Werbung
Deutsche Märkte schließen in 5 Stunden 19 Minuten
  • DAX

    18.494,91
    +17,82 (+0,10%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.098,82
    +17,08 (+0,34%)
     
  • Dow Jones 30

    39.760,08
    +477,75 (+1,22%)
     
  • Gold

    2.231,80
    +19,10 (+0,86%)
     
  • EUR/USD

    1,0793
    -0,0036 (-0,33%)
     
  • Bitcoin EUR

    65.653,59
    +716,32 (+1,10%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    82,24
    +0,89 (+1,09%)
     
  • MDAX

    27.094,95
    +3,00 (+0,01%)
     
  • TecDAX

    3.454,13
    -3,23 (-0,09%)
     
  • SDAX

    14.293,92
    -116,21 (-0,81%)
     
  • Nikkei 225

    40.168,07
    -594,66 (-1,46%)
     
  • FTSE 100

    7.953,74
    +21,76 (+0,27%)
     
  • CAC 40

    8.244,97
    +40,16 (+0,49%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.399,52
    +83,82 (+0,51%)
     

Patentabläufe dämpfen die Prognosen der Pharmakonzerne

Zwei Zahlen machen die zwiespältigen Trends im globalen Pharmageschäft deutlich: Der US-Konzern Abbvie konnte jüngst über 16 Prozent Wachstum berichten. Der israelische Pharmahersteller Teva dagegen musste am Mittwoch für 2018 einen Umsatzrückgang von 16 Prozent und 2,5 Milliarden Dollar Nettoverlust melden.

Während bei Abbvie neue Krebsmittel für Zusatzumsatz sorgten, wird Teva vom Patentablauf bei seinem Hauptprodukt und vom heftigen Preisverfall im US-Generikageschäft gebremst.

Aus den bisher vorliegenden Zahlen der Branche ergibt sich folgendes Bild: Für die führenden Pharmakonzerne lief 2018 etwas besser als prognostiziert – sie dürften 2019 aber wieder spürbar an Schwung verlieren. Im Mittelfeld der Pharmabranche deutet sich nach einer schwachen Performance 2018 eher ein umgekehrter Trend an.

Umsätze steigen kräftig

WERBUNG

Nach Berechnungen des Handelsblatts konnten die zehn größten Pharmakonzerne ihren Arzneiumsatz im abgelaufenen Jahr um 6,6 Prozent auf zusammen 362 Milliarden Dollar steigern. Sie verbuchten damit nominal das stärkste Wachstum seit acht Jahren und entwickelten sich etwas besser als von Analysten erwartet.

Schätzungsweise zwei Prozentpunkte des Wachstums entfielen auf positive Währungs- und Akquisitionseffekte. Denn der Dollar hat gegenüber wichtigen Währungen wie dem Euro und dem Yen im Jahresschnitt leicht abgewertet. Vor allem Johnson & Johnson (J & J) sowie Sanofi profitierten zudem von Zukäufen.

Das organische Wachstum der Big-Pharma-Konzerne dürfte sich damit im Schnitt bei etwa 4,5 Prozent bewegt haben. Die stärksten Zuwächse verbuchten die US-Konzerne Abbvie, J & J und Bristol-Myers Squibb (BMS), vor allem dank ihrer Krebsmittel.

Der Schweizer Konzern Roche ist mit rund acht Prozent Wachstum auf Dollar-Basis erstmals zum umsatzmäßig zweitgrößten Arzneimittelhersteller aufgestiegen. Damit hat Roche den heimischen Konkurrenten No‧vartis überrundet, der durch rückläufige Erlöse bei seiner Generika-Tochter Sandoz gebremst wurde.

Pharma, also der Verkauf rezeptpflichtiger Medikamente, repräsentiert im Schnitt gut 80 Prozent der Gesamtumsätze. Und die Konzentration der Konzerne auf dieses Kerngeschäft dürfte sich 2019 noch verstärken. Pfizer und Glaxo-Smithkline (GSK) planen die Abspaltung ihrer Geschäfte mit rezeptfreien Mitteln. Novartis macht die Augenheilkunde-Tochter Alcon selbstständig.

Spitzenverdiener Amgen

Noch immer gehört die Pharmabranche zu den Industrien mit den besten Renditen. Doch können die Firmen die nur noch schwer verbessern.

