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Peking weist Jack Ma vor dem Mega-IPO in die Schranken

Der Gründer des Finanzdienstleisters ist einer der wenigen Unternehmer, die Peking noch die Stirn bieten. Das ist ihm nun zum Verhängnis geworden.

Eigentlich sollte der für Donnerstag geplante Börsengang des Finanzdienstleisters Ant Group den Gründer des Unternehmens, Jack Ma, zum elftreichsten Menschen der Welt machen. Doch stattdessen ist der Mega-IPO des von ihm noch immer kontrollierten Unternehmens auf Eis gelegt.

Die Vermutung ist, dass Mas kritische Äußerungen gegenüber dem chinesischen Finanzmarktregulierer dem Konzern am Ende zum Verhängnis geworden sind. Der 56-Jährige ist einer der wenigen chinesischen Unternehmer, die sich noch trauen, auch öffentlich der Regierung die Stirn zu bieten. Seine Äußerungen führen regelmäßig zu Debatten in China.

So auch seine Rede bei einer Konferenz in Schanghai Ende Oktober. Ma forderte weniger Regulierung für Finanzdienstleister, um Innovationen nicht zu unterdrücken. Seine Kommentare kamen bei den chinesischen Regulierern offenbar nicht gut an. In einem Beitrag widersprach ihm zunächst ein hochrangiger Vertreter der Aufsichtsbehörden und argumentierte, dass Fintech-Unternehmen genauso zu regulieren seien wie traditionelle Banken. Am Montag, nur drei Tage vor dem Börsengang von Ant, teilte der chinesische Regulierer dann seine Pläne für eine stärkere Beschränkung von Mikrokreditgebern mit. Neue Regeln, die auch Ant stark betreffen würden.

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Dann ging alles ganz schnell. Ma und das Führungsteam von Ant wurden noch am selben Tag zum Gespräch mit den Regulierungsbehörden einbestellt, am Dienstag dann kam die Nachricht, dass der für den 5. November geplante Börsenstart von Ant gestoppt wird.

Zwar dürfte der duale Börsengang in Hongkong und Schanghai zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, doch der Preis für die Anteile wird laut Experteneinschätzung wohl von der Aktion und den neuen Regeln beeinflusst werden. Auch das von Ma gegründete Unternehmen Alibaba leidet bereits. Die Aktien des Unternehmens gaben am Mittwoch zeitweise um mehr als neun Prozent nach.

Kontrolle über den Konzern

Chinas Regulierern und der chinesischen Führung ist der Erfolg von Ant und Alibaba schon länger suspekt. Ma startete Alipay, die Bezahlapp, die den Kern des Geschäftsmodells von Ant bildet, im Jahr 2004. Damals sollten darüber lediglich die Transaktionen des Onlinehändlers Alibaba, den Ma im Jahr 1999 gegründet hatte, abgewickelt werden.

Doch inzwischen ist das Unternehmen längst eigenständig und chinaweit höchst erfolgreich, Ma hält Anteile und kontrolliert den Konzern. Alipay dominiert gemeinsam mit Wechat von Alibabas Konkurrenten Tencent den milliardenschweren Markt für digitale Zahlungen in China. Zudem vergibt Ant inzwischen auch kleine Kredite.

Jack Ma ist in vieler Hinsicht ein außergewöhnlicher Unternehmer. Er begann seine Karriere als Englischlehrer, nachdem er laut eigener Aussage mehrfach sehr niedrige Ergebnisse beim Mathematik-Teil der Gaokao, des chinesischen Äquivalents zum deutschen Abitur, erzielt hatte. Inzwischen wird sein Nettovermögen vom Wirtschaftsmagazin „Forbes“ auf 66,7 Milliarden US-Dollar (rund 57 Milliarden Euro) geschätzt.

Obwohl er selten Interviews gibt – auch eine Anfrage des Handelsblatts lehnte er ab –, ist Ma alles andere als öffentlichkeitsscheu. Als er 2019 als CEO von Alibaba zurücktrat, offiziell, um sich Wohltätigkeitsprojekten zu widmen, sang er bei seiner großen Abschiedsparty in nietenbesetzter Lederjacke und Sonnenbrille vor Zehntausenden Alibaba-Mitarbeitern im Duett mit Daniel Zhang, seinem Nachfolger als Alibaba-CEO, den Song „You raise me up“.

Für Ma war es nicht der erste Auftritt. Er hatte bei vorangegangenen Firmen-Events bereits „The lion sleeps tonight“ in Langhaarperücke und dunklem Lippenstift gesungen. Gerüchten zufolge soll Ma 2019 deshalb als CEO zurückgetreten sein, weil er der politischen Führung zu prominent geworden war.

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