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Parodie statt Pathos: „Little Big“ will Eurovision aufmischen

Der Eurovision Song Contest zählt in Russland so viel wie eine Fußball-EM in Deutschland. Trotzdem wagt das Land am 16. Mai ein Experiment – und setzt auf Satire.

Das wichtigste bei einer guten Satire ist das todernste Gesicht. Und das haben Ilja Prusikin und seine Mitstreiter von „Little Big“ bis zur Perfektion einstudiert. Nebenbei macht die 2013 in St. Petersburg gegründete Gruppe auch noch schmissige Rave-Musik und bietet eine gut einstudierte Show.

Dass diese Musik einst in Russland massentauglich werden würde, war anfangs noch nicht abzusehen. Das Video „Every day I’m drinking“, in dem Little Big Stereotype über Russland durch den Kakao zog, machte sie zwar vor Jahren schon in Europa bekannt – wurde im eigenen Land aber von vielen als russlandfeindlich eingestuft. Der Wodka-saufende Kosakenverschnitt mit Kremltätowierung auf der Brust ist ebenso verstörend wie die junge Frau, die mit Kokoschnik, dem traditionellen russischen Kopfschmuck auf dem Haupt, mit einem Bären kopuliert, oder der Balalaikaspieler, der am Ende sein Instrument zerschlägt.

Auch das Video „Big dick“, in dem Prusikin mit einem verpixelten Riesenphallus auftritt, ist wohl nur etwas für Hartgesottene, obwohl der 34-Jährige den Clip selbst als „Parodie auf alle modernen Pop-Videos“ bezeichnete. Die Lust an Parodie und Provokation ist auch bei „Rock Paper Scissors“ klar zu erkennen. Dort nahm die Gruppe den Song „Bad Touch“ der US-Rockband Bloodhound Gang auf die Schippe. Doch spätestens mit „Skibidi“ löste Little Big im Herbst 2018 selbst einen wahren Hype aus. Mit inzwischen rund 370 Millionen Klicks ist das Video der mit Abstand viralste Hit aller Teilnehmer beim Eurovision Song Contest. Obwohl die skurrilen Tanzbewegungen nicht völlig jugendfrei sind, gewann Little Big damit sogar einen Preis beim belgischen Kinder- und Jugendsender Ketnet.

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Seither gilt die Gruppe wohl auch in Russland als familientauglich. Der Sieg beim russischen Vorausscheid des Eurovision Song Contest (ESC) war dennoch eine Überraschung. Selbst Little Big hatte die Teilnahme am nationalen Vorausscheid als Scherz gesehen. Die Nominierung ist ein absoluter Stilbruch, hat bisher Moskau doch seine Teilnahme beim Gesangswettbewerb zumeist todernst und mit viel Pathos betrieben. Ein Sieg bedeutete den Russen fast soviel wie den Deutschen der Sieg bei einer Fußball-EM. Perfekt gestylte Schnulzensänger wie Dima Bilan oder Sergej Lasarew holten bislang die besten Ergebnisse für das Land.

Mit diesen hat die selbstironische Darstellung von Little Big wenig gemein. Trotzdem hat die Gruppe nun sogar eine Chance, am 16. Mai in Rotterdam beim Finale abzuräumen. Nicht wenige Fans trauen ihr zu, dort zu gewinnen – vorausgesetzt der ESC wird nicht wegen des Coronavirus abgesagt.

Nicht nur, weil die Band eine große Fangemeinde in Europa hat, speziell in Frankreich, Belgien und der Schweiz, sondern auch weil ihr Teilnahme-Beitrag „Uno“ genauso ansteckend sein könnte wie Skibidi. In einer perfekten Persiflage auf den Song Contest tritt die Gruppe dort im 70er-Jahre Outfit mit Schlaghosen und Dancing Queen Kostüm an, um mit elastischen Knien und stocksteifem Gesichtsausdruck nach Pseudo-Latinomusik herumzublödeln.

PR-bewusst hat Little Big einen Flashmob gestartet, um Fans zur Nachahmung der Bewegungen zu animieren. Und diese haben die Herausforderung angenommen. Durch das Internet schwirren bereits Hunderte mehr oder weniger originelle Clips, in denen junge Menschen zu „Uno“-Musik mit den Knien schlackern – und dabei versuchen, eine möglichst ernste Miene zu machen. Doch zumindest die Zuschauer dürfen herzlich lachen.