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Plattform „Ocean“: Arbeitnehmer verbünden sich gegen Lufthansa

Die Belegschaft fürchtet, dass der Tarifvertrag unterlaufen werden soll. Auch die Arbeitnehmervertreter von Tuifly und Condor unterschreiben einen Brief an die Regierung.

Mit ihrer neuen Plattform „Ocean“ will die Lufthansa stärker als bisher in den Tourismusverkehr drängen. Dagegen machen jetzt die Personalvertretungen, Betriebsräte und Gewerkschaften der Luftfahrtbranche mobil. In einem Schreiben an die Bundeskanzlerin, die Wirtschafts-, Finanz- und Verkehrsminister sowie weitere Politiker in Berlin rufen sie dazu auf, das Vorhaben notfalls durch politische Intervention zu stoppen.

Durch das Vorgehen würden „nicht nur die Tarifstrukturen der Angestellten der Lufthansagruppe nachhaltig bedroht, sondern darüber hinaus die Existenz der ebenfalls mit Staatshilfen unterstützten deutschen Ferienflieger Condor und Tuifly“, heißt es in dem Brief. Und weiter: „Wir (...) bitten Sie, Ihren Einfluss – auch in den Aufsichtsräten und im Sinne der Steuerzahler – zu nutzen, um diese Fehlentwicklung zu stoppen.“

Mit „Ocean“ will Lufthansa die Marktposition im Tourismus stärken. Unter der neuen Betriebsplattform sollen touristische Mittel- und Langstreckenziele ab den Drehkreuzen in Frankfurt und München angeflogen werden. Bisher wurden diese Strecken von der Tochter Eurowings angeboten. Auch künftig wird dieser Verkehr wohl unter der Marke Eurowings stattfinden.

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Aber gesteuert wird das Ganze von der Kernmarke Lufthansa, auch um deren Vertriebskraft nutzen zu können. Für das Lufthansa-Management ist „Ocean“ deshalb nur die Fortsetzung eines bisher schon bestehenden Angebots. Zudem verweist man darauf, dass die Entscheidung für „Ocean“ schon vor Beginn der Pandemie getroffen wurde.

Die Gewerkschaften hingegen fürchten, dass mit „Ocean“ bestehende Tarifverträge unterlaufen werden sollen. Tatsächlich müssen sich die Piloten etwa von Sun Express, die diese Strecken bisher für Eurowings geflogen sind, neu bewerben. Sie haben eine sechsmonatige Probezeit und bekommen zunächst lediglich einen Zweijahresvertrag.

Sorge, dass es zu einem Verdrängungswettbewerb mit Steuergeldern kommt

Zudem besteht auf Arbeitnehmerseite die Sorge, dass das Management künftig Wachstum nur noch bei der neuen Plattform stattfinden lässt. Wegen der Pandemie gehen Experten davon aus, dass der Privatreiseverkehr als Erstes und am stärksten zurückkehren wird. Der Geschäftsreiseverkehr, der für die Kernmarke Lufthansa bisher von zentraler Bedeutung war, wird wohl erst später und wahrscheinlich nicht mehr im vollen Umfang zurückkommen.

Auffällig ist, dass das Schreiben an die Bundesregierung nicht nur von den Arbeitnehmervertretern der Lufthansa-Gruppe unterzeichnet ist, sondern auch von denen von Tuifly und Condor. Damit wird auf einen weiteren, durchaus sensiblen Punkt beim Projekt „Ocean“ hingewiesen: dass die Lufthansa – gestützt mit Staatsgeld – gegen zwei andere Unternehmen antritt, in die ebenfalls Steuergeld gegeben wurde.

Auch wenn die Pläne vor Corona beschlossen wurden, die Pandemie hat die Rahmenbedingungen massiv verändert. Lufthansa wurde mit neun Milliarden Euro von den Ländern Deutschland, der Schweiz, Belgien und Österreich gestützt, Tuifly hat ebenfalls Staatshilfe bekommen und gerade an diesem Mittwoch grünes Licht für weitere Finanzhilfen bekommen. Und auch Condor hat Staatshilfe erhalten.

Es sei den Bürgern und Mitarbeitern kaum zu vermitteln, „warum Steuergelder zum Erhalt der großen deutschen Luftfahrtgesellschaften investiert werden, wenn anschließend genau damit vom größten Staatshilfeempfänger der Branche ein Verdrängungswettbewerb finanziert wird“, heißt es in dem Brief. Unterstützt wird die Aktion von den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC), UFO (Kabine) und Verdi (Bodenpersonal).