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Olympia 2020 stellt japanische Hightech-Wirtschaft auf die Probe

Ein ultra-schnelles Mobilfunknetz der 5. Generation für die Olympischen Sommerspiele 2020, Live-Übertragungen mit super-scharfen TV-Bildern aus den Olympia-Stadien im 8K-Format, selbstfahrende Taxis für Sportler und Gäste.

Geht es nach dem Willen der Verantwortlichen, werden die Olympischen Sommerspiele in Tokio eine beispiellose Hightech-Show. Doch obwohl noch fünf Jahre Vorbereitungszeit bleiben, drängt sich die Frage auf, ob alle Herausforderungen gemeistert werden können. Dazu kommt, dass sich der Sinn der wichtigsten angestrebten Innovation selbst den Besuchern der Hightech-Messe Ceatec nicht wirklich erschließt.

Vor 51 Jahren, als Tokio zuletzt die Olympioniken aus aller Welt zu den Sommerspielen rief, war die Ausgangslage für die Verantwortlichen deutlich einfacher: 1964 ging das Land mit dem Schwung zweistelliger Wachstumsraten aus der Nachkriegszeit in die Vorbereitung der Spiele.

Gewaltige Infrastrukturmaßnahmen wie neue Autobahnen und Strecken für den Schnellzug Shinkansen wurden von den Planern ohne Rücksicht auf den Bürgerwillen oder den Schutz der Umwelt durchgepeitscht. So legte das japanische Wirtschaftswachstum 1964 mit der Sonderkonjunktur Olympia um gut drei Prozentpunkte auf 17,6 Prozent zu - um ein Jahr später auf 11,3 Prozent einzuknicken.

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Für die Unterhaltungselektronik-Branche bewirkte Olympia damals aber nicht nur ein Strohfeuer, sondern einen nachhaltigen Fortschritt: Die Sommerspiel 1964 bereitete dem Farbfernsehen in Japan endlich die große Bühne, die TV-Hersteller wie Sony schon seit Einführung des Color-TVs im Jahr 1958 im japanischen Fernsehen herbeigesehnt hatten.

Zumindest die Eröffnungsfeier und die Schlusszeremonie sowie einige der Sport-Events wurden in Farbe übertragen. Erst vier Jahre später fanden die Spiele in Mexico City vollständig im Farbfernsehen statt. In Deutschland startete das Farb-TV am 25. August 1967 durch einen symbolischen Knopfdruck des damaligen Vize-Kanzlers Willy Brandt auf der 25. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in Berlin.

Den Unterschied zwischen Schwarz/Weiß und Farbe brauchte man keinem Zuschauer zu erklären. Die Differenz zwischen dem hochauflösenden Ultra HDTV (4K) und dem noch höher auflösenden Standard Super Hi-Vision (8K) ist dagegen weniger offensichtlich. Das gewöhnliche Full-HD (2K) bringt 1920 mal 1080 Pixel auf den Bildschirm. Mit 4K werden 3840 mal 2160 Bildpunkte (8,3 Megapixel) aufs Display gebracht, vier Mal so viele wie bei 2K. Und bei 8K ist die Auflösung mit 7680 mal 4320 Bildpunkten (33,2 Megapixel) noch schärfer als scharf.

Die Unterschiede der Pixelzahlen von 2K, 4K und 8K klingen noch beeindruckend. Allerdings können die meisten Zuschauer den Unterschied zumindest zwischen 4K und 8K in der Realität weniger ausmachen, weil das menschliche Auge schon bei 4K kaum noch die einzelnen Pixel erkennen kann. Außerdem verfügen insbesondere in Japan die wenigsten Menschen über so riesige Wohnzimmer, die man eigentlich benötigt, um Fernsehgeräte mit Bildschirmdiagonalen über 80 Zoll aufzustellen, bei denen sich die Vorteile der höheren Auflösung überhaupt erst auswirken.

Außerdem ist immer noch nicht geklärt, wie die riesigen Datenmengen einer Live-Übertragung in Echtzeit auf die Bildschirme der Zuschauer kommen sollen. Der japanische Fernsehsender NHK, seit Jahrzehnten ein Pionier der Fernsehtechnik, will 2016 mit ersten 8K-Übertragungen via Satellit beginnen. Größere öffentliche Tests sind für 2018 vorgesehen.

Im Forschungszentrum des NHK in Tokio räumen die Experten ein, dass es noch großer Fortschritte bei der Übertragungstechnik und den dabei eingesetzten Datenkompressionsverfahren bedarf, um das Ziel einer 8K-Live-Übertragung bis 2020 zu erreichen. Außerdem bereiten Zeitlupen-Darstellungen, für die nicht ewig Zeit zur Berechnung (Rendering) der Bilder besteht, noch Probleme.

Einfacher scheint das Vorhaben der japanischen Telekom-Riesen wie NTT DoCoMo, zu den Spielen 2020 ein ultraschnelles Mobilfunk-Netzwerk der fünften Generation aufzubauen. Zumindest steht hier das Ziel nicht in Frage: Die Rede ist von bis zu hundert Mal höheren Übertragungsraten als bei LTE - und von Netzen, die auch bei einer Massenveranstaltung nicht zusammenbrechen.

Diese Visionen werden nicht nur Sportler und Besucher der Sommerspiele verlockend finden. Ob ein leistungsfähiges 5G-Netzwerk in Japan allerdings zum Wiederaufstieg japanischer Mobiltelefon-Hersteller weltweit beitragen wird, wird von Experten bezweifelt. Zumal die Zeit in Südkorea, China, den USA und in Europa auch nicht stehen bleibt - und Japan sich bei den Standards keinen nationalen Alleingang erlauben kann.

Noch unklar sind die olympischen Perspektiven der japanischen Automobilindustrie. Der Autoriese Toyota hat derzeit ohnehin einen guten Lauf und könnte den Erzrivalen Volkswagen nach dem Diesel-Betrugsskandal der Deutschen bald wieder im Rückspiegel anschauen.

Auