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Pharmariese Sanofi steigt bei Biontech ein

Nach Pfizer will sich nun auch Sanofi im Rahmen einer Allianz an dem Mainzer Biotechunternehmen Biontech beteiligen. Ausgangspunkt für das Engagement des französischen Pharmariesen ist eine bereits Ende 2015 vereinbarte Partnerschaft zur Entwicklung neuartiger Krebstherapien.

Diese Kooperation mit Biontech hat Sanofi jetzt erweitert. Geplant ist in diesem Zuge nun auch eine Kapitalbeteiligung von 80 Millionen Euro an Biontech, das sich auf RNA-basierte Wirkstoffe spezialisiert hat.

Gleichzeitig haben beide Unternehmen eine Vereinbarung zur gemeinsamen Entwicklung eines ersten Kandidaten für eine Krebsimmuntherapie verständigt. Dieser potenzielle Wirkstoff wurde im Rahmen der seit Ende 2015 bestehenden Forschungsallianz identifiziert und soll nun im Laufe des Jahres erstmals an Patienten getestet werden, als Mittel gegen verschiedene Krebsarten. Biontech hatte sich damals das Recht vorbehalten, einzelne Projekte als gleichberechtigter Partner mit Sanofi voranzutreiben.

„Unser Ziel ist, schnellstmöglich unsere neuartigen und richtungsweisenden Programme durch die klinische Entwicklung bis zur gemeinsamen Kommerzialisierung zu bringen“, erklärte Biontech-Chef und Mitgründer Ugur Sahin zu dem Deal. „Wir sind erfreut, dass wir es mit diesem Programm in deutlich weniger als drei Jahren vom Konzept bis in das klinische Stadium geschafft haben.“

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Sanofi ist nach Pfizer und Eli Lilly der dritte Big-Pharma-Konzern, der sich kapitalmäßig an Biontech beteiligt. Zu den Details des Engagements und dem künftigen Anteil von Sanofi machen beide Unternehmen keine Angaben. Er dürfte sich aber bei weniger als fünf Prozent bewegen.

Pfizer erwarb eine Beteiligung an Biontech im Zuge einer im vergangenen Sommer vereinbarten Allianz zur Entwicklung neuartiger Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten. Lilly investierte vor vier Jahren 30 Millionen Dollar in die Biontech-Tochter Cell & Gene Therapies GmbH.

Technologiebasis für eine Vielzahl neuer Arzneien

Wichtigster Forschungspartner der Mainzer ist bisher die US-Firma Genentech, eine Tochter des Pharmariesen Roche, mit der Biontech an der Entwicklung von komplett individualisierten Tumor-Impfstoffen auf Basis von mRNA arbeitet. Allianzen bestehen darüber hinaus auch mit Bayer und der dänischen Firma Genmab.

Biontech ist die derzeit wohl expansivste deutsche Biotechfirma und betrachtet sich mit inzwischen gut 1000 Mitarbeiter auch europaweit als das größte private (nicht börsennotierte) Biotechunternehmen. Neben der Tübinger Curevac und dem US-Unternehmen Moderna zählt das Mainzer Unternehmen zu den drei führenden Forschungsunternehmen im Bereich der sogenannten Boten-Nukleinsäuren (mRNA), einer Substanzklasse, die in allen lebenden Zellen die Übersetzung von Geninformationen in Proteine reguliert.

Ziel der Unternehmen ist es, mRNA als Pharmawirkstoff nutzbar zu machen und damit eine Technologiebasis für eine Vielzahl von neuen Arzneien und Impfstoffen zu etablieren. Alle drei Firmen haben dazu inzwischen eine Reihe von klinischen Studien gestartet.

Bei dem Therapieansatz, den Biontech jetzt mit Sanofi verfolgt, werden mehrere mRNAs, die für immunmodulatorische Botenstoffe kodieren, direkt in den Tumor injiziert. Auf diese Weise hofft man, Immunantworten gegen die Krebszellen anzuregen.

Das Konzept der mRNA-Wirkstoffe ist jüngst mit dem Börsengang der US-Firma Moderna auch ins Rampenlicht des Kapitalmarkts gerückt. Moderna holte bei dem bisher größten Biotech-IPO Anfang Dezember rund 600 Millionen Dollar an frischem Kapital herein, verbuchte seither aber rund 33 Prozent Wertverlust gegenüber dem Ausgabekurs.

Auf dem ermäßigten Niveau wird das US-Unternehmen noch mit fünf Milliarden Dollar bewertet. Das ist aber immer noch ein ansehnliches Niveau angesichts der Tatsache, dass sich die Forschungsprojekte durchweg noch in einem frühen Stadium befinden.

Fünf Projekte in klinischen Tests,

Auch für Biontech ist ein Börsengang weiterhin eine Option, wie Chief Operating Officer (COO) Sean Marett bekräftigte. Allerdings sei ein solcher Schritt auch nicht zwingend.

„Wir müssen uns nicht in eine bestimmte Richtung bewegen, sondern haben verschiedene Optionen“, sagte Marett. „Was uns antreibt, ist das Ziel, unsere Innovation voranzutreiben.“ Biontech habe genügend Cash-Reserven, um die Pläne in den nächsten beiden Jahren umzusetzen.

Aktuell befinden sich nach Angaben Maretts fünf Projekte in klinischen Tests, das heißt, sie werden an Patienten erprobt. Einige weitere klinische Programme sollen 2019 starten. „Darüber hinaus werden wir weiterhin auch in neue präklinische Programme investieren.“ Auch die Zahl der Mitarbeiter soll weiter wachsen.

Das Mainzer Unternehmen wurde ursprünglich fast ausschließlich von den früheren Hexal-Eignern Thomas und Andreas Strüngmann finanziert, die auch weiterhin Mehrheitseigner sind. Als Minderheitspartner waren die MIG-Fonds mit an Bord.

Anfang des letzten Jahres verbreiterte das Unternehmen seine Investorenbasis durch eine 270 Millionen Dollar große Finanzierungsrunde, an der sich auch eine Reihe namhafter US-Finanziers beteiligten. Die Bewertung bewegte sich damals nach Informationen aus Unternehmenskreisen bei zwei bis 2,5 Milliarden Euro. Sie dürfte bei dem Einstieg von Sanofi jetzt kaum niedriger ausgefallen sein.