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Pentagon sichtet chinesischen Spionage-Ballon in Montana – US-Außenminister Blinken verschiebt China-Reise

Als Reaktion auf einen chinesischen Spionage-Ballon über dem US-Bundesstaat Montana schickte das Pentagon F-33-Jets in die Luft (Archivbild). - Copyright: picture alliance/abaca
Als Reaktion auf einen chinesischen Spionage-Ballon über dem US-Bundesstaat Montana schickte das Pentagon F-33-Jets in die Luft (Archivbild). - Copyright: picture alliance/abaca

Er tingelt seit ein paar Tagen durch die USA, hatte offenbar verschiedene Ziele: Das US-Militär hat einen chinesischen Spionageballon im Norden der Vereinigten Staaten gesichtet. Der Ballon sei am Mittwoch über dem Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA entdeckt worden, teilte das Pentagon am Donnerstag mit. Die Flugbahn des Ballons werde genau verfolgt. Er befinde sich noch immer über den Vereinigten Staaten, hieß es. Laut dem Nachrichtensender NBC wird offenbar davon ausgegangen, dass der Ballon von einer vulkanischen Inselkette gestartet und dann weiter entlang der Küste Russlands und Alaskas geflogen sei. Am Mittwoch habe er dann Montana erreicht.

Als Reaktion wurden F-33-Jets in die Luft geschickt, berichtet unter anderem Business Insider USA. Man habe erwogen, ihn abzuschießen, sich dann aber dagegen entschieden, wegen der Gefahr durch herabfallende Trümmer. Nach der Entdeckung des Ballons habe die Regierung umgehend Maßnahmen ergriffen, um die Preisgabe sensibler Informationen zu verhindern, sagte Pentagonsprecher Pat Ryder.

China bestreitet die amerikanischen Angaben, wonach das Land einen Spionageballon in die Vereinigten Staaten geschickt habe. Vielmehr solle es sich um ein "ziviles" Luftschiff für Forschungszwecke vor allem meteorologischer Art handeln, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Freitag in Peking. Es sei wegen beschränkter eigener Steuerungsfähigkeit durch starke Westwinde "weit von seinem geplanten Kurs abgekommen".

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Ein hochrangiger Mitarbeiter des US-Außenministeriums sagte, man habe die Erklärung zur Kenntnis genommen. Die Anwesenheit dieses Ballons im Luftraum der USA sei jedoch eine „klare Verletzung unserer Souveränität“ und internationalen Rechts. „Es ist nicht hinnehmbar, dass dies geschehen ist.“ Die US-Regierung stehe zu ihrer Einschätzung des Vorfalls.

Und zieht Konsequenzen: Am Sonntag sollte US-Außenminister Anthony Blinken eigentlich nach Peking reisen und Chinas Partei- und Staatsführer Xi Jinping treffen. Es sollte die erste Reise eines Ministers der Biden-Regierung in die Volksrepublik sein, wie die "Financial Times" berichtet. Angesichts der Spionagevorwürfe hat Blinken seine Reise aber mittlerweile bis auf Weiteres verschoben. Der Besuch solle zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden, sobald die Umstände es zuließen, sagte der Mitarbeiter des Außenministeriums.

"So, wie ich es verstanden habe, war der Spionage-Ballon nicht nur über Montana beziehungsweise über einem einzelnen Stützpunkt, sondern es gab eine ganze Route, die das Pentagon nachverfolgt hat. Militärbasen scheinen das klare Ziel gewesen zu sein, auch unabhängig von der Lagerung von Nuklearwaffen", sagte Christopher Nehring, Geheimdienstexperte und Gastdozent der Konrad-Adenauer-Stiftung, im Gespräch mit Business Insider.

In Montana lagert die Luftwaffe 150 Atomraketen

Auf einem Stützpunkt der US-Luftwaffe im Norden Montanas lagern nach Angaben des "Wall Street Journal" 150 mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen des Typs Minuteman III. Solche sensiblen Standorte würden in der Regel abgeschirmt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen hochrangigen Verteidigungsbeamten.

Wie funktioniert ein Spionage-Ballon?

Der Einsatz sogenannter Spionage-Ballons ist alles andere als neu: Laut Nehring wurden diese bereits im Ersten Weltkrieg benutzt, um sensible Gebiete auszuspähen oder den Frontverlauf zu beobachten. Auch im Kalten Krieg gab es Vorfälle dieser Art; Ballons eignen sich unter anderem für die Fernmeldeaufklärung.

