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Das sind die Online-Herausforderer von Mister Spex

Brillen und Sehhilfen: 6,5 Milliarden Euro werden damit in Deutschland laut Statista umgesetzt.
Brillen und Sehhilfen: 6,5 Milliarden Euro werden damit in Deutschland laut Statista umgesetzt.

14 Jahre nach der Gründung ist Mister Spex am Freitag an die Börse gegangen. Mit Erfolg: Zum Ausgabepreis kommt das 2007 gegründete Unternehmen auf einen Börsenwert von 829 Millionen Euro, der Börsengang selbst ist 375 Millionen Euro schwer. Damit ist das Berliner Startup mit mehr als tausend Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt 169 Millionen Euro der Marktführer unter den Online-Brillenhändlern. Die Herausforderer lauern aber in dem attraktiven Markt, der laut Statista allein für Brillen ein Volumen von mehr als 6,5 Milliarden Euro hat. Wir haben uns einige davon angesehen – und auch einmal in die USA geschaut. Was alle vereint: eine Mischung aus Online- und Offline-Geschäft, sei es denn über eigene Filialen oder Partnerschaften mit lokalen Optikern.

Die Eckdaten von Mister Spex:

Gründung: 2007
Umsatz 2019: 139 Millionen Euro
Eigene Stores: 35

Brille24

Einer der bekanntesten Wettbewerber von Mister Spex im deutschen Markt ist Brille24. Das Unternehmen wurde annähernd zeitgleich in Oldenburg gegründet und setzte früh auf den Verkauf von Brillen aus eigener Herstellung. Wie hart der Wettbewerb zwischen beiden Firmen ist, zeigte schon eine Schlammschlacht im Jahr 2012: Mister Spex meldete für das vorangegangene Geschäftsjahr 2011 ein Umsatzwachstum von 50 Prozent auf 17 Millionen Euro netto nach Retouren. Der Oldenburger Wettbewerber versuchte, die Erfolgsmeldung zu übertrumpfen: 73 Prozent aller über das Internet verkauften Brillen sollen in Deutschland auf die Brille24-Gruppe entfallen sein. Allerdings kamen Fragen zur Aussagekraft der Studie auf, die Basis für diese Aussage war.

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Um die Marktposition beim Verkauf von Markenbrillen zu stärken, kaufte der Oldenburger Sehhilfen-Versand Brille24 den aus Koblenz stammenden Online-Optiker Optik24plus hinzu. Zunächst sollten beide Shops getrennt bestehen bleiben – diese Pläne gab Brille24 allerdings schnell auf und fokussierte sich auf die eigene Marke. Seit Anfang 2019 gehört Brille24 zum französisch-italienischen Konzern Essilor-Luxottica, dem weltweiten Marktführer im Augenoptikgeschäft. In diesem Zuge ist Brille24 seit 2021 Teil der 4Care GmbH, einem Omnichannel-Anbieter von Kontaktlinsen, Pflegemitteln und Brillen.

Gründung: 2007
Umsatz 2018: 48 Millionen Euro (letzte eigene Angabe vor der Übernahme)
Eigene Stores: keine

Brillen.de

Die Domain Brillen.de hatte jahrelang auf die Webseite der Optikerkette Fielmann weitergeleitet. Doch als der Pachtvertrag für die Domain auslief und Fielmann das Interesse daran verlor, griff der Unternehmer Marcus Seidel für 200.000 Euro zu. Er selbst sagt von sich, eine Affinität für einfache Domains zu haben – andere Webseiten in seinem Besitz waren etwa Gutscheine.de, Games.de oder Blumen.de. Brillen.de startete er gemeinsam mit dem Investor Daniel Thung und Matthias Kamppeter, der aus einer Augenarztfamilie stammt, sich zum Optiker ausbilden ließ und damit selbstständig machte.

