Werbung
Deutsche Märkte schließen in 4 Stunden 26 Minuten
  • DAX

    17.975,94
    -112,76 (-0,62%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.956,01
    -33,87 (-0,68%)
     
  • Dow Jones 30

    38.460,92
    -42,77 (-0,11%)
     
  • Gold

    2.340,00
    +1,60 (+0,07%)
     
  • EUR/USD

    1,0725
    +0,0024 (+0,23%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.186,32
    -2.746,50 (-4,43%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.352,58
    -29,99 (-2,17%)
     
  • Öl (Brent)

    82,92
    +0,11 (+0,13%)
     
  • MDAX

    26.243,90
    -102,17 (-0,39%)
     
  • TecDAX

    3.282,01
    -17,59 (-0,53%)
     
  • SDAX

    14.140,74
    -66,89 (-0,47%)
     
  • Nikkei 225

    37.628,48
    -831,60 (-2,16%)
     
  • FTSE 100

    8.092,25
    +51,87 (+0,65%)
     
  • CAC 40

    8.029,40
    -62,46 (-0,77%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.712,75
    +16,11 (+0,10%)
     

Von Partnern zu Wettbewerbern: Konkurrenzkampf zwischen dem Internetkonzern Yandex und der Sberbank

Russlands IT-Riese Yandex hat sich eine eigene Bank angeschafft. Die frühere Partnerin Sberbank kontert mit einer drastischen Erweiterung ihres Angebots.

Elf Jahre lang waren der größte Internetkonzern Russlands Yandex und die landesweit dominierende Sberbank Partner. Im Sommer endete die Liaison mit einer Gütertrennung: Yandex bekam die Kontrolle über den Internethändler Yandex-Market, die Sberbank erhielt die Fintech-Sparte, die bis dato unter Yandex.Money fungierte.

Statt sich jedoch nun wieder allein auf ihr Kerngeschäft zu fokussieren, „wildern“ die beiden Konzerne jetzt im Revier des jeweils anderen. Den Anfang machte Yandex: Zu Wochenbeginn wurde bekannt, dass das an der Nasdaq gelistete IT-Unternehmen mit Sitz in Amsterdam über den Kauf der TCS Group und deren Onlinebank Tinkoff verhandelt.

Bereits vor Ende der Gespräche wurden die wichtigsten Parameter bekannt: Demnach übernimmt Yandex 100 Prozent der Aktien bei der TCS Group und zahlt dafür 5,5 Milliarden Dollar. Die Summe liegt etwas über dem Marktpreis. Allerdings zahlt Yandex nur einen Teil der Summe bar, der Rest wird in eigenen Aktien verrechnet.

WERBUNG

Der bisherige Eigner und Namensgeber der Bank, Oleg Tinkow, bezeichnete die Übernahme denn auch als „Fusion“ und versprach, Yandex dabei zu helfen, „das effektivste private Unternehmen in Russland aufzubauen“. Der Name Tinkoff bleibe der Bank erhalten, versicherte er.

Der gebürtige Sibirier und bekennende Radsportfan Tinkow ist einer der schillerndsten Unternehmer Russlands. Sein erstes Kapital machte er mit dem Import und Großhandel von Elektronik, dann entwickelte er erfolgreich eine Produktion für Fertiggerichte und mit deutscher Unterstützung eine Bierbrauerei. Nach deren Verkauf gründete er 2006 Russlands erste Onlinebank.

Inzwischen gehört die Tinkoff Bank nicht nur zu den 20 größten russischen Banken beim Kapital und den Aktiva, sondern ist auch eine der größten Digitalbanken weltweit, an der Londoner Börse gelistet und Anfang des Sommers mit der App Vivid Money nach Deutschland expandiert, um der Konkurrenz nach Aussage Tinkows „in den Hintern zu treten“.

Alan Vaksman, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von Digital Horizon VC, schätzt die Übernahme als „logisch“ ein. Tinkoff und Yandex teilten eine „ähnliche Kultur“ mit dem Aufbau von Technologien. „Durch den Kauf von Tinkoff erwirbt Yandex Know-how bei der Erstellung und Entwicklung von Finanzprodukten sowie das Verständnis für Besonderheiten in der Regulierung und im Kreditrisikomanagement“, kommentierte Vaksman. Der Deal erlaube Yandex berechtigten Optimismus beim „Kampf um die Führung unter den Ökosystemen auf dem russischen Markt, wo Yandex und Sberbank die bisher Dominantesten waren“, schließt der Experte.

Sberbank nimmt den Kampf an

Aber die Sberbank legt die Hände nicht in den Schoß. Bei einer Onlinepräsentation im Stile von Apple verkündete Sberbank-Präsident German Gref, einst Wirtschaftsminister unter Wladimir Putin, einen gewaltigen Umbau des Unternehmens. Um das Ende ihres Status als reiner Finanzdienstleister zu betonen, streicht die Sberbank die „Bank“ aus ihrem Namen und fungiert künftig unter der Marke Sber. Allein dieser Markenwechsel kostet das Institut 2,5 Milliarden Rubel (fast 30 Millionen Euro).

Daneben werden auch die Filialen – immerhin mehr als 13.000 in Russland – radikal umgestaltet. Statt eines Kassierers empfängt ein System Künstlicher Intelligenz die Kunden, die es mittels Gesichts- und Stimmerkennung identifiziert. Daher brauchen Sber-Klienten am Bankautomaten bald auch keine Karte mehr. Die Bankangestellten machen dieser Vision nach nur noch die Beratungsgespräche bei einer Tasse Kaffee.

Damit einher geht eine drastische Erweiterung des Angebots. Die Sber verwandelt sich in Kooperation mit der Mail.ru Group quasi in einen Onlinekrämerladen und bietet alles aus einer Hand. So bewirbt die mehrheitlich staatliche Bank den Verkauf einer Multimediabox, mit der Kunden Zugriff auf Streamingdienstleister, digitale Fernsehkanäle, Musikclips und Videospiele haben.

Daneben präsentierte die Bank SberPay, eine mobile Software, die äußerlich stark an Apple oder Google Pay erinnert und digitale Transaktionen auf allen Smartphones ermöglicht. Über die Sber App kann auch ein angeschlossener Taxi- oder Lieferservice angefordert werden. Der E-Commerce war bislang die Domäne von Yandex.

Auch für Unternehmer hat die Bank Sber nun eine Reihe digitaler Plattformen im Angebot – von SberBusiness, wo Start-up-Unternehmer eine Geschäftsidee modellhaft durchrechnen lassen können über Apps, die die Buchhaltung komplett übernehmen oder juristische Hilfe leisten bis hin zu Online-Consultingdienstleistungen bei der Suche nach Personal und Tipps zu deren Bezahlung.

Nach der Sber-Präsentation stichelte Tinkow gegen den neuen Konkurrenten. Die Sberbank hätte Mail.ru beim Preisverfall im Frühjahr kaufen sollen, denn er glaube nicht an Joint Ventures, erklärte er mit Sicht auf das gerade gescheiterte Joint Venture zwischen der Sberbank und Yandex. Zwar sei Gref als „talentierter Bankier der Einzige, mit dem zu konkurrieren interessant ist“, aber eigentlich sei das Korsett der Staatsbank für den früheren Wirtschaftsminister zu eng. „Eigentlich müsste man ihn zum Premierminister machen“, witzelte er.