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P & C will in Deutschland Filialen schließen – und Kunden mit Events locken

Zweimal im Monat ist Verkaufen bei Peek & Cloppenburg (P & C) Chefsache. Dann steht John Cloppenburg samstags persönlich in der großflächigen Düsseldorfer Filiale und verkauft Hosen, T-Shirts und Jacken. „Mir geht es darum, direkt zu erleben, was den Kunden gefällt und was nicht“, sagt der großgewachsene Manager mit dem kurz geschnittenen Bart.

Diese Praxis des geschäftsführenden Gesellschafters passt zur neuen Rolle von John Cloppenburg. Denn der 50-Jährige ist neuerdings nicht nur für den Einkauf der Premiummarken und das Onlinegeschäft der Düsseldorfer Textilkette P & C zuständig. Er hat vor Kurzem auch die Verantwortung für die fünf größten Häuser in Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Berlin und Wien übernommen.

Eigentlich sind diese fünf Filialen, die P & C „Weltstadthäuser“ nennt, mit ihren mindestens 10.000 Quadratmetern die Vorzeigefilialen der Textilkette. Doch gerade dort läuft es schlechter als in den übrigen 138 Filialen der Kette in Deutschland, Österreich und Osteuropa. Dazu stagniert der Umsatz in Deutschland seit zwei Jahren.

Die Riesenfilialen bekommen besonders stark zu spüren, dass immer weniger Kunden in die Innenstädte kommen, ihre Kleidung lieber bei Amazon oder Zalando bestellen oder bei Primark oder H & M deutlich günstiger einkaufen. Zu den großen Strukturveränderungen in der Modebranche kommen bei P & C noch hausgemachte Probleme

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Die Konsequenzen sind hart für das Unternehmen, das mit 2,2 Milliarden Euro zuletzt in den Top Ten der Textileinzelhändler nach der Otto Group, H & M und C & A auf dem letzten Platz rangierte: „Wir glauben, die Zielumsätze in unseren Häusern heute auch auf kleineren Flächen erreichen zu können“, räumte Cloppenburg im Gespräch mit dem Handelsblatt ein.

Er will sich deshalb in einigen Häusern von Flächen trennen. „Das erste große Verkaufshaus, das wir anpassen wollen, ist ein Haus in Wien“, kündigte Cloppenburg an und fügte hinzu: „Wir werden wahrscheinlich eine Etage anderweitig nutzen und das Haus in der Segmentierung an das neue Konzept anpassen.“

Welche anderen Filialen dem Beispiel folgen werden, lässt Cloppenburg ebenso offen wie die Frage, wie er die frei werdenden Etagen künftig nutzen will. Er kann sich „vorstellen, Flächen an Gastronomen zu vermieten“, wie er eine Option benennt.

Das Verkleinern alleine reicht aber nicht. So wird es Cloppenburg nicht schaffen, den bei 1,5 Milliarden Euro in Deutschland stagnierenden Umsatz wieder zu steigern „Wir müssen den Kunden ein besonderes Einkaufserlebnis bieten“, weiß Cloppenburg. Wie das aussehen soll, ist allerdings noch unklar: „Wir haben im Kreis der Unternehmensleitung Ideen für eine modifizierte Segmentierung der Verkaufshäuser erarbeitet“, lässt er durchblicken, dass hinter den Kulissen eifrig an neuen Kaufhaus-Ideen gearbeitet wird.

Die fünfte Generation

Cloppenburg probiert zwar vieles aus: von Pop-up-Stores bis zu illustren Kundenveranstaltungen. Doch mit radikalen Veränderungen tut sich die Modekette schwer. Konkurrierende Unternehmen sind schon weiter. So haben Konkurrenten wie Engelhorn in Mannheim rund um ihr Modehaus längst vieles angesiedelt, was zusätzlich Kunden lockt. Dazu gehören ein Sporthaus, ein E-Mobility-Center mit der Marke Tesla und zwei Sterne-Restaurants, die auch nach Geschäftsschluss Kunden sogar aus Frankfurt nach Mannheim locken.

„P & C entscheidet zu langsam. Das ist schlecht in einer Zeit, in der sich die Branche viel schneller verändert als früher“, sagt Handelsexpertin Beate Hölters von der Unternehmensberatung Tailorit. Das liegt auch daran, dass bei P & C zwar schon länger mit John, Patrick, 36, und Katharina Cloppenburg, 33, die fünfte Generation an der Spitze mitbestimmt.

Aber immer noch ist der 78-jährige Senior Harro-Uwe Cloppenburg Vorsitzender der Geschäftsführung und mischt im Unternehmen mit – auch wenn Sohn John einwendet, dass „unser Vater zunehmend weniger in das Tagesgeschäft involviert ist“. Eine Geschäftsleitung mit insgesamt elf Personen ist zudem recht groß.

Dem Vater war es gelungen, das Geschäft vor allem von den 1960er- bis zu den 1990er-Jahren massiv auszubauen. P & C machte er zum Vorzeigefilialisten der Modebranche. Er deckte mit einem breiten Angebot von den günstigen Eigenmarken wie Jakes bis zu den Premiummarken den gesamten Markt und die Kleidung für die gesamte Familie ab. Doch das funktioniert längst nicht mehr so gut. Vor Kurzem hat P & C beschlossen, künftig keine Kindermode mehr zu verkaufen.

