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Osram-Übernahme gescheitert – doch AMS gibt nicht auf

Die angepeilte Übernahme des Münchner Lichtkonzerns Osram durch den Sensorikhersteller AMS ist geplatzt. Doch die Österreicher lassen nicht locker.

Die Ampeln für die Übernahme durch AMS stehen erst einmal auf Rot. Foto: dpa
Die Ampeln für die Übernahme durch AMS stehen erst einmal auf Rot. Foto: dpa

Die für ihn wohl frohe Kunde erreichte Osram-Chef Olaf Berlien im Urlaub auf Kreta. Der Sensorikspezialist AMS scheiterte vorerst mit dem Versuch, Berliens deutlich größeren Osram-Konzern zu übernehmen. Wäre den Österreichern der Milliarden-Coup geglückt, wäre Berlien seinen Spitzenjob wohl bald los gewesen. Auch von der Strategie der Österreicher war er nicht restlos überzeugt.

Doch AMS stolperte über die selbst gesetzte Mindestannahmeschwelle von 62,5 Prozent. „Nach dem Scheitern der bisherigen Übernahmeversuche behalten wir jetzt unsere Eigenständigkeit und gestalten unsere Zukunft selbst“, frohlockte Osram-CEO Berlien.

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Dennoch herrscht bei Osram in München Alarmstimmung. Der Übernahmekampf geht nur in die nächste Runde. „Es gibt keinen Grund, die Sektkorken knallen zu lassen“, hieß es im Osram-Umfeld. Die Unsicherheit werde nun noch bis ins nächste Jahr weitergehen. Der in Premstätten bei Graz ansässige Konzern AMS mit 9000 Mitarbeitern ist mit knapp 20 Prozent der Aktien der größte Anteilseigner von Osram.

AMS-Chef Alexander Everke will nicht aufgeben. „Im Dialog mit Osram wollen wir auf unserer Stellung als größter Aktionär aufbauen, um weiter den vollen Erwerb von Osram zu verfolgen und so eine solide Zukunft für das Unternehmen zu sichern“, erklärte der frühere Siemens-Manager.

Die Vision sei es, mit Osram einen global führenden Anbieter von Sensoriklösungen und Photonik zu schaffen, der auf europäischer Technologie basiere und damit sicherstelle, dass Europa seine weltweite Spitzenstellung bei optischen Technologien beibehalte, sagte der Chef des Apple-Zulieferers. Für Nachfragen stand der AMS-Chef am Wochenende nicht zur Verfügung, wie eine Konzernsprecherin mitteilte.

In österreichischen Industriekreisen gibt es keine Zweifel, dass Everke es mit seinem erneuten Übernahmeversuch ernst meint: „Die haben einen klaren Plan und wollen das voll durchziehen.“ Everke werde nicht klein beigeben. Auch wenn Berlien schon die Eigenständigkeit feiert: Für den Osram-Chef muss das wie eine Drohung klingen.

Die Kleinanleger hat der gescheiterte Übernahmeversuch am Freitagnacht nach Börsenschluss kalt erwischt. Die Osram-Aktie hatte am Freitag noch um 5,6 Prozent auf 42,49 Euro zugelegt. Hingegen stürzte das Papier kurz vor Börsenschluss ab. Die Aktie des Münchner Konzerns sank um 3,65 Prozent auf 38,78 Euro.

AMS hatte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 1,6 Milliarden US-Dollar ein bereinigtes Nettoergebnis von nur zwölf Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Rund drei Viertel ihrer Erlöse erzielen die Österreicher in Asien. Die Hochleistungssensoren werden für die Mobilfunkindustrie, Konsumgüter, Medizintechnik und in der Autoindustrie verwendet.

Im Moment herrscht eine Patt-Situation. AMS gelang die Übernahme nicht, Osram hat sie aber als Großaktionär an Bord. Beide Seiten betonten nun, man wolle sich an einen Tisch setzen. Die Gespräche dürften spannend werden. Denn von einem konstruktiven Miteinander war bislang nichts zu spüren.

AMS hat nun nach Einschätzung von österreichischen Industriekreisen mehrere Optionen. Denkbar wäre ein „Merger of Equals“, also eine Fusion unter Gleichen. Dies aber gilt als höchst unwahrscheinlich. „AMS will die unternehmerische Führung“, heißt es in Industriekreisen. Die Österreicher könnten zudem ein Jahr abwarten, und dann nach Ablauf einer Sperrfrist ein neues Angebot vorlegen. Auch dazu dürfte es nicht kommen.

