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Sie pitchten als Schüler bei DHDL – das machen diese Junggründer heute

Die vielen Auftritte junger Gründer in „Die Höhle der Löwen“ zeigen: Die Show macht das Berufsfeld Unternehmer für die breite Bevölkerung sichtbar. - Copyright: RTL Now / Gründerszene
Die vielen Auftritte junger Gründer in „Die Höhle der Löwen“ zeigen: Die Show macht das Berufsfeld Unternehmer für die breite Bevölkerung sichtbar. - Copyright: RTL Now / Gründerszene

Für den TV-Sender Vox ist das Pitch-Format "Die Höhle der Löwen" eine Erfolgsgeschichte. Knapp zwei Millionen Menschen fiebern bis heute jede Woche mit, wie Gründer – mal mehr, mal weniger überzeugend – um Startkapital für ihre Idee pitchen. Auch hat die Show dazu beigetragen, die breite Bevölkerung für Startups und das Berufsfeld Unternehmer zu sensibilisieren. Das zeigt sich schon daran, dass seit Jahren immer wieder auch Teenager in "Die Höhle der Löwen" auftreten.

Ihre Ambitionen stehen denen erwachsener Gründer häufig in nichts nach: Sie wollen sechs- bis siebenstellige Summen von den Investoren eintreiben, träumen davon, ins Ausland zu expandieren, von Millionenumsätzen im Handel und womöglich dem fetten Exit. Die Bilanz zeigt jedoch: Gelungen ist das bisher nur sehr wenigen Teenie-Gründern. Gründerszene hat die jüngsten Teilnehmer der Show aus den vergangenen Jahren gesammelt und nachgeforscht, was aus ihnen geworden ist.

Jonas Kuball, Florian Hillger und Ruben Hoffmann (Bob Barrel)

Sie gehörten zu ersten Jungstars der Show: 2014, in der ersten Staffel, stellten die damaligen Abiturienten Jonas Kuball, Florian Hillger und Ruben Hoffmann (jeweils 19) ihr Produkt „Bob Barrel“ vor – eine Limonade aus Ahornsirup. Nach eigenen Angaben hatten sie bereits 800 Kisten ihres Softdrinks an Großhändler im Raum Dresden verkauft. Nun hofften Kuball, Hillger und Hofmann auf den nächsten Wachstumsschub: 40.000 Euro für 20 Prozent ihrer Firmenanteile wollten sie von den TV-Investoren kassieren. Das entsprach einer Unternehmensbewertung von 200.000 Euro.

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Zwar zeigten sich die Löwen um Reiseunternehmer Vural Öger von Bob Barrel angetan. Ihnen schmeckte die Limo. Als sie die Schüler nach den Herstellungskosten fragten, wiegelten diese jedoch ab. „Betriebsgeheimnis“, hieß es. Daraufhin stiegen alle fünf Löwen aus. Es kam zu keinem Deal.

Wie ging es für die „Bob Barrel“-Gründer weiter? Über den Verkauf an Großhändler in Dresden kam ihre Limonade später nicht hinaus. Auch eine Crowdfunding-Kampagne scheiterte. 2015 – knapp drei Jahre nach der Gründung – machten die drei Teenager ihre Firma dicht. Sie gingen anschließend getrennte Wege. Jonas Kuball studierte Medizintechnik, schrieb seine Bachelorarbeit bei Siemens. Heute ist er Product Manager eMobility bei einem Ladesäulen-Hersteller in der Nähe von Nürnberg. Über seine einstigen Kompagnons ist nichts bekannt. Auf eine Anfrage von Gründerszene reagierte Kuball nicht.

Maxim und Raphael Nitsche (Math42)

Raphael (links) und Maxim Nitsche in "Die Höhle der Löwen". - Copyright: RTL Plus / Bernd-Michael Maurer
Raphael (links) und Maxim Nitsche in "Die Höhle der Löwen". - Copyright: RTL Plus / Bernd-Michael Maurer

2015 stellten Raphael (18) und sein Bruder Maxim Nitsche (17) den Löwen ihre Smartphone-App Math42 vor. Die erklärte Schülern mithilfe eines Algorithmus den Lösungsweg für schwierige Matheaufgaben – ein schon damals beliebtes Tool mit vielen Downloads in Apples App Store. Um das Unternehmen größer zu machen, forderten die Nitsches die damalige Rekordsumme von zwei Millionen Euro von den Löwen. Im Gegenzug boten ihnen die beiden Berliner eine Beteiligung in Höhe von 20 Prozent an.

