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ICE fahren mit Rekordauslastung

Bahnchef Richard Lutz wertet 2017 eher als ein „durchwachsenes“ Jahr für den Staatskonzern. Technische Pannen, unpünktliche Züge und Unwetter verhageln die Bilanz. Dabei sind Bahnreisen derzeit so beliebt wie nie.

Fernzüge der Deutschen Bahn sind im vergangenen Jahr mit der höchsten Auslastung seit Jahren gefahren. Vor allem die ICE-Flotte, bestehend aus etwa 260 Einheiten, erreichte nach Informationen des Handelsblatts einen Rekordwert von 58,5 Prozent, über drei Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Auf den Rennstrecken wie Berlin-Rheinland oder Köln-Frankfurt liegt die Quote noch weitaus höher.

Auch für die im Dezember freigegebene neue Höchstgeschwindigkeitslinie Berlin-München erhofft sich der Staatskonzern Rekordwerte. Hier soll die Zahl der Fahrgäste auf 3,6 Millionen verdoppelt werden. In den ersten Wochen seit Inbetriebnahme im Dezember „waren deutlich mehr als doppelt so viele Fahrgäste“ als im Vorjahr zwischen den beiden Metropolen unterwegs, berichtete Bahnchef Richard Lutz am Montagabend in Berlin.

Weniger beliebt waren nach Handelsblatt-Informationen 2017 dagegen die langsameren IC-Züge, die nur auf 49,7 Prozent Auslastung kamen – nach 48,3 Prozent zuvor. Im Durchschnitt schafften alle Fernzüge der Bahn eine Rekordauslastung von 55,6 Prozent. Vor nicht allzu langer Zeit war der Staatskonzern froh, wenn die Züge zur Hälfte gebucht waren. Insgesamt dürfte die Bahn mindestens 141 Millionen Reisende gefahren haben, nach 139 Millionen im Vorjahr. Das wäre mehr, als der Vorstand selbst erwartet hatte.

Wegen des Erfolgs auf der Strecke Berlin-München hat sich die Bahn auch schon jetzt dazu entschlossen, mit dem nächsten Winterfahrplan ab Dezember 2018 statt täglich drei dann fünf ICE-Sprinter zwischen der Hauptstadt und der Bayernmetropole einzusetzen. Diese schnellen ICEs halten nicht so oft und fahren die maximale Geschwindigkeit von 300 Kilometern in der Stunde voll aus. Dadurch erreichen sie Fahrzeiten von etwa drei Stunden und machen Lufthansa und Easyjet schwer Konkurrenz auf der Strecke.

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Lutz nannte das Geschäftsjahr 2017 trotz des Erfolgs im Fernverkehr „durchwachsen“. Das erste Halbjahr sei gut gestartet, im zweiten Halbjahr „sahen wir uns mit Rückschlägen konfrontiert“, räumte der langjährige Bahnfinanzchef, der seit März vergangenen Jahres auch an der Spitze des Vorstands steht, ein. Unter anderem verpatzte der Staatskonzern den groß angekündigten Start der Strecke Berlin-München durch technische Probleme mit der Zugsteuerung.

Die Bahn müsse „in Qualität und Pünktlichkeit insgesamt widerstandsfähiger und robuster werden“, forderte Lutz. Fernzüge waren 2017 nur zu 78,5 Prozent pünktlich, das Ziel des Bahnvorstands von 81 Prozent wurde klar verfehlt. Trotzdem kündigte Lutz an, 2018 sollen mindestens 82 Prozent der ICEs und ICs mit weniger als sechs Minuten Verspätung ankommen. Und: „Das langfristige Ziel bleibt 85 Prozent.“

Um die wachsende Nachfrage auf der Schiene bewältigen zu können, will die Bahn auch nicht mehr nur auf neue Züge warten. Lutz kündigte ein neues Programm mit dem Namen „Digitale Schiene Deutschland“ an. Durch die forcierte Digitalisierung soll 20 Prozent mehr Kapazität auf dem vorhandenen Schienennetz geschaffen werden – ohne Neubau oder Erweiterung von Strecken. Ziel sei es, 160.000 Signale und einen Großteil der 400.000 Kilometer umfassenden Verkabelung überflüssig zu machen. Stellwerke sollen digitalisiert, Weichen an eine Fernkontrolle angeschlossen werden – eine Art Weichen-EKG, das rechtzeitig Störungen meldet. Am Ende werden Züge ohne Lokführer fahren können. Das aber erwähnte Lutz nicht.

Digitalisierung eröffne die Chance, so Lutz weiter, den Eisenbahnbetrieb ohne große zusätzliche Baumaßnahmen zu modernisieren. Das Programm werde in etwa zehn bis fünfzehn Jahren umgesetzt und koste natürlich „Geld, sehr viel Geld“, sagte der Bahnchef. „Darüber werden wir mit unserem Eigentümer reden.“ Die künftige Bundesregierung wird sich deshalb schon mal darauf einstellen dürfen, dass ihre größte Staatsbeteiligung trotz wirtschaftlichen Aufschwungs des Konzerns einmal mehr die Hand aufhält.