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Österreich vor dem Lockdown: Schuhhändler Humanic sorgt mit Rabattaktion für Empörung

In Österreich sorgte eine Rabattaktion des Schuhhändlers Humanic für einen Ansturm auf die Filialen. Dafür gab es im Internet heftige Kritik. Mit einer Stellungnahme erhitzte das Unternehmen die Gemüter noch mehr.

Dieses Bild machte ein Twitter-Nutzer in Klagenfurt, auch dorten standen am Samstag die Kunden vor einer Humanic-Filiale Schlange. (Bild: Screenshot via Twitter)
Dieses Bild machte ein Twitter-Nutzer in Klagenfurt, auch dorten standen am Samstag die Kunden vor einer Humanic-Filiale Schlange. (Bild: Screenshot via Twitter)

Österreich wechselt am Dienstag in den zweiten strengen Corona-Lockdown. Viele Menschen wollen zuvor noch einmal einkaufen, bevor alle Geschäfte bis auf jene mit Gütern des täglichen Bedarfs schließen. Viele Anbieter locken die Kunden mit Sonderangeboten in die Läden, einige schlagen dabei über die Stränge. So wie der Schuhhändler Humanic, der am Wochenende mit einer Rabattaktion für einen Kundenansturm auf seine Filialen gesorgt hatte. Dafür gab es im Internet heftige Kritik.

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Vor dem Lockdown wollte Humanic seine Winterkollektion an den Mann bringen, deshalb reduzierte das Unternehmen am Samstag die Ware um 50 Prozent. Das Kalkül ging auf, die Kunden standen vor den Filialen Schlange, die Läden waren überfüllt. Viele Menschen trugen zwar eine Gesichtsmaske, das Einhalten des Mindestabstandes war aber kaum möglich. Die Kritik zur Aktion folgte auf dem Fuße, im Internet machten viele Menschen ihrem Ärger Luft.

"@Humanic_Shoes was geht bei euch? 1 Kunde pro 10m2? Abstandhalten Fehlanzeige?", schreibt ein Nutzer auf Twitter zu einem Bild, das er auf der Plattform veröffentlich hat. Die Aufnahme zeigt eine Filiale des Schuhhändlers in Wien, in der zahlreiche Kunden einkaufen. Davor warten viele Menschen auf einen Einlass. "Gottverdammte Idioten…", kommentiert ein anderer Nutzers das Bild. Eine Frau schreibt: "Ich bin ja im Strafrecht nicht sattelfest, aber man sollte es mit einer Anzeige gegen Humanic wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung versuchen."

Stellungnahme sorgt für noch mehr Ärger

Öl ins Feuer goss Humanic mit einer Stellungnahme zur Aktion. "Danke, dass ihr heute und in unseren Filialen so diszipliniert gewesen seid", schreibt das Unternehmen am Samstag auf Facebook. Und an die Adresse der Kritiker gerichtet, heißt es weiter: "Sorry an die, die die Initiative weniger gut finden! Ganz ehrlich: Vor der Wahl auf unserer Winterware sitzen zu bleiben oder damit Menschen noch eine Freude vor dem nächsten Lockdown zu machen, haben wir uns für Letzteres entschieden."

Die Art und Weise, wie Humanic die Aktion rechtfertigt und zugleich mit der Kritik umgeht, fanden viele Nutzer geschmacklos. "Geht’s euch noch gut?", schreibt ein Mann auf Facebook. "Ich darf eure PR übersetzen: uns ist sch*** egal, ob durch den Ansturm auf unseren Abverkauf ein paar Leute mehr sterben, Hauptsache, wir bleiben nicht auf der Ware sitzen und machen noch schnell Zaster. Unverantwortlich."

Eine Frau meint auf derselben Plattform: "Ihr solltet euch alle was schämen! Ich arbeite im Spital und sehe jeden Tag mehr wie das System zusammenkracht. Ich wünsche niemanden ein Intensivbett aber bald wird es keines mehr geben." Ein anderer Nutzer schreibt: "Die Aktion ist Zeichen unserer degenerierten Ich-Gesellschaft. Und ihr als Unternehmer hättet die Aktion auch Online anbieten können.. da tummeln sich die Leut’ in einer Zeit mit Rekordzahlen und ihr sucht nach Rechtfertigung? Bisl enttäuschend."

Bald sah sich Humanic doch genötigt, sich für die Aktion zu entschuldigen. "Es ist nicht schönzureden", schreibt das Unternehmen gestern in einem weiteren Facebook-Eintrag. "Die Kritik schmerzt und sie ist berechtigt! Wir entschuldigen uns für unsere kurzfristige – und wie wir eingestehen müssen kurzsichtige – Aktion am Samstag." Mit einem derartigen Ansturm will das Unternehmen "nicht im Entferntesten" gerechnet haben. Man bedauere den "Fehler zutiefst" und entschuldige sich "in aller Form".

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