Die TV-Juroren waren begeistert von den Mathegenies. Der Investor Frank Thelen glaubte gar „die nächsten Zuckerbergs“ vor sich zu haben. Gemeinsam mit dem Reiseunternehmer Vural Öger stellte er die gewünschte Investitionssumme in Aussicht, verlangte jedoch 30 Prozent der Anteile. Das war den Nitsches zu viel, zumal ihre Firma bis dato noch ihrem Vater gehörte. Raphael und Maxim Nitsche verließen die Show ohne ein Investment.

Geschadet hat den Junggründern das allerdings nicht. Befeuert durch die Werbewirkung der Show blieb Math42 weiter eine der erfolgreichsten Lern-Apps auf Smartphones. 2017 – zwei Jahre nach dem Auftritt in der Show – kaufte der US-Konzern Chegg die Firma der Nitsches für 20 Millionen Euro. Raphael und Maxim wurden zu Millionären. Inzwischen sind beide in den Mittzwanzigern und verfolgen ein neues Projekt: Beide bereiten den Start der Nachrichten-App Deep, ehemals News42 vor.

Tobias Gerbracht (Catch up)

Tobias Gerbracht präsentiert eine Filtervorrichtung für Staubsauger. - Copyright: RTL Plus / Bernd-Michael Maurer
Tobias Gerbracht präsentiert eine Filtervorrichtung für Staubsauger. - Copyright: RTL Plus / Bernd-Michael Maurer

Als zweimaliger Sieger des „Jugend forscht“-Wettbewerbs wagte sich Tobias Gerbracht (20) 2018 in die Pitch-Show. Im Gepäck hatte der Wuppertaler seine Erfindung Catch up, einen Staubsaugerfilter, der etwa Legosteine in einen separaten Behälter abführte. Sein Angebot an die Löwen: 35 Prozent an seinem noch zu gründenden Unternehmen für 100.000 Euro.

Die Erfindung von Gerbracht fand schnell Fürsprecher. Allen voran Ralf Dümmel: Der Handelsexperte setzte sich vehement für eine Zusage von Gerbracht ein, in das Unternehmen des 20-Jährigen investieren zu dürfen. Dafür war er auch bereit, die gestellten Konditionen zu akzeptieren. Mit Erfolg: Gebracht entschied sich für Dümmel als Investor. Er war damit der erste Junggründer, der auch tatsächlich einen Deal mit einem Löwen einging. Gerbracht konnte dank Dümmel nun darauf setzen, dass sein Staubsaugeraufsatz in tausenden Ladengeschäften angeboten wird.

Die spätere Vertriebsoffensive blieb jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. Bereits zwei Jahre nach dem Auftritt machten Gerbracht und Dümmel das Unternehmen wieder dicht. Dazu Gerbracht: „Der Deal war für mich persönlich ein riesiger Erfolg, weil ich mein Produkt ohne die Hilfe von Ralf Dümmel nicht hätte auf den Markt bringen können. Leider wurde das Produkt aber nicht so gut vom Endverbraucher angenommen wie erhofft, sodass wir den Catch up nicht nachproduziert haben.“

Heute arbeitet Gerbracht als freiberuflicher 3D-Konstrukteur für verschiedene Auftraggeber. Unter anderem für ein Ingenieurbüro in Dortmund.

Maximilian Rongen (Plantbreak)

2019: Der damals 17-jährige Schüler Maximilian Rongen pitcht einen Fitness-Riegel. Unterstützt wird er von seinem Vater. - Copyright: RTL Plus / Bernd-Michael Maurer
2019: Der damals 17-jährige Schüler Maximilian Rongen pitcht einen Fitness-Riegel. Unterstützt wird er von seinem Vater. - Copyright: RTL Plus / Bernd-Michael Maurer

Ungewöhnliche Kombination: Gemeinsam mit seinem Vater trat Maximilian Rongen im Herbst 2019 vor die TV-Jury. In Eigenregie hatte der 17-jährige Schüler einen veganen Fitnessriegel namens Plantbreak entwickelt. Um den Snack in den Einzelhandel zu bringen, erhoffte sich Rongen ein Investment in Höhe von 50.000 Euro. Im Tausch bot er einem oder mehreren Löwen 20 Prozent der Firma an, die bis zu Rongens Volljährigkeit noch auf seinen Vater lief. Deshalb auch der Doppelauftritt.

