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Peloton macht Millionen-Gewinne mit einem Hightech-Fahrrad für über 2.000 Euro und monatlichen Kurs-Abos – wer kann sich das leisten?

Mitten in der Corona-Pandemie boomt der Markt für Home-Fitness. Das US-Unternehmen Peloton, das ein Hightech-Fitnessrad fürs Wohnzimmer vertreibt, legte Anfang des Jahres Zahlen vor, die dies bezeugen: Im vergangenen Quartal sprang der Umsatz im Jahresvergleich von rund 466 Millionen hoch auf gut 1,06 Milliarden Dollar. Peloton schrieb schwarze Zahlen von 63,6 Millionen Dollar nach einem Verlust von 55,4 Millionen Dollar ein Jahr zuvor.

Den Großteil des Geschäfts machte Peloton mit dem Verkauf seiner Fitness-Bikes und Laufbänder — gut 870 Millionen Dollar. Knapp 195 Millionen Dollar kamen aus dem Abo-Geschäft. Peloton hat jetzt 4,4 Millionen Nutzer weltweit. Davon zahlen knapp 2,3 Millionen auch für Trainings-Abos, die monatliche Gebühren kosten und erst die Ursache des Hypes um das Fitnessrad sind.

Peloton profitiert von bekannten Nutzern

In der Pandemie, in der viele zu Hause statt im Fitness-Studio trainieren, stieg die Nutzung der Peloton-Geräte deutlich. So kam ein Abo-Kunde im vergangenen Quartal im Schnitt auf gut 21 Trainings im Monat — ein Jahr zuvor waren es 12,6 gewesen.

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Das Fitness-Rad hat prominente Anhänger, unter anderem Stars wie Beyoncé, Michelle Obama, Rita Ora oder sogar US-Präsident Joe Biden, die das fleißig in den sozialen Netzwerken teilen. Das erweckt den Eindruck, dass das Gerät ein Luxusobjekt für besonders Gut-situierte ist. Es wirft die Frage auf: Wie viele Menschen können sich ein Peloton wirklich leisten?

Wie viele Nutzer das Unternehmen in Deutschland hat, kommuniziert das Unternehmen auf Anfrage von Business Insider nicht. Unter dem Hashtag #pelotondeutschland gibt es auf Instagram knapp 1.000 Beiträge, der Fanseite "Germanladiespeloton" folgen ebenfalls knapp 1.000 Frauen auf Instagram und Facebook.

https://www.instagram.com/p/CLBYzKCD6ab/

Knapp 43 Prozent der privaten deutschen Haushalte haben ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 2.600 Euro. Ein Peloton-Bike kostet in der Basis-Variante immerhin stolze 2.145 Euro, mit einer Erstausstattung aus den dazugehörigen Cycling-Schuhen, Kopfhörern und Hanteln sind es 2.295 Euro. Bei einer 39-monatigen Laufzeit würde eine Finanzierung über Raten mit monatlich 55 Euro ins Gewicht fallen. Das kosten auch viele Mitgliedschaften für Mittelklasse-Fitnessstudios.

Zum Kaufpreis kommt eine monatliche Nutzungsgebühr hinzu

Bei Peloton kommt jedoch noch eine beim Kauf verpflichtende monatliche Abo-Gebühr in Höhe von 39 Euro für die Trainings-Inhalte hinzu. Insgesamt zahlt man bei einer 39-monatigen Laufzeit also 94 Euro monatlich. Sobald die Hardware jedoch einmal abbezahlt ist — und setzt man voraus, dass das Fahrrad viele Jahre genutzt wird und nicht kaputtgeht —, wäre die Peloton-Mitgliedschaft auf lange Sicht gesehen sogar günstiger als eine langjährige höherpreisige Fitnessstudio-Mitgliedschaft - sofern die Studios wieder öffnen dürfen. Dann dürften insbesondere Billig-Fitnessketten wie Mcfit und Co. dem Peloton die Kunden abspenstig machen. Mit knapp 1,3 Millionen Mitgliedern ist die Mcfit-Gruppe laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte die führende Fitnesskette Deutschlands, eine Jahres-Mitgliedschaft kostet hier 19,99 Euro monatlich.

Beim Peoloton-Rad ist die Laufzeit für Abos monatlich kündbar und Kunden können das Paket auch monatlich pausieren, wenn sie das Rad eine Zeit lang nicht benutzen. Ohne die Mitgliedschaft können Kunden das Fahrrad zwar nutzen — es unterscheidet sich jedoch erst durch die digitalen Inhalte wie Spinning- oder Yoga-Videokurse, die über den Screen auf dem Lenkrad abgespielt werden, von regulären Ergometern. Auch die Teilnahme an der Community und der Bestenliste ist nur über das Abo möglich. Kurz: Ohne die Mitgliedschaft wäre ein Peloton recht witzlos.

Einen anderen Nachteil gegenüber anderen Trainingsmethoden ist die Größe des Rades. Viele Verbraucher dürften nämlich auch keinen Platz für das 1,20 mal 0,60 Meter große Fahrrad haben, insbesondere Großstäder, die zunehmend auf weniger Wohnfläche leben.

Peloton ist ein Luxus-Produkt, nicht für die Masse

Auf die preissensibleren Studio-Gänger, denen Equipment wie Gewichte und Geräte wichtig sind, zielt Peloton jedoch auch nicht ab. Mit einem sehr Lifestyle-lastigen Marketing über soziale Netzwerke wie Instagram, einem schicken Produkt-Design und Musik-Kooperationen mit Stars wie Beyoncé zieht die Firma ganz klar Menschen an, die sich so ein Lifestyle-Produkt leisten können — und für das Gefühl, zu einem Trend zu gehören, auch gern bezahlen. Peloton profitiert dabei von dem Spinning-Hype der vergangenen Jahre durch das Soul-Cycling-Konzept, bei dem Millionen von fitness- und trendbewussten Millennials zu Techno-Musik und Disko-Atmosphäre in schicken Boutique-Spinning-Studios schwitzten. Mitglieder berichteten immer wieder, dass es dabei um das Zusammengehörigkeitsgefühl gehe, das sie wie eine Art Ersatzreligion erleben.

Das gleiche Gemeinschafts-Prinzip steht auch hinter Pelotons Erfolg: Das digitale Rad erfasst die eigenen Trainings-Erfolge und gibt diese Live an den streamenden Trainer weiter, der den Teilnehmer über die Internetverbindung loben kann. Die Besten erhalten einen Platz auf dem Leaderboard.

Die Home-Fitness-Anbieter wie Peloton könnten darüber in Deutschland womöglich bei Besserverdienern punkten, die entweder kaum Zeit für den Gang ins Fitnessstudio haben, oder keinen Zugang, weil sie etwa auf dem Land leben.

In Deutschland war Peloton Ende 2019 gestartet, die ersten Bikes gingen erst Mitte 2020 an Kunden. Länderspezifische Daten kommuniziert das Unternehmen zwar nicht, im Gespräch mit Business Insider sagte Peloton-Deutschlandchef Martin Richter im Juli aber, dass auch im hiesigen Markt viele neue Nutzer während der Pandemie hinzugekommen seien: „Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung in Deutschland und erreichen unsere Zielvorgaben.“ Ob die Deutschen aber langfristig auf das Peloton abfahren wie die US-Amerikaner, bleibt abzuwarten.

Mit Material der dpa