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Ominöser Adler-Kredit sorgt für neuen Zorn bei Bond-Investoren

(Bloomberg) -- Gläubiger der Adler Group SA suchen nach Möglichkeiten, ihre Anleihen fällig zu stellen. Der angeschlagene Vermieter hat offenbar widersprüchliche Angaben zu einem Darlehen gemacht, das er bei einer eigenen Tochtergesellschaft aufgenommen hatte. Daraus könnte sich eine Handhabe ergeben.

Es geht dabei um 265 Millionen Euro, die Adler Ende Dezember bei seiner Tochtergesellschaft Adler Real Estate AG aufgenommen hatte. Die Firma gab das Darlehen erst Ende März bekannt und gab an, am selben Tag unterschrieben zu haben. Dass der Kredit bereits am 29. Dezember 2021 gewährt worden war, erfuhren Anleger erst Monate später aus dem am 30. April 2022 veröffentlichten Jahresabschluss. Bei Anlegern warf das die Frage auf, ob das Geld womöglich ohne die erforderlichen Genehmigungen bei der Tochter entnommen wurde, um einen drohenden Liquiditätsengpass zu verhindern.

Einige Anleiheeigner suchen hierzu Rat bei Restrukturierungsberatern und Rechtsanwälten, ob die Transaktion gegen die Bedingungen der Anleihen verstößt, so mit der Angelegenheit vertraute Personen. Gläubiger von Adler Real Estate argumentierten, dass das Darlehen Geld aus dem Unternehmen gezogen habe und nicht mehr greifbar wäre, falls die Firma in Zahlungsverzug geriete, heißt es.

Adler weiteten die Verluste am Freitagnachmittag aus und handelten in Frankfurt um bis zu 17% tiefer.

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Verwaltungsratschef Stefan Kirsten versprach Investoren in einer Telefonkonferenz diese Woche, der Sache nachzugehen, insbesondere der Frage, warum der Kredit erst so spät bekanntgegeben wurde. Bis Donnerstag war den Gläubigern allerdings noch nichts Neues mitgeteilt worden, heißt es.

“Sie werden mich nie im Leben dabei erwischen, dass ich etwas zurückdatiere”, sagte Kirsten in der Telefonkonferenz. “Tun Sie mir einen großen Gefallen und bringen Sie mich nie mit Rückdatierungen in Verbindung, das wäre sehr nett.”

Ein Vetreter von Adler erklärte, man sei weiter mit der Beantwortung von Investorenfragen beschäftigt und werde die Informationen zu gegebener Zeit veröffentlichen. Zu etwaigen Plänen der Gläubiger wollte sich das Unternehmen nicht äußern.

Offenbar prüfen einige Gläubiger auch die Möglichkeit, eine Gruppe zu bilden, die groß genug ist, um die Anleihen vorzeitig zu kündigen, falls es tatsächlich Verstöße gegen die Bedingungen gab. Die Schwellenwerte dafür sind unterschiedlich - in einem Fall werden Gläubiger mit 15% des Nominalwerts benötigt, in einem anderen 25%.

Das umstrittene Darlehen wurde am 29. Dezember gewährt, einen Tag vor der Fälligkeit eines revolvierenden Kredits in Höhe von 300 Millionen Euro. Der Vermieter erklärt, er habe Verkaufserlöse für die Rückzahlung genutzt. Die fraglichen Verkäufe wurden laut Adler ebenfalls am 29. Dezember abgeschlossen, dem Tag der Kreditgewährung.

Adler sat, die Kreditlinie wurde nicht mehr benötigt, da das Unternehmen über genügend Barmittel verfügte. Einige Anleger fragen sich jedoch, warum ein Unternehmen, das erst kurz zuvor mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen hatte, den Zugang zu einer solchen Finanzierung aufgeben sollte.

Auch als Adler schließlich Ende März die Existenz des Darlehens bekannt gab, lief nicht alles glatt: Die erste Meldung dazu musste korrigiert werden, weil der Betrag darin um etwa 12 Millionen Euro zu niedrig angegeben worden war.

Der Umgang mit dem internen Kredit verstärkte den Eindruck der Intransparenz, der am vergangenen Wochenende rund um die Veröffentlichung des Geschäftsberichts aufkam. Der Wirtschaftsprüfer KPMG weigerte sich, den Abschluss zu testieren, was Aktien und Anleihen der Adler weiter abstürzen ließ. S&P Global Ratings stufte Adler am Donnerstag auf CCC zurück, zum Teil unter Verweis auf das von KPMG verweigerte Testat.

In der Zwischenzeit sind Hedgefonds mit Erfahrung beim Thema Restrukturierungen auf den Plan getreten, die sich für Adler-Anleihen interessieren. Dazu gehören etwa CarVal Investors, Farallon Capital Partners, GLG Partners, Goldentree Asset Management, King Street Capital Management und Taconic Capital Advisors, heißt es.

Die 2023 fälligen Anleihen von Adler Real Estate werden mit etwa 85 Cent pro Euro gehandelt, während Credit-Default-Swaps, die die Schulden versichern, eine Ausfallswahrscheinlichkeit von 77% implizieren. Die Bonds der Muttergesellschaft Adler Group, die weiter von den Vermögenswerten entfernt und daher im Falle einer Insolvenz stärker gefährdet sind, werden nach Bloomberg-Preisen zwischen 55 Cent und 70 Cent gehandelt.

Überschrift des Artikels im Original:

Adler’s Loan to Itself Spurs Funds to Seek Ways to Get Cash Back

(Neu: Kursreaktion)

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