Wie konkret das in Montana gesichtete Modell funktioniert, ist unklar. Nähere Informationen wurden bislang nicht bekannt. "Für mich sieht es auf dem Foto so aus, als wären Solarpanels und Kameras an dem Ballon angebracht, was auf weite Distanzen schließen lässt", so Nehring. Über den genauen Startpunkt könne man nichts Konkretes sagen, sondern nur spekulieren: Der Ballon könnte auch von einem Schiff aus dem Pazifik gestartet worden sein.

Aber warum eigentlich einen Ballon losschicken statt einer modernen Drohne? Der Vorteil eines Spionageballons im Vergleich zu einer kleinen Aufklärungsdrohne sei, dass man ihn von weiter weg, also in diesem Fall außerhalb des US-Gebiets, losschicken könne. Kleinere Drohnen müssten zudem aus der unmittelbaren Nähe operiert werden, was ein viel größeres Risiko für die Beteiligten birgt, entdeckt zu werden.

Sind Drohnen und Satelliten nicht viel effektiver?

Die Spionagesysteme des Ballons lieferten dennoch einen "begrenzten Mehrwert" im Vergleich zu Informationen, die China mit erdnahen Satelliten sammeln könne, schreibt das "Wall Street Journal" weiter.

Hierzu sagt Nehring: "Da sollte man nicht 'entweder oder', sondern 'sowohl als auch' denken: Drohnen werden ja zum Beispiel auch trotz des Vorhandenseins von Satelliten eingesetzt. Manchmal kommt man damit näher ran, kann andere Kameras einsetzen, andere Winkel aufnehmen oder gezielter Ziele ansteuern." Außerdem seien auch nicht überall Satelliten.

Woher weiß das Pentagon, dass der Ballon aus China kommt?

Man sei sich sicher, dass der Ballon aus China stamme, hieß es aus dem Pentagon. Schon in der Vergangenheit habe es ähnliche Vorfälle gegeben. Der Unterschied sei diesmal, dass sich der Ballon länger als sonst über den USA aufhalte. Es ist davon auszugehen, dass die Ballons, ihre Bauweise sowie ihre Routen in der Vergangenheit genau untersucht wurden, wodurch sich jetzt möglicherweise Rückschlüsse auf die Herkunft ziehen lassen.

Der Ballon stelle keine militärische Bedrohung oder Gefahr für Menschen am Boden dar, sagte Ryder. Auch für Flugzeuge sei der Ballon aufgrund seiner großen Flughöhe ungefährlich, hieß es.

Sollte der Ballon provozieren?

Das Aussenden des Ballons könnte möglicherweise auch eine Provokation Chinas sein, geschieht es doch ausgerechnet in der Woche, in der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin auf die Philippinen gereist ist. Bei dem Besuch teilten Manila und Washington in einer gemeinsamen Erklärung mit, das sogenannte vertiefte Verteidigungsabkommen (EDCA) aus dem Jahr 2014 werde um vier neue Stützpunkte erweitert. Bis jetzt hatten US-Streitkräfte durch das Abkommen Zugang zu fünf philippinischen Militärbasen, auf denen Truppen rotierend stationiert werden konnten. Peking, das in der Region seine Agenda fährt, verurteilte den Beschluss als Gefahr für "Frieden und Stabilität".

Die Philippinen sind Washingtons ältester Vertragspartner in der Region. Zuletzt hatte sich das Verhältnis während der Amtszeit von Präsident Rodrigo Duterte – aufgrund seines blutigen Kampfes gegen die Drogenkriminalität und seine engen Beziehungen zu China – aber erheblich abgekühlt. Seit seiner Wahl im vergangenen Jahr versucht der neue Präsident, Ferdinand Marcos Jr., nun die Beziehungen zu den USA wieder zu verbessern.

Die USA bemühen sich auch wegen des Konflikts um Taiwan und der Spannungen im Südchinesischen Meer um eine verstärkte Zusammenarbeit mit ihren Partnern. Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine gab es zuletzt Sorgen, dass die Volksrepublik in Taiwan einmarschieren könnte. China betrachtet die Insel als eigenes Staatsgebiet und droht mit Eroberung – obwohl Taiwan seit 1949 de facto unabhängig ist und sich seit Ende der 80er Jahre zu einer funktionierenden Demokratie entwickelt hat.

Mit Material der dpa. Dieser Artikel wurde erstmals am 3. Februar veröffentlicht und danach aktualisiert.