Schließlich hat die bereits recht hoch verschuldete AMS geschätzte 750 bis 800 Millionen Euro in das Aktienpaket investiert und dürfte an einer schnellen Lösung interessiert sein. „Die Frage ist auch, ob die Banken da lange mitspielen“, meint ein Insider. AMS werde wohl aus der Aktionärsposition heraus Druck machen, um dann mit dem Segen von Osram schon bald ein neues Angebot abzugeben.

Hedgefonds könnten sich positionieren

Begonnen hatte der Bieterwettbewerb mit einem Gebot der Finanzinvestoren Bain und Carlyle. Mit der Einwilligung der Osram-Führung boten die Investoren 35 Euro je Aktie. Der Plan war ganz nach Berliens Geschmack: Die Investoren wollten an Strategie und Management festhalten. Der Osram-Chef hätte abseits der Börse mit ihren Berichterstattungspflichten die Transformation in Ruhe weiterführen können.

Doch der Plan ging nicht auf, weil AMS dazwischen funkte. Die Österreicher boten zunächst 38,50 Euro und dann, als Bain mit Advent eine noch höhere Offerte in Aussicht stellte, 41 Euro – oder mehr als vier Milliarden Euro.

Vorstand und Aufsichtsrat von Osram machten keinen Hehl aus ihrer Abneigung. AMS habe keine Erfahrung mit so großen Übernahmen, die Finanzierung sei wacklig, es drohten Stellenabbau und Zerschlagung.

AMS wurden schließlich trotz der Erhöhung der Offerte auf 41 Euro nur 51,6 Prozent der Anteile angedient. In Finanzkreisen wurde vermutet, dass vor allem die Kleinanleger von den konkurrierenden Angeboten verwirrt waren, und erst einmal gar nichts unternahmen. Die Österreicher aber wollten 62,5 Prozent, um auf der Hauptversammlung einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag durchsetzen zu können.

Da die Schwelle verfehlt wurde, ist nun die gesamte Übernahme erst einmal geplatzt. AMS bleiben die knapp 20 Prozent, die es schon vorher über die Börse gekauft hatte. „Damit kommt an AMS erst einmal keiner vorbei“, hieß es in Unternehmenskreisen.

Doch die große Unbekannte sind nun Bain und Advent. Die Finanzinvestoren könnten noch eine eigene Offerte vorlegen. In Industriekreisen ist man skeptisch. Schließlich war mit Carlyle schon ein Finanzinvestor abgesprungen, als es darum ging, ein höheres Angebot als 35 Euro vorzulegen.

Vor allem aber müsse jeder Übernahmewillige mit dem 20-Prozent-Aktionär AMS leben. Einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag werde kein Investor durchsetzen können, heißt es in Industriekreisen. Darauf aber beruhen die Finanzierungsmodelle von Finanzinvestoren. Auch ein Rückzug von der Börse wäre gegen AMS nicht möglich.

Nicht ausgeschlossen wird in Industriekreisen, dass sich in den nächsten Wochen und Monaten bis zur Osram-Hauptversammlung im Februar auch Hedgefonds und aktivistische Aktionäre positionieren. Sie könnten zum Beispiel auf eine Zerschlagung von Osram drängen. Berlien wertete die Bieterschlacht der vergangenen Monate als Kompliment. „Das letzte Gebot von 41 Euro je Aktie zeigt deutlich, welcher Wert unserem Unternehmen selbst im aktuell schwierigen konjunkturellen Umfeld zugemessen wird.“

Der Druck auf ihn bleibt allerdings hoch. Berlien will nun im November mit einer Aktualisierung der Strategie wieder in die Offensive kommen. „Osram konzentriert sich dabei vor allem auf die Themenfelder Verschlankung des Produktportfolios, zügiger Ausbau zukunftsfähiger Produkte und Optimierung sämtlicher Bereiche sowie Verbesserung der Profitabilität“, ließ er erklären.

Nach Informationen des Handelsblatts aus dem Umfeld des Unternehmens steht voraussichtlich unter anderem ein weiterer Stellenabbau bevor. Die Diskussion des Themas im Wirtschaftsausschuss war wegen der laufenden Übernahmeschlacht verschoben worden.