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Personio-Gründer könnte sein Unternehmen zum nächsten Einhorn machen

Der Chef von Personio hat eine Art SAP für Personaler gegründet. Jetzt könnte es einen Wachstumsschub geben – und am Ende eine Milliardenbewertung.

Über der Tür zum kleinen Eckbüro ist groß „Hanno“ gemalt. So weiß jeder: Hier arbeitet der Chef. Im Zimmer hängt ein Rennrad an der Wand, auf dem Boden steht ein Radkoffer. Hanno Renner ist gerade vom Hamburg-Triathlon zurückgekehrt. Die olympische Distanz hat er in zwei Stunden und 37 Minuten absolviert, für einen Hobbysportler eine sehr gute Zeit.

Ähnlich ehrgeizig ist der Jungunternehmer mit seiner Firma Personio. „Unser Ziel ist es nicht, einen Mittelständler mit 500 Mitarbeitern aufzubauen, sondern den führenden Anbieter von Personalsoftware für kleine und mittlere Unternehmen in Europa“, sagt der 29-Jährige. Aktuell wachse man in etwa so stark wie Salesforce zum selben Zeitpunkt. Wenn man das Ziel erreiche, seien Milliardenumsätze möglich. Die Tech-Beratung GP Bullhound nahm Personio gerade in eine Liste von 50 europäischen Start-ups auf, denen zugetraut wird, demnächst eine Milliardenbewertung zu haben – und damit zu einem sogenannten Einhorn zu werden.

Im vergangenen Jahr hat Personio die Erlöse auf einen zweistelligen Millionenbetrag verdreifacht, für 2019 ist eine ähnlich hohe Wachstumsrate geplant. „Jetzt nimmt das Ganze Fahrt auf“, sagt Renner. Denn unterstützt durch die Übernahme der spanischen Rollbox erweitert Personio das Produktportfolio um Software für die Lohnabrechnung. Rollbox gehörte vor dem Kauf durch Personio zum Beteiligungsfonds La Famiglia, den Jeannette zu Fürstenberg leitet.

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Renner hatte das Unternehmen 2015 gemeinsam mit Roman Schumacher, Ignaz Forstmeier und Arseniy Vershinin gegründet. Das Start-up entstand aus einem Programm des Center for Digital Technology and Management (CDTM) an der TU München heraus. Inzwischen ist es auf 250 Mitarbeiter angewachsen. „Noch kenne ich jeden Mitarbeiter“, sagt Renner. „Ich kann aber nicht jedem Gesicht immer sofort den Namen zuordnen.“

Obwohl die Strukturen professioneller geworden sind, hat sich die Firma bislang ihren Start-up-Charakter bewahrt. In der Zentrale in der Münchener Innenstadt gibt es eine zentrale Kaffeeküche, viele Grünpflanzen und Loftatmosphäre, Chef Renner trägt Espadrilles und ein weißes T-Shirt, in das das Logo der Firma eingenäht ist.

Personio will das Betriebssystem für die Personalverwaltung von Unternehmen mit etwa zehn bis 1.000 Mitarbeitern stellen, an das auch andere Softwaremodule angedockt werden können. Im Kern bietet Personio Lösungen zum Beispiel für das Bewerbermanagement und die Urlaubsplanung.

Damit könnten auch automatisiert Verträge und Berichte für den Vorstand erstellt werden. „70 Prozent der Unternehmen unter 1.000 Mitarbeitern haben für so etwas gar keine Software, sondern arbeiten zum Beispiel mit Excel-Tabellen“, sagt Renner. Als Zielgruppe kämen 1,7 Millionen Unternehmen in Europa infrage. Den für Personio adressierbaren Markt schätzt Renner auf zehn Milliarden Euro allein in Europa, einschließlich Lohnbuchhaltung könnten es bis zu 30 Milliarden Euro sein.

Bei Start-ups schon weit verbreitet

Für große Konzerne bieten Softwareanbieter wie Cornerstone on Demand oder Workday Lösungen an, um die kleinen bemühen sich eher Start-ups. „Wir müssen schnell wachsen, um zum De-facto-Standard für diese Kategorie Software werden zu können“, sagt Renner. Personio müsse für Human-Resources-Mitarbeiter und Beschäftigte zum Synonym für Personalsoftware werden.

In der Welt der jungen Firmen zumindest ist das offenbar bislang gut gelungen. Viele Unternehmen aus seinem Netzwerk nutzten Personio, sagt Carsten Rudolph, Geschäftsführer bei Bay-Start-up. „Bei Start-ups ist Personio gefühlt schon ein Quasistandard.“

Jan Buß, Vorstandschef des Digitalspezialisten Cortex AG, glaubt, dass das Geschäftsmodell von Personio gute Chancen hat. Die Digitalisierung von Prozessen entlang der Wertschöpfungskette sei aktuell das große Thema. Dies gelte auch für das Personalmanagement. „Mit steigendem Datenaufkommen, wachsender Komplexität und kürzerer zeitlicher Gültigkeit von Informationen“ würden heute viele Prozesse an ihre Grenzen stoßen. Da seien neue Technologien notwendig, um zu bestehen. Personio führe die Anforderungen auf einer Plattform zusammen. „Aus meiner Sicht der richtige Weg“, so Buß. Cortex bietet intelligente Datenbanken und Analyseplattformen an.

Für die weitere Expansion ist Personio solide finanziert. In einer Finanzierungsrunde Anfang des Jahres sicherte sich das Unternehmen gut 35 Millionen Euro, insgesamt wurden schon mehr als 50 Millionen Euro eingesammelt. Als Investoren sind Index Venture, Northzone und Global Founders Capital an Bord, die bei Bedarf wohl weitere Runden mittragen würden. In einigen Jahren kann sich Renner einen Börsengang vorstellen. Grund zur Eile bestehe aber nicht: „Es gibt ja so viel privates Geld am Markt.“

17.000 Bewerber

Renner ist überzeugt, dass man nicht im Silicon Valley sitzen muss, sondern auch von Deutschland aus Weltklasse-Software machen kann. Wichtig sei es, die richtigen Mitarbeiter zu finden. Bislang klappt das bei Personio ganz gut, schnell wachsende Start-ups sind heute für Talente oft reizvoller als die klassischen Konzerne.

Für neue Stellen erhielt Personio im vergangenen Jahr etwa 17.000 Bewerbungen und stellte davon 140 neue Mitarbeiter ein. Der einzige Vorteil, im Valley zu sitzen, sagt Renner, sei der bessere Zugang zu erfahreneren Kandidaten, die schon mal sehr starke Wachstumsphasen in ähnlichen Unternehmen durchlaufen haben und dadurch wertvolle Erfahrungen mitbringen. Erst kürzlich konnte Personio aber erfahrene Mitarbeiter von Uber und Salesforce aus San Francisco von einem Umzug nach München überzeugen.

Renner ist Unternehmer aus Leidenschaft. Einen Verkauf des Unternehmens an einen anderen Konzern kann er sich kaum vorstellen. Neben dem Sport – er hat neben dem Studium als Skipper gearbeitet, spielt Beachvolleyball und macht gelegentlich Yoga auf der Terrasse des Start-ups – gibt es für ihn vor allem Personio. „Den Kühlschrank zu Hause habe ich ausgesteckt.“