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Kehrtwende in Wien – Opec einigt sich auf Erhöhung der Ölfördermenge

Die 14 Mitglieder der Organisation erdölfördernder Staaten (Opec) haben sich am Freitag in Wien auf eine Erhöhung der Förderung geeinigt. Die Fördermenge soll de facto um 600.000 Barrel pro Tag gesteigert werden. Welche Länder den Ölhahn ab dem ersten Juli weiter aufdrehen werden, blieb unklar.

Der Ölpreis legte am Freitagnachmittag nach der Opec-Entscheidung deutlich zu. US-Öl kostete mit 67,80 Dollar 3,5 Prozent mehr, Öl der Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich um rund zwei Prozent auf knapp 75 Dollar. Beobachter erklärten, am Markt sei mit einer deutlicheren Ausweitung der Fördermenge gerechnet worden.

Der Opec-Präsident und Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Al-Mazrouei, sprach von einer „kollektiven Maßnahme“. Die Erhöhung solle den Markt, der aktuell von einer hohen Nachfrage geprägt ist, stabilisieren, sagte der Minister. Die Opec-Mitglieder werden sich am Samstag noch mit den zehn Nicht-Opec-Staaten beraten, um die gemeinsame Linie offiziell zu beschließen.

Ursprünglich hatten Iran, Irak und Venezuela angekündigt, gegen die von Saudi-Arabien und Russland geforderte Erhöhung der Ölproduktion zu stimmen.

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Irans Kompromissbereitschaft ist nun eine regelrechte Kehrtwende. Noch in der Nacht zu Freitag hatte der iranische Ölminister ein informelles Treffen verlassen und eine Einigung ausgeschlossen. Der saudische Ölminister Khalid Al-Falih hatte eine Ausweitung von einer Million Barrel gefordert, der russische Energieminister Alexander Nowak schlug sogar 1,5 Millionen Barrel vor.

Auf dem Papier sind es nun 1,2 Millionen Barrel pro Tag geworden. Nach Angaben von Analysten soll diese Menge graduell bis Jahresende erreicht werden. Die tatsächliche Förderhöhe wird allerdings geringer ausfallen, unter dem Strich werden lediglich um die 600.000 Barrel mehr pro Tag gefördert werden.

„Effektiv beträgt die Ausweitung somit durchschnittlich 585.000 Barrel pro Tag“, hat Jan Edelmann, Rohstoffexperte der HSH Nordbank, ausgerechnet. Einige Länder wie Venezuela hatten schon große Probleme, die vorherige Quote zu erfüllen und werden nicht mehr produzieren können als bisher.

Opec-Präsident Al-Mazrouei begrüßte den Kompromiss. Er berücksichtige die Interessen der verschiedenen Mitgliedsländer und werde den Markt stabilisieren. „Alle 14 Staaten haben dem Deal zugestimmt, auch wenn nicht alle Länder davon profitieren. Das ist ein positiver Schritt für unsere Gruppe“, sagte er am Freitag in Wien. Die Organisation schaue nicht mehr nur auf ihren eigenen Profit, sagte er in Anspielung auf die steigende Schieferölproduktion in den USA. Die Vereinigten Staaten sind durch den Boom des Schieferöls nun der größte Ölproduzent der Welt, „sondern auf die Stabilität der globalen Welt“.

Vor Beginn der Opec-Konferenz am Freitag hatten sich die beiden Kontrahenten Saudi-Arabien und Iran hinter verschlossenen Türen getroffen, um über einen Kompromiss zu sprechen.

Das Kartell versuchte, trotz aller Meinungsverschiedenheiten ein Bild der Geschlossenheit zu vermitteln. „Ich bin zuversichtlich. Das Ziel aller ist, den Markt wieder auszubalancieren,“ sagte Mohammed Bin Saleh Al-Sada, Ölminister von Katar und früherer Opec-Präsident, dem Handelsblatt vor Konferenzbeginn.

Experten glauben unterdessen nicht an große Preissprünge. „Wir erwarten für die weiteren Monate einen Durchschnittspreis von 70 Dollar pro Fass“, sagte Rainer Seele, Chef des österreichischen Energiekonzerns OMV, dem Handelsblatt. Auch der Chef der Wiener Energieagentur JBC Energy, David Wech, prognostiziert ein kurz- und mittelfristiges Preisniveau von „grob 70 Dollar“. Das deckt sich mit der Einschätzung weiterer Marktexperten.

Der Preis ist stark abhängig von der endgültigen Höhe der Fördererhöhung. Hinzu kommen noch geopolitische Risiken. Daher prognostiziert Agnes Horvath, Chefökonomin des ungarischen Ölkonzerns MOL, für den Rest des Jahres einen Preiskorridor zwischen 55 und 75 Dollar pro Fass.

Der Optimismus in der Branche ist groß. „Die globale Öl- und Gasnachfrage steigt“, ist sich OMV-Chef Seele sicher. Er beruft sich auf Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA). Demnach wird der globale Energiebedarf infolge der wachsenden Weltbevölkerung im Zeitraum zwischen 2016 bis 2030 um rund 16 Prozent auf 16 Milliarden Tonnen Öläquivalent pro Jahr steigen. „Der Anteil von Öl und Gas wird auch in Zukunft mehr als 50 Prozent des Gesamtbedarfs an Energie betragen“, sagt Seele.

Das Ölkartell und Russland hatten Ende 2016 ein historisches Bündnis geschlossen, um die Überproduktion zu beenden. Diese „Opec+“, wie die Allianz in der Branche genannt wird, hat es so geschafft, den Ölpreis zwischen 70 und 80 Dollar pro Barrel, dem 159 Liter-Fass, zu hieven.

Marktbeobachter sind mit dem Ergebnis des Opec-Treffens unzufrieden: „Nach unseren Berechnungen bräuchte der Markt eine effektive Ausweitung der Opec-Staaten um eine Million Barrel pro Tag über sechs Monate, um zurück die Balance zu finden“, sagte Ölexperte Edelmann. Darüber hinaus ist nicht klar, ob die beschlossene Ausweitung der Ölproduktion ausreicht, um das Förderdefizit von Venezuela und Iran auszugleichen. Der Iran leidet seit der Aufkündigung des Atomdeals durch US-Präsident Donald Trump unter harten Sanktionen. Viele Ölkonzerne, auch aus Europa, ziehen sich aus dem Land zurück.

Überraschend teilte die Opec am Freitag außerdem mit, dass sie mit dem Kongo mit sofortiger Wirkung wieder ein 15. Mitglied hat. Zuletzt war Indonesien, das viertgrößte Land der Welt, aus dem Ölkartell Ende 2016 nach nur rund einjähriger Mitgliedschaft ausgestiegen. Das war kein großer Verlust. Denn im globalen Ölmarkt spielt das asiatische Land ohnehin nur eine bescheidene Rolle.