Die ausgewiesenen Nettogewinne haben sich bei den Top-10-Firmen 2018 in der Summe zwar um knapp ein Fünftel auf 86 Milliarden Dollar erhöht. Zum Teil spielten dabei allerdings steuerliche Sondereffekte und Veräußerungsgewinne aus Desinvestitionen eine Rolle. Novartis etwa profitierte vom Verkauf seiner Anteile am Consumer-Joint-Venture mit GSK.

Die Betriebsgewinne verbesserten sich dagegen nur um 1,5 Prozent auf zusammen knapp 99 Milliarden Dollar und bewegen sich damit auf einem Niveau, das die Branche bereits Anfang des Jahrzehnts erreichte. Ähnliches gilt für die operativen Gewinne. Die Ebit-Renditen sanken im Schnitt von 23 auf 22 Prozent.

Ein günstigeres Bild bieten dagegen die sogenannten „adjustierten“ Erträge, bei denen die Firmen diverse Aufwandspositionen wie etwa Restrukturierungskosten sowie akquisitionsbedingte Kosten und Abschreibungen auf immaterielle Assets ausklammern. Das auf diese Weise bereinigte Ebit der zehn Big-Pharma-Konzerne stieg 2018 um elf Prozent auf 153 Milliarden Dollar und liegt damit um rund ein Fünftel über dem Niveau von 2010.

Die durchschnittliche operative Marge verbesserte sich damit auf 34 Prozent, gegenüber 33 Prozent im Vorjahr und 31 Prozent im Jahr 2010. Spitzenverdiener unter den Top 10 ist auf adjustierter Basis der US-Biotech-Konzern Amgen mit einer bereinigten Ebit-Rendite von rund 50 Prozent, vor Pfizer und Abbvie mit jeweils 41 Prozent.

Verhaltene Prognosen

Der Ausblick der „Big Pharmas“ für 2019 fällt überwiegend verhalten aus. Mit Ausnahme von Novartis prognostizieren praktisch alle Firmen ein Umsatzwachstum, das schwächer ausfällt als 2018, und dies zum Teil deutlich. Abbvie und J & J etwa stellen nur noch etwa ein Prozent Umsatzplus in Aussicht. Pfizer kündigte Stagnation an, nach einem Plus von zwei Prozent im Vorjahr, Amgen rechnet mit knapp fünf Prozent Umsatzrückgang.

Hauptgrund sind eine stärkere Generikakonkurrenz und daraus resultierender Preisverfall. Die zum Teil üppigen Zusatzumsätze mit innovativen Produkten werden dadurch größtenteils aufgezehrt. Sechs der Top-Ten-Konzerne – Pfizer, Roche, J & J, Abbvie, Amgen und GSK – sind 2019 von größeren Patentabläufen betroffen.

Roche zum Beispiel muss stärkere Nachahmerkonkurrenz für seine umsatzstarken Krebsmittel Rituxan und Herceptin verkraften, Abbvie den Patentablauf beim Rheumamittel Humira in Europa, GSK den Patentverlust beim Asthmamittel Advair. Hinzu kommt der Preisdruck in einigen Segmenten mit noch patentgeschützten Produkten.

Verlierer im Mittelfeld

Bei den Pharmafirmen in der zweiten Reihe, von denen noch nicht alle Zahlen vorliegen, deutet sich ein gegenläufiger Trend zu den Großkonzernen an. Ihre Performance fällt 2018 im Schnitt schwach aus, könnte 2019 aber besser ausfallen.

Zu dieser Gruppe gehören Firmen wie Teva und der US-Biotechkonzern Gilead, die wegen verstärkter Generikakonkurrenz deutliche Einbußen hatten. Die US-Konzerne Eli Lilly und Celgene wuchsen zwar weiter stark, sie konnten den insgesamt schwachen Schnitt im mittleren Segment aber nicht heben. In den Prognosen der bisher vorliegenden mittelgroßen Anbieter zeigt sich aber mehr Optimismus als im Top-Segment.

In Sachen Fusionen und Übernamen hat die gesamte Branche in den vergangenen zwei Jahren eher pausiert. Ende 2018 und zum Jahresanfang 2019 zeigt sich aber, dass Übernahmen wieder stärker auf die Tagesordnung kommen. Durch die Übernahme der britischen Shire wird der japanische Konzern Takeda erstmals unter die zehn größten Pharmafirmen aufsteigen. BMS dürfte durch die Übernahme von Celgene auf Rang sechs vorrücken.