Pfandbriefbanken sehen höhere Immobilienpreise, tadeln Bafin
(Bloomberg) -- Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) erwartet für die kommenden Jahre weiter steigende Immobilienpreise, allerdings mit abflachender Dynamik.
Die nach wie vor angespannte Situation auf vielen Mietwohnungsmärkten sowie der anhaltende Nachfrageüberschuss auf dem Investmentmarkt würden hinter dieser Entwicklung stehen, erklärte VDP-Präsident Louis Hagen am Montag bei einer Veranstaltung des Verbands in Frankfurt. Auch die steigenden Baupreise verteuerten Immobilien.
Hemmende Wirkung auf die Immobiliennachfrage hätten seinen Worten zufolge dagegen die sukzessive steigenden Zinsen und die damit verbundene geringere Erschwinglichkeit von Wohneigentum. Auch eine Stagflation oder Rezession würde sicherlich den Gewerbeimmobilienmarkt belasten, so Hagen. Spürbare Auswirkungen auf den Wohnimmobilienmarkt seien dagegen nur bei massiver Erhöhung der Arbeitslosigkeit zu erwarten.
Den VDP-Daten zufolge stiegen die Immobilienpreise in Deutschland im vierten Quartal 2021 um 8,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei verteuerten sich Wohnimmobilien mit plus 10,7% erneut deutlich, während die Preise für Gewerbeimmobilien nach vier Quartalen erstmals seit Ende 2020 wieder ein leichtes Plus von 0,3% aufwiesen.
Die von der Aufsicht Bafin jüngst aktivierten Kapitalpuffer – den antizyklischen Kapitalpuffer in Höhe von 0,75% und den sektorspezifischen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienkredite von 2% – hält der VDP für kontraproduktiv. “Derzeit lässt der Wohnimmobilienmarkt in Deutschland keine Entwicklung erkennen, die Maßnahmen der Bafin in dieser Schärfe rechtfertigen würde”, sagte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt.
Er verwies auf die Ergebnisse Studie, die der VDP seit 30 Jahren turnusmäßig durchführt. Demnach erwiesen sich beispielsweise die Kreditvergabestandards der Banken nach wie vor als risikoorientiert. Der Fremdmittelanteil in Finanzierungen habe zuletzt sogar abgenommen und lag im Durchschnitt bei 80%, hieß es. Der Anteil der Aufwendungen für die Bedienung des Darlehens an den verfügbaren Einkommen der Erwerberhaushalte, die Kreditbelastungsquote, sei zudem innerhalb der vergangenen zwei Jahre von 26% auf 25% gesunken.
Direkte Folgen des Kriegs in der Ukraine für Pfandbriefbanken und den deutschen Immobilienmarkt seien bislang nicht auszumachen. “Russland und die Ukraine sind keine Zielländer für Pfandbriefbanken im Immobilien- und Staatsfinanzierungsgeschäft”, sagte Hagen. Dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass mit Immobilien in Russland oder der Ukraine besicherte Finanzierungen nicht pfandbrieffähig seien.
Im Jahr 2021 wurden Pfandbriefe im Volumen von insgesamt 64,7 Milliarden Euro emittiert, ein Zuwachs um 8,2% im Vergleich zum Vorjahr. Zugleich sagten die Pfandbriefbanken Immobilien-Darlehen in Höhe von 175 Milliarden Euro zu, ein Plus von 9,5% im Vergleich zum Vorjahr.
Der VDP hat derzeit über 40 Mitglieder, darunter BayernLB, Helaba, Aareal Bank AG, Deutsche Pfandbriefbank AG, Deutsche Bank AG und Commerzbank AG.
(Neu: Kreditbelastungsquote im 6. Absatz)
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