Auch ansonsten könnte sich noch einiges bei P & C ändern. Anfang des Jahres hat die Familie Berater von McKinsey ins Haus geholt. Sie haben sich vor allem Abläufe und Kosten in der Zentrale genauer angesehen. „Da gibt es einiges zu verbessern“, gibt Cloppenburg zu. „Aber konkrete, strukturelle Maßnahmen sind derzeit nicht verabschiedet.“

Wichtig ist, dass die Cloppenburgs gerade beim Verkaufspersonal nicht sparen. Denn so können sich klassische Einzelhändler im Wettbewerb vom Onlinegeschäft abheben. Aber auch da liegen andere Häuser wie etwa Hirmer in München weit vorne. „Die haben erstklassig ausgebildetes Personal“, sagt Franz Maximilian Schmid-Preissler von der gleichnamigen Unternehmensberatung. Da war sich auch die Geschäftsführung vor ein paar Wochen nicht zu schade, morgens um 7.30 Uhr alle Kunden persönlich zu begrüßen, die zu einem Frühstück ins Kaufhaus kamen und danach reichlich einkauften.

Branchenexperten wie Michael Hauf von Hachmeister + Partner sehen durchaus Chancen für so große Häuser wie die von P & C. „Aber sie müssen sich neu definieren. Mit neuem attraktiven Verweilkonzept und einem spannenden Produkt-Angebot“, empfiehlt Hauf. Denn das Geschäft in den Mehrmarken-Häusern des Modeeinzelhandels schrumpft. Nach Berechnungen von Hachmeister + Partner sinkt der Umsatz seit 2013 bis auf ein Ausnahmejahr jährlich um bis zu 2,5 Prozent.

Cloppenburg will zwar an der Kernstrategie festhalten und auch „in Zukunft für die Mitte des Modemarktes da sein“. Er will sich aber künftig wieder stärker konzentrieren auf das, was P & C groß gemacht hat: „Wir brauchen ein Produktangebot mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und gut geschultes Verkaufspersonal.“

Wie ein neues Konzept für die großen Häuser aussieht, ist derzeit in Wien zu besichtigen. Dort hat die Familie die Filiale an der Kärntner Straße, mit 12.000 Quadratmetern das größte Haus in Österreich, komplett umgebaut und neu herausgeputzt. Da gibt es jetzt mehr Premiummarken von Emporio Armani über Ralph Lauren bis Hugo Boss. Und die Eigenmarken Jakes und Jakes Collection werden aufwendiger als vorher präsentiert.

Neue Experimente angestoßen

Die Veränderungen sind notwendig, weil sich selbst Discounter wie C & A wandeln. So hat Alain Caparros zwei Jahre lang das eher biedere Textilhaus aufgemischt. Er hat das Billigangebot „Best Deal“ eingeführt, um sich gegen Primark zu wehren. Und gleichzeitig hat er Markenfirmen wie Mustang Jeans oder die Deko-Kette Butlers ins Haus geholt, um sich gegenüber hochpreisigen Konkurrenten zu profilieren.

P & C hat gegenüber konkurrierenden Unternehmen den Vorteil, dass das Unternehmen fest in Familienhand ist und über eine finanziell gesunde Basis verfügt. So betrug die Eigenkapitalquote 2017 mehr als 40 Prozent, und die Umsatzrendite des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erreichte 5,8 Prozent.

Zudem gehören viele Immobilien von P & C in Deutschland der Familie. Allerdings kann die fünfte Generation froh sein, dass der Vater frühzeitig ins Ausland expandierte. So ist der Umsatz des Schwesterunternehmens in Wien 2017 um mehr als 13 Prozent auf 735 Millionen Euro gewachsen. Neuere Zahlen hat das verschwiegene Familienunternehmen noch nicht veröffentlicht.

Da geht die Expansion in diesem Jahr auch weiter. In Deutschland ist für das Filialnetz eher Konsolidierung angesagt. So will Cloppenburg zwei Häuser schließen, in Gießen und Berlin, und plant gleichzeitig den Umzug in ein größeres Haus in Bocholt. Außerdem plant der Immobilienarm von P & C ein Haus in Aachen. Das Haus wird kleiner als ursprünglich geplant, und ob P & C mit einer Filiale einziehen wird, ist offen.

Auch hält die Familie schon länger in München Ausschau nach einem Standort für ein großes Haus. In Osteuropa hingegen bauen die Düsseldorfer ihr Filialnetz aus. Dazu gehören zwei weitere Häuser in Rumänien sowie eines in Zagreb.

Was hingegen bei Cloppenburg besser werden muss, ist das Onlinegeschäft. Viele Jahre hatten sie den Trend zum digitalen Einkauf nicht besonders ernst genommen. So verpassten sie die Chance, rechtzeitig Neulingen wie der Online-Modeplattform Zalando etwas entgegenzusetzen. Doch nun macht Cloppenburg Tempo. 2017 ist der Umsatz im Onlinehandel weiter gestiegen, auf einen Umsatz von inzwischen 100 Millionen Euro.

Dabei soll es nicht bleiben. John Cloppenburg will mehr Neues ausprobieren als in der Vergangenheit und gibt sich kämpferisch: „Wer nicht experimentiert, hat verloren.“

Mehr: Nicht nur P & C hat mit den harten Wettbewerbsbedingungen zu kämpfen. Was Niedrigpreise und Online-Konkurrenz mit der gesamten Modebranche machen, lesen Sie hier.