Das Gründertrio startete 2012 im Gegensatz zu Mister Spex und Brille24 mit einem Hybridmodell aus Optiker-Kooperationen und Online-Geschäft. Kunden wählen ihre gewünschte Brille Online aus, erhalten diese aber ausschließlich über einen der 630 lokalen Optiker vor Ort, mit denen das Startup kooperiert. Verkauft werden dabei Eigenmarken, so erreicht Brillen.de seine günstigen Preise. Geld von Investoren sammelte die Firma aus Wildau bei Berlin ein einziges Mal ein. Vier Jahre nach der Gründung steckte der Facebook-Investor TCV im Jahr 2016 die Summe von 45 Millionen Euro ins Unternehmen. Seit März 2021 verkauft das Unternehmen, das rund 700 Mitarbeiter beschäftigt und nach eigenen Angaben im letzten Jahr ein Ebitda von 5,7 Millionen Euro erwirtschaftete, neben Brillen auch Kontaktlinsen und fokussiert sich auf den Bau sogenannter Service Hubs. Das sind lokale Läden, die digitale Brillen-Beratung über ein interaktives Display ermöglichen.

Gründung: 2012
Umsatz 2019: 118 Millionen Euro
Eigene Stores: 233

Ace & Tate

Anders als Mister Spex, Brille24 oder Brillen.de hat sich der niederländische Anbieter Ace & Tate mit einer Direct-­to-Consumer-Strategie aufgestellt. Will heißen: Das Unternehmen vertreibt ausschließlich die eigene Marke über seine Webseite. Und will dabei vor allem mit geringeren Preisen als die Wettbewerber punkten. Brillen sind zum Festpreis von 100 Euro zu haben. Damit will Ace & Tate nicht nur traditionelle stationären Optiker unterbieten, sondern auch günstiger sein als die Online-Rivalen. Was extra kostet, ist übersichtlich aufgelistet – etwa Titangestelle, Mehrstärkengläser oder besonders eilige Bestellungen.

Im eigenen Stil: der Ace&Tate-Store in Berlin Charlottenburg.
Im eigenen Stil: der Ace&Tate-Store in Berlin Charlottenburg.

Bislang macht Ace & Tate noch Verluste, in diesem Jahr allerdings soll die Gewinnzone erreicht werden. Wichtig dafür ist insbesondere der deutsche Markt. Hierzulande hat das niederländische Startup schon länger weitere Läden eröffnen wollen, die Pläne mussten aufgrund der Corona-Pandemie allerdings verschoben werden. Mehr als 20 Filialen existieren bereits, so viele wie in keinem anderen Land. Knapp 60 Millionen Euro an Kapital hat Ace & Tate bislang aufgenommen, zuletzt 14 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Der Firmenname ist übrigens angelehnt an das Material, aus dem viele Brillengestelle bestehen: die Kunstfaser Acetat.

Gründung: 2013
Umsatz 2019: 41 Millionen Euro
Eigene Stores: 70 in der EU und Großbritannien

Warby Parker

Fehlt noch der Blick über den Atlantik. In den USA hat sich Warby Parker als einer der bekanntesten Online-Brillenhändler etabliert. Seit vergangenem Jahr wird das in New York ansässige Unternehmen JAND, das die Marke betreibt und dessen Name sich aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen der Gründer Jeffrey Raider, Andrew Hunt, Neil Blumenthal und David Gilboa zusammensetzt, mit mehr drei Milliarden Dollar (umgerechnet rund 2,5 Milliarden Euro) bewertet. Zu dem Zeitpunkt hatte Warby Parker rund 100 Millionen Euro (120 Millionen Dollar) aufgenommen, damit summieren sich die Gesamtinvestitionen auf mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar.

Seit dem Frühjahr 2021 werden auch Warby Parker Börsenpläne nachgesagt, noch in diesem Jahr soll es Bloomberg zufolge soweit sein. Das 2010 gestartete Warby Parker und Mister Spex sind sich insofern ähnlich, als dass beide Firmen nicht nur auf den reinen Online-Vertrieb setzen. Stattdessen verfügen sie über eigene Outlets. Was sie maßgeblich unterscheidet: Auch wenn bei Mister Spex Eigenmarken eine wachsende Rolle spielen, war das Unternehmen immer für alle Brands offen. Anders Warby Parker: Das US-Startup verkauft als „Direct to Consumer Brand“ seit jeher nur eigene Brillen.

Gründung: 2010
Umsatz 2019: 210 Millionen Euro
Eigene Stores: 140 in den USA und Kanada