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Philip Morris hofft auf gesundes Rauchen

Sie nennen es „Tabakerhitzungssystem“, gemeint ist die E-Zigarette und Philip Morris ist äußerst erfolgreich damit. Doch in den USA geraten die Anbieter der Vapors unter Druck: Zu viele Jugendliche finden Gefallen daran.

Wer morgens über einen Bahnsteig geht, dem mögen die Worte des Vorsitzenden der Geschäftsführung von Philip Morris Deutschland, Markus Essing, seltsam vorkommen: „Wir verfolgen die Vision einer rauchfreien Zukunft.“ Allein - unter den grauen Rauch der traditionellen Raucher mischt sich heute in der Öffentlichkeit der Dampf der E-Zigaretten mit seinem teils süßlichen Duft.

Die Tabakerhitzer, die Philip Morris vertreibt, heißen IQOS und sind nach Aussagen Essings „eine Erfolgsgeschichte“. In der EU zählt der Hersteller nach eigenen Angaben inzwischen 1,3 Millionen, die ihre Rauchgeräte unter anderem in Boutiquen erhalten können, die in der Gestaltung eher an Schuhläden oder Modegeschäfte erinnern.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2018 hat Philip Morris in der EU einen Umsatz von 577 Millionen US-Dollar erwirtschaftet mit diesen „risikoreduzierten Produkten“, wie der Tabakgigant die Geräte nennt. Weltweit lag der Umsatz bei 2,97 Milliarden Dollar.

Statt mit Tabak werden die E-Zigaretten des US-Konzerns mit sogenannten Heets betrieben. Allein in Deutschland werden monatlich 30 Millionen Stück davon verkauft. Nun ist die neueste Version des Gerätes erschienen, täglich kämen weltweit etwa 10.000 Nutzer hinzu, die teils, so bezeichnet es der Tabakkonzern, „das Rauchen damit komplett aufgegeben haben“. Angesichts der Reduktion von angeblich 90 Prozent aller Schadstoffe, betrachtet Philip Morris die ausschließlichen Nutzer der Tabakerhitzer wohl als Nichtraucher. 4300 Patente seien in der Entwicklung registriert und 4,5 Milliarden US-Dollar für Forschung ausgegeben worden. Dennoch bläst der Branche, die sich mit den klassischen Produkten unter immer stärkerem Druck sieht, der Wind ins Gesicht.

Nachdem die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA erklärt hat, sie wolle den Vertriebsweg für Vapors genauer prüfen, verlor der Kurs von Philip Morris in dieser Woche 1,4 Prozent. Hintergrund ist, dass in den USA die Zahl der Minderjährigen, die E-Zigaretten nutzen, gestiegen ist. Nach den US-Plänen sollen die oft aromatisierten E-Zigaretten künftig nicht mehr in normalen Geschäften oder an Tankstellen verkauft werden dürfen. Ausnahmen seien lediglich die Versionen mit den zwei Aroma-Varianten Menthol und Minze. Das ist der Furcht geschuldet, Nutzer dieser Varianten könnten bei einem Verbot stattdessen auf klassische Menthol-Zigaretten zurückgreifen.

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Die Werbekampagnen für E-Zigaretten weichen dramatisch von dem ab, was der Marlboro-Mann in der Vergangenheit propagierte. Und sie zielen laut allen Anbietern nie auf ein junges Publikum. Genau dies jedoch entdeckt zunehmend die E-Zigarette für sich. Diesen Siegeszug haben Forscher nicht vorausgesehen. Noch im Jahr 2016 schrieben zwei Autorinnen des Frankfurter Centre for Drug Research an der Universität Frankfurt, dass die E-Zigarette bei der Jugend nicht ankomme. Man sei dafür zu spät dran, beschieden die Forscherinnen.

Zwei Jahre später sieht die Sache – auch in Deutschland – ganz anders aus. In den USA macht ein Produkt namens Juul, was soviel wie Inhalieren heißt, gerade die Runde unter Jugendlichen. Juuling statt smoking – der Vapor gilt als „iPhone unter den E-Zigaretten“. Eine Metastudie der University of Washington in Seattle wertete 800 Studien aus und kam zu dem Ergebnis, dass E-Zigaretten zwar weitaus weniger schädlich seien als normale Zigaretten, aber gerade bei Jugendlichen zum Einstieg in eine Nikotinsucht führen können. Die FDA hat bereits den Online-Handel bei vielen Portalen, unter anderem Ebay, untersagt.

In einer Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wurden 2186 Zehntklässler über einen Zeitraum von sechs Monaten beobachtet. Das Ergebnis: „Zu Studienende zeigte sich, dass Jugendliche mit E-Zigaretten-Erfahrung eher zur Tabakzigarette griffen: So begannen 22 Prozent der Befragten, die bereits E-Zigaretten probiert hatten, auch mit dem Tabakrauchen. Von den Jugendlichen, die zuvor keinerlei E-Zigaretten-Erfahrung hatten, fingen zehn Prozent mit dem Tabakrauchen an.“