Die Juroren zeigten sich fasziniert vom Engagement des Schülers. Doch als sie den Riegel probierten, verflog die erste Euphorie schnell. "Ist ein bisschen trocken", sagten die Investoren übereinstimmend. Dennoch glaubte zumindest Ralf Dümmel an die Fähigkeiten von Rongen: Der Handelsunternehmer bot dem 17-Jährigen die gewünschten 50.000 Euro für 20 Prozent – es kam zum Handschlag.

Doch auch die Fitnessriegel konnten sich nicht am Markt behaupten. Nach 100.000 verkauften Einheiten zogen Rongen und Dümmel den Stecker. Auf der Website von Plantbreak lassen sich die Riegel inzwischen nicht mehr ordern. Seit 2020 absolviert Maximilian Rongen ein Wirtschaftsstudium an der Elite-Universität St. Gallen in der Schweiz. Dazu hat er bereits einige Praktika gemacht, unter anderem bei KPMG und Bain & Company, beides große Unternehmensberatungen.

Rubin Lind (Skills4School)

Rubin Lind erklärt den Löwen seine Lern-App Skills4School. - Copyright: RTL Plus / Bernd-Michael Maurer
Rubin Lind erklärt den Löwen seine Lern-App Skills4School. - Copyright: RTL Plus / Bernd-Michael Maurer

Insgesamt 700.000 Euro wollten Georg Kofler und Carsten Maschmeyer 2019 in den jungen Gründer Rubin Lind investieren. Mit 19 Jahren hatte er bereits eine Weiterbildungsplattform (Skills4School) mit 35 Mitarbeitern aufgebaut. Lind erhoffte sich von dem Auftritt in der Show nicht nur Gratiswerbung, sondern suchte auch frisches Kapital für den weiteren Ausbau seines Unternehmens.

Das sagten ihm Kofler und Maschmeyer nach einem überzeugen Auftritt zu. Zu einer Unterschrift kam es aber nie. Wie Gründerszene berichtete, stellte Lind kurz vor Ausstrahlung der Sendung einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Der Grund: „Der Deal stand eigentlich, aber dann waren sich der Altgesellschafter und die neuen Gesellschafter uneinig“, so Lind. Nach rund drei Monaten hätten Maschmeyer und Kofler den Deal dann abgesagt. Skills4School war zahlungsunfähig.

Lind gelang jedoch die Rettung. Mithilfe eines Restrukturierers konnte der Gründer aus Hamm seine drei Jahre alte Lern-App vor dem Aus bewahren. Lind hat die Lernmal GmbH als neue Firma gegründet und mithilfe einer Finanzierung die Assets aus der alten Firma aufgekauft. Die App gibt es auch heute noch. Laut seines Linkedin-Profils konzentriert sich Lind inzwischen jedoch auf ein neues Projekt: Unter dem Namen Innophilia entwickelt er Apps, Websites und digitale Dienstleistungen für Unternehmen. Zu seinen Kunden gehören laut Website unter anderem Telekom, Flixbus und Klitschko Ventures.

Davis Zöllner und Berkay Cankiran (Taag)

Lauschen gespannt dem Feedback der Löwen: Die Taag-Gründer Davis Zöllner und Berkay Cankiran. - Copyright: RTL Plus / Bernd-Michael Maurer
Lauschen gespannt dem Feedback der Löwen: Die Taag-Gründer Davis Zöllner und Berkay Cankiran. - Copyright: RTL Plus / Bernd-Michael Maurer

Nicht weniger als eine Visitenkarte 2.0 wollten Davis Zöllner (17) und Berkay Cankiran (18) im vergangenen Jahr den Löwen schmackhaft machen. Ihr Konzept: Ein Sticker mit integriertem NFC-Chip, der – einmal auf die Handyrückseite geklebt – den Austausch von Kontaktdaten erleichtern soll. Für den Vertrieb ihrer Taag genannten Erfindung suchten die beiden Hamburger ein Investment von 50.000 Euro. Im Gegenzug sollte ein TV-Juror knapp ein Drittel der Anteile an ihrem Unternehmen bekommen.

Das überzeugte Carsten Maschmeyer. Der Investor sagte zu den genannten Bedingungen zu, warb zudem ausdrücklich mit seinen Kontakten in die Konzernwelt. Der Deal mit den beiden Junggründern kam anders als in vielen Fällen auch tatsächlich zustande. Noch heute sind die Taag-Produkte über den Onlineshop erhältlich. Sie kosten zwischen 20 und 40 Euro. Laut Linkedin sind sowohl Davis Zöllner als auch Berkay Cankiran weiterhin als Geschäftsführer aktiv.