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Das Phänomen der „Boomerang-Mitarbeiter“: Viele, die während der Pandemie gekündigt haben, kommen jetzt zu ihrem alten Arbeitgeber zurück

Anthony Klotz prägte den Begriff der „großen Resignation". Seine nächste Prophezeiung: Immer mehr Angestellte kehren zu ihren vorherigen Arbeitgebern zurück.
Anthony Klotz prägte den Begriff der „großen Resignation". Seine nächste Prophezeiung: Immer mehr Angestellte kehren zu ihren vorherigen Arbeitgebern zurück.

Die „große Resignation” beschäftigt derzeit besonders die US-Wirtschaft. Fast jeder kennt jemanden, der seinen Arbeitgeber seit Beginn der Pandemie verlassen hat. Im Oktober gab das Bureau of Labor Statistics bekannt, dass allein im August 4,3 Millionen Amerikaner ihren Job kündigten. Das überstieg noch einmal den Rekord des vorherigen Monats. Doch bevor ihr die nächste Abschiedsparty für einen Kollegen schmeißt, denkt daran: Einige eurer ehemaligen Mitarbeiter könnten bald als sogenannte „Boomerang-Mitarbeiter“ wieder zurückkommen.

Anthony Klotz, Management-Professor bei der Texas A&M University, prophezeite die Kündigungswelle bereits im Mai, bevor sie in gesamtwirtschaftlichen Daten ersichtlich wurde. Er prägte den mittlerweile allgegenwärtigen Begriff der „großen Resignation“. Ich wollte wissen, was er als nächstes erwartet. Als wir telefonierten, prophezeite er: Viele Menschen, die ihren Job kündigen, werden am Ende wieder zu ihren alten Arbeitgebern zurückkehren. Wie er zuvor schon zu „Bloomberg“ sagte: „Wir werden viele 'Boomerang-Mitarbeiter' sehen, die in einem Jahr ihren Job vermissen werden, und wieder zurückkehren.“

Klotz könne den Boomerang-Effekt bereits erkennen. Er erzählte mir von einer Arbeitnehmerin, die sich im Frühjahr dazu entschied, ihren Job zu verlassen, obwohl ihr Chef eine Beurlaubung anbot. Einige Monate später merkte sie, dass sie ihr Team vermisste – und kehrte zu ihrer alten Firma zurück. Da besonders Fachkräfte derzeit heiß begehrt sind, hieß ihr Ex-Arbeitgeber sie wieder mit offenen Armen willkommen.

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Einen ehemaligen Mitarbeiter wieder einzustellen war einst eine Seltenheit. Besonders in großen Konzernen wird eine Kündigung häufig als ein Zeichen von Illoyalität betrachtet. Viele sähen es noch heute als eine Art des Verrats, sagte Klotz. „Vor allem, wenn der Angestellte in derselben Industrie für einen Konkurrenten arbeiten.“

Jedoch empfiehlt Klotz Firmen, ihre ehemaligen Mitarbeiter mit offenen Armen zu begrüßen. „Die Auswahl der richtigen Mitarbeiter ist wirklich schwer”, sagte er. Niemand sei wirklich gut darin, da es unmöglich sei, vorauszusehen, ob der Kandidat ein guter Arbeiter sein wird oder nicht. Bei „Boomerang-Mitarbeitern" kenne man deren Leistung, folglich sei der Auswahlprozess wesentlich weniger riskant.

Da die Regierung keinen Überblick darüber hat, wie viele Personen wieder zu ihren alten Arbeitgebern gewechselt sind, ist es schwer zu sagen, wie verbreitet das Boomerang-Phänomen in den letzten Monaten tatsächlich war. Klotz' These faszinierte mich aber aus verschiedenen Gründen. Einer davon ist die Tatsache, dass Burnouts einer der häufigsten Gründe für eine Kündigung sind. Limeade, eine Plattform, wo Angestellte ihre Erfahrungen teilen, befragte 1.000 Personen, die dieses Jahr ihren Job wechselten. Burnout wurde als Grund am häufigsten angegeben. Arbeitnehmer, die sich durch lange Arbeitsstunden und den Stress der Pandemie ausgelaugt fühlen, sind nach einer längeren Auszeit möglicherweise wieder in der Lage, zu ihren alten Arbeitgebern zurückzukehren. Klotz meint, dass mehr und mehr Arbeitgeber aus diesem Grund Sabbaticals anbieten würden. Es sei besser, Leistungsträger nur für einige Monate zu verlieren, statt für ein ganzes Jahr.

