft als 2019. Das wären 17 Millionen Autos weniger als im vergangenen Jahr. Werde die Pandemie 2020 nicht erfolgreich eingedämmt, drohe sogar ein Absatzrückgang um 26 Prozent (minus 23 Millionen Autos).

In Europa beträgt das Minus im optimistischen Fall 25 Prozent, im negativen Szenario 35 Prozent.

Absatzrückgänge in diesem Umfang sind für die meisten Zulieferer hochgefährlich. Ein typischer Zulieferer gerate spätestens nach drei bis vier Monaten Produktionsausfall in die roten Zahlen, sagt Elmar Kades, Managing Director bei AlixPartners.

Im Sommer könne die Lage für viele Zulieferer kritisch werden, wenn sie die Produktion wieder hochfahren – also zusätzliche Kosten haben – aber noch keine Erlöse von ihren Kunden erhalten. Ausgerechnet Zulieferer, die bereits stark auf Zukunftsthemen wie Elektroautos und automatisiertes Fahren umgestellt hätten, könnten dabei besonders hart getroffen werden, weil sich die Einführung dieser Technologien durch die Krise verzögert.

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