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Petersmann: „All-in-Fee auch für Fonds“

Hartmut Petersmann spricht mit FundResearch über das Problem der erweiterten TER und erklärt, warum aus versteckten Fonds-Gebühren ein Haftungsfall für Vermögensverwalter werden kann.

Ende 2014 veröffentlichte Hartmut Petersmann, Gründer des Petersmann Instituts, eine Studie über versteckte Fondsgebühren. Das Ergebnis: die veröffentlichte Total Expense Ratio (TER) schließt längt nicht alle Kosten mit ein. Es gibt eine sogenannte „erweiterte TER“, die nicht ausgewiesen wird. Der Fonds wird für Anleger deutlich teurer.

FundResearch gab Petersmann hierzu ein exklusives Interview. Im ersten Teil spricht er über das Grundproblem der Fondsgebühren, über daraus entstehende Haftungsfälle für Vermögensverwalter und über Maßnahmen, die der Gesetzgeber ergreifen könnte. Im zweiten Teil nennt Petersmann konkrete Namen, zeigt positive und negative Beispiele hinsichtlich der Fondsgebühren innerhalb der Branche.

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Bis Oktober 2013 war Hartmut Petersmann Partner beim Bankhaus Metzler und dort für die Fondsplattform Metzler Fund Xchange verantwortlich.

Dann verlies er nach 18 Jahren die Privatbank um ein eigenes Institut zu gründen – das Petersmann Institut. Seine Mission: Sich um die Belange und Probleme ausgesuchter unabhängiger Finanzdienstleister zu kümmern und das verloren gegangene Vertrauen der Kunden in sie zurückzugewinnen.

Ein hehres Ziel, das Petersmann offensiv mit dem Aufdecken von Missständen in der Beraterbranche und dem aktiven Verhindern von Skandalen erreichen möchte.

FundResearch: Herr Petersmann, Sie haben Ende 2014 eine Studie veröffentlicht, die für Aufsehen sorgte. Sie gingen den Fondsgebühren auf den Grund und haben die sogenannte „erweiterte TER“ ermittelt.

Das Ergebnis: Die versteckten Gebühren für viele Fonds sind extrem hoch. Der Gesetzgeber reguliert so viel. Warum nicht die TER? Warum muss die nicht komplett ausgewiesen werden?

Hartmut Petersmann: Die OGAW-Richtlinie aus dem Jahr 2011 besagt, dass die Transaktionskosten zu veröffentlichen sind. Vorher waren sie in den Rechenschaftsberichten gar nicht zu finden. Die musste man sich wenn überhaupt mühsam herausrechnen. Aber das macht ja im Normalfall niemand. In der Regel werden die Kosten im Kleingedruckten vermerkt – und zwar in Euro, nicht in Prozent. Diese Angabe ist aber nicht aussagekräftig, weil die Relationen fehlen. Wenn eine Gesellschaft schreibt, sie habe 50 Millionen Euro Transaktionskosten aus dem Fondsvermögen rausgenommen, dann klingt das erstmal nach viel. Aber rechnet man das in Prozent um, dann ist das nicht mehr so viel. Wenn der Fonds beispielsweise ein Milliarden-Flaggschiff ist, dann ergibt sich eine Ticket-Fee von vielleicht 0,5 Prozent.

FundResearch: Das ist auch prozentual ordentlich, oder?

Hartmut Petersmann: Wenn meine Bank mir für eine Aktientranskation ein halbes Prozent abnehmen würde, dann würde ich mich beschweren. Die Banken rücken immer mehr von der prozentualen Berechnung. Die nehmen jetzt fast alle Flat-Gebühren von fünf oder zehn Euro pro Transaktion; sehen Sie sich die Direktbanken an.

FundResearch: Wäre das auch eine Lösung für die Fondsgesellschaften?

Hartmut Petersmann: Der (Shenzhen: 002631.SZ - Nachrichten) größte Wunsch, den man in diesem Zusammenhang äußern kann, ist, dass wir in den Publikumsfonds eine Flat-Fee, also eine All-in-Fee, bekommen. So wie das auch institutionelle Anleger verlangen. Die geben einem Fondsmanager 100 Millionen Euro für seinen Europa-Fonds und zahlen beispielsweise 30 Basispunkte Gebühren.