Ein weiterer Grund, weshalb ich glaube, dass sich Klotz' These bewahrheiten wird, ist mein Verdacht, dass viele Menschen ihr Elend während der Pandemie ihrem Job in die Schuhe schoben. Im Juni teilte mir Dawn Fay, eine Führungskraft bei der Personalvermittlungsagentur Robert Half ihre Sorge mit, dass Menschen ihren Job zu schnell kündigen würden. Sie sagte, ein Grund, weshalb Leute nach neuen Arbeitsstellen suchten, sei das Gefühl, dass ihre berufliche Entwicklung während der Pandemie zu einem Stillstand gekommen sei. „Doch die Dinge wurden lahmgelegt, weil die ganze Welt zu einem Stillstand kam“. Eine andere Firma würde wahrscheinlich keinen großen Unterschied machen. Bevor man überstürzt nach neuen Dingen sucht, solle man einen Schritt zurückgehen und sich fragen: „Wonach suche ich?“

Für Leute, die ihre Kündigung bereuen, kann die Rückkehr sehr unangenehm sein. Es fühlt sich an, als würde man einen Ex anflehen, einen zurückzunehmen. Irgendwie erniedrigend. Darum ist es so wichtig, im Guten auseinanderzugehen, selbst wenn die Verlockung zur Kündigung aus Wut noch so groß ist. Ich bat Klotz, mir seine Ratschläge für Angestellte, die ihre Firma verlassen, näherzubringen. Viele seiner Tipps erinnerten mich an das Handbuch für Trennungen. Überbringt eurem Boss die Nachrichten am besten persönlich oder übers Telefon und nicht via SMS oder E-Mail. Äußert eure Dankbarkeit für die guten gemeinsamen Zeiten. Am wichtigsten jedoch: Widersteht der Versuchung, euch über euren baldigen Ex-Arbeitgeber lustig zu machen. Auf die Frage nach dem Grund der Kündigung, antwortet mit dem größten Trennungs-Klischee aller Zeiten: „Es liegt nicht an dir, sondern an mir.“

Klotz betont jedoch, dass es durch den aktuellen Mangel an Arbeitskräften auch an den Arbeitgebern liegen sollte, ein gutes Verhältnis mit ihren ehemaligen Angestellten beizubehalten. Er appelliert an Firmen, ihr Offboarding – etwa das Abschlussgespräch – genauso angenehm wie das Onboarding zu gestalten. Arbeitgeber sollten sich an Unternehmensberatungen orientieren, da diese bekannt für ihre Freundlichkeit gegenüber kündigenden Mitarbeitern sind. Sie verstehen, dass diese Personen eines Tages ihre Klienten werden könnten; viele Unternehmensberatungen halten sogar Networking-Treffen für Ehemalige ab. Nicht jede Firma wird natürlich so weit gehen – jedoch empfiehlt Klotz Arbeitgebern, mit ihren ehemaligen Arbeitskräften in Kontakt zu bleiben, um zu sehen, wie es mit dem neuen Job läuft. „Würde mich meine alte Firma in einem schwachen Moment anrufen, würde ich wahrscheinlich fragen, ob sie mich wieder zurücknehmen!“

In den (wirklich) alten Zeiten war es üblich, dass Menschen für die gesamte Dauer ihrer Karriere bei einem Arbeitgeber blieben. Heutzutage hat der durchschnittliche Arbeitnehmer in seinen Fünfzigern bereits 12 Jobs hinter sich – eine Zahl, die sich für zukünftige Generationen sehr wahrscheinlich vervielfachen wird. Wie jeder aus Erfahrung weiß, ist das Schlimmste, was man während einer Trennung machen kann, sich über das Vergangene zu ärgern. Klotz sagte mir, das Beste, was Arbeitgeber und Arbeitnehmer tun können, sei die Fokussierung auf die Zukunft. Wenn alle ihren Ärger hinter sich ließen, könne in Zukunft wieder eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich sein.

„Angestellte behaupten, dass Firmen ihre Verträge schon vor langer Zeit gebrochen hätten, da sie sie ohne Vorlaufzeit entlassen haben – warum sollten Arbeitnehmer nun also Vorwarnung geben? Die Unternehmen hingegen sind der Meinung, dass Arbeitskräfte heutzutage nicht mehr loyal seien, und einfach so kündigen würden. Die Realität ist, wenn beide Seiten etwas mehr Einsatz zeigen würden, wäre die Arbeitswelt sehr viel besser.“

Dieser Text wurde von Hannah Eicke aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.