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Online-Broker für Frauen: Wie diese Gründerin Frauen das Anlegen in Aktien näher bringen will

Léonie Rivière will das Anlegen für Frauen einfacher machen.
Léonie Rivière will das Anlegen für Frauen einfacher machen.

Aktien, ETFs und Fonds mit nur einem Klick - gefühlt war es noch nie leichter, sein Geld an der Börse zu investieren. Statt umständlicher Registrierungen und Beratungen reicht derzeit die Anmeldung per App, zum Beispiel bei einem digitalen Broker wie Trade Republic.

Doch was nach einer Chance für die Demokratisierung der Geldanlage klingt, lässt eine Zielgruppe meist immer noch außen vor: Frauen. Sie traden weniger auf den gängigen Plattformen, trauen sich weniger oft aufs Börsenparkett, kümmern sich weniger oft um den Aufbau ihres Vermögens.

Dabei ist es gerade in Anbetracht von Gender Pay Gap, Auszeiten wegen Mutterschutz, Rückkehr in Teilzeitjobs und das damit steigende Risiko von Altersarmut besonders für Frauen wichtig, ihr Vermögen bestmöglich zu verwalten und zu mehren.

Inklusivität schaffen beim Investieren

Eine, die sich besonders dieser Zielgruppe annehmen möchte, ist Léonie Rivière. Die 28jährige Deutsch-Französin ist Mit-Gründerin der App Heyfina, die im dritten Quartal diesen Jahres auf den Markt kommen soll. Das Unternehmen hat sich letztes Jahr gegründet, neben Rivière gibt es noch Co-Gründer Tim Pietsch. Beide lernten sich über die Wagniskapital-Szene kennen, Pietsch war bis dato der Chief Financial Officer des Insurtechs Wefox.

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Rivière erkannte bereits früh, dass sie gründen wollte: Schon während ihres Bachelorstudiums in Politikwissenschaften absolvierte sie ein Entrepreneurship Programm, bevor es für den Master nach Oxford ging. Ihre Masterarbeit schrieb sie über "gender-spezifische Unterschiede bei der Interaktion und Wahrnehmung digital-mediierter Inhalte und Plattformen". Das erste Unternehmen scheiterte, dann lernte sie ihren Mit-Gründer Pietsch kennen. Heyfina war geboren.

Derzeit arbeitet das Team noch am Produkt - in Zeiten von Corona remote, Geschäftssitz ist aber in Berlin. Die Vision steht bereits. "Es ist unser Ziel, das mehr Frauen investieren - generell geht es uns darum, mehr Inklusivität zu schaffen", sagt Rivière im Gespräch mit Business Insider.

Mit ihrer Geschäftsidee ist Rivière nicht allein. Immer mehr Finanz-Startups entdecken Frauen für sich als Zielgruppe, zuletzt machten mit Financery, einem Robo-Advisor für Frauen, und der Finanz-App Alice zwei Female-Finance-Unternehmen von sich reden. Während Financery schon gestartet ist, sammelt Alice noch Geld ein - und das mit Erfolg. Wie das Magazin Finance Forward berichtete, stiegen bei der Finanz-App, die Frauen coachen soll, bekannte Geldgeber ein, von Verena Pausder, Ex-Amorelie-Chefin Lea-Sophie Cramer bis hin zu Philipp Pausder von Thermondo. Auch die Summe von einer Million Euro schon vor dem Start spricht dafür, dass das Thema Female Finance als interessante Anlage wahrgenommen wird.

Frauen mangelt es häufig an Selbstbewusstsein

Auch Heyfina will in den Kreis der vielversprechenden Newcomer aufgenommen werden. Anders als bei anderen Online-Brokern will Heyfina die Nutzer besser ans Investieren heranführen, durch multimediale Inhalte, wie Videos und Audio-Dateien, und dabei helfen, Alltagsrituale aufzubauen, die bei der Vermögensbildung helfen. "Wir bedienen uns einer ganzen Klaviatur von Dingen, die es auch in anderen Branchen gibt, aber im Finanzbereich noch nicht angewendet werden", sagt Rivière.

Gründeten Heyfina: Tim Pitsch und Léonie Rivière.
Gründeten Heyfina: Tim Pitsch und Léonie Rivière.

Heyfina will das ändern. "Wir wollen eine Anleitung für die Nutzerin schaffen. Dazu müssen wir erst einmal holistisch verstehen, wer sie ist, wo sie steht und wo sie hin möchte", sagt Rivière. Das gehe Hand in Hand mit Inhalten zur Finanzbildung: "Wir wollen, dass unsere Nutzerinnen auch verstehen, was die Börse ist, was der Dax.", so Rivière.

Viele Menschen hätten den Eindruck, dass Investieren nichts für sie sei, insbesondere Frauen falle es schwer, sich als Investorin zu sehen, da mangele es oft an Selbstbewusstsein - Grundsteine, die wahrscheinlich schon in früher Jugend gelegt wurden, vermutet Rivière, mit stereotypen Vorurteilen, wie dass Jungs besser in Mathe seien.

Gen Z und Millenials wollen investieren - wenn es digital geht

Sie selbst hat mit 22 Jahren angefangen, sich mit dem Thema Investieren auseinander zu setzen. Damals ging Rivière noch den klassischen Weg über eine Bank, aber sie sei sehr oft gewechselt. "Ich habe immer nach Simplizität gesucht. Gerade am Anfang habe ich mich viel eingelesen, das hat mich viel Zeit gekostet. Dann hatte ich Phasen, wo ich mich mit Daytrading auseinander gesetzt habe - eine Zockerin bin ich aber nicht geworden. Schlussendlich habe ich auch viel in Krypto investiert.", beschreibt Rivière ihre persönlichen Investment-Anfänge.

Generell sehe sie die Unsicherheit ihrer eigene und der nachfolgenden Generation. "Millenials und Gen Z sind sehr viel schlechter aufgestellt als unsere Eltern, wenn es ums Thema Vermögen geht", sagt Rivière. Faktoren wie die Globalisierung, das fehlende Vertrauen in staatliche Finanzinstrumente und hohe Immobilienpreise machten es den jungen Generationen schwerer, schon mit 30 ein Eigenheim und Erspartes zu besitzen. Gleichzeitig sei die Einstellung eine andere: fordernder, mit dem Wunsch nach viel Transparenz und Digitalität. "Es gibt eine junge Generation, die bereit ist, zu investieren, aber sie will die digitalen Werkzeuge dafür haben. Niemand will mehr zum Bankberater gehen, weil er einen Immobilienkredit braucht", so Rivière.

Beim Investieren schauen diese Generationen ganz genau hin und legen ihr Geld in Firmen an, die ihren Werten entsprechen. Rivière: "Ich finde es wichtig, sich beim Investieren zu fragen, woran ich glaube - dass kann eine Welt nur mit pflanzlichen Fleischprodukten sein oder Kryptowährungen. Und danach zu gehen." Andere Grundsätze, von denen sie sich leiten lasse: Man sollte früh anfangen, zu investieren, auch kleine Beträge wachsen mit der Zeit und nicht in Panik verfallen, wenn der Markt sich verändert - Langfristiges Anlegen führe zum Ziel.

Erste Investoren an Bord

Das sehen auch die Investoren bei Heyfina so. Als erstes konnte das Start-up den Wagniskapitalgeber Visionaries Club, über den Szeneköpfe wie Christian Miele, GetyourGuide-Gründer Johannes Reck und Vissmann-Chef Max Vissman investieren, von sich überzeugen. Das berichtete zuerst Deutsche Start-ups. Auch Rivière und ihr Co-Gründer Pietsch arbeiteten beide beim Visionaries Club, bevor sie sich mit Heyfina selbstständig machten. Bei dem Hype um die Female-Finance-Apps dürften aber auch weitere Investoren nicht lange auf sich warten lassen.