Geben sie ihm nochmal 100 Millionen, dann sinken die Gebühren auf 25 Basispunkte. Je größer das Fondsvolumen, desto niedriger ist die Management-Fee und somit auch die Gesamtkostenbelastung. Denn es ist nicht so, als steige der Aufwand durch ein höheres Volumen. Aufgrund von Skalierungseffekten sinkt er eher. Ich würde mir wünschen, dass einer anfängt und die All-in-Fee anbietet.

FundResearch: Versteckte Gebühren hin oder her. Verboten ist das ja nicht. Das läuft doch im rechtlich einwandfreien Rahmen ab?

Hartmut Petersmann: Erlaubt ist das. Aber aus der ganzen Sache kann für den Vermögenverwalter ein Haftungsfall werden. Ein Produkt muss heute standardmäßig in eine bestimmte Risikoklasse gruppiert werden. Und der Kunde erhält eine Risikoverträglichkeitsstufe. Wenn der Kunde auf der einen und das Produkt auf der anderen Seite steht, muss diese Entfernung durch Beratung und Aufklärung egalisiert und dokumentiert werden. Das sagt das KWG. Wenn ich als Vermögensverwalter jetzt ein Produkt der Risikoklasse X habe, dann weiß ich, dass die beispielweise sechs Prozent Gebühren nehmen. Das heißt: um auf die Performance der Benchmark zu kommen, müssen die ein viel höheren Risiko eingehen. Und wenn das mal vor Gericht kommt, muss man sich erklären.

Daher kann aus der Konstellation ein Haftungsfall werden. Da fressen die Kosten die Performance auf.

FundResearch: Was kann der Gesetzgeber tun?

Hartmut Petersmann: Der Gesetzgeber tut sich schwer damit, Preisvorgaben zu machen. Er sagt: „Schreibt es drauf und dann soll der Markt entscheiden.“ Man erinnere sich an die Diskussion um die Transaktionssteuer. Was hat die Branche damals aufgeschrien. Es wäre der Tod von Aktiensparplänen. Dabei ging es nur um 0,1 oder 0,2 Prozentpunkte. Man kann ausrechnen, was das ausgemacht hätte. Es wurde aber so laut aufgeschrien, dass die Steuer vorerst nicht gekommen ist.

Die Branche lacht sich jetzt kaputt. Der Kunde hätte dadurch 0,1 bis 0,3 Prozent Steuern bezahlt und er Staat hätte sich über Milliarden gefreut. Aber die Diskussion ist dennoch erstmal vom Tisch. Bei den Fondskosten die Transaktionskosten mit zu veröffentlichen, ist nicht im Interesse der großen Banken.

FundResearch: Hat der Vermögensverwalter mit der Lizenz nach § 32 KWG in der Breite das Wissen über diese Gebühren?

Hartmut Petersmann: Bisher nicht. Unter anderem deshalb haben wir die Studie gemacht. Zielgruppe Nummer eins sind die, die Fonds professionell allokieren. Natürlich hat der seinen qualitativen und quantitativen Maßstab. Jetzt braucht er die andere Seite der Medaille und schaut auf die Kostenstruktur. Wie wahrscheinlich ist es denn, dass der Fonds auch künftig gut performt? Die wichtigste Determinante für die künftige Performance, ist die heutige Kostenstruktur. Was ich im Rückspiegel gesehen habe, das ist vergänglich. Die künftige Performance ist ungewisse. Was gewiss ist, ist die Kostenstruktur. Wenn die nicht passt, handelt man aller Wahrscheinlichkeit nach mit Zitronen.

Teil 2 des Gesprächs folgt am kommenden Mittwoch. Darin zeigt FundResearch Fälle, in denen die „erweiterte TER“ bis zu sechs Prozent jährlich ausmacht. Die Studie über versteckte Fondsgebühren von Hartmut Petersmann kann über das Petersmann Institut bestellt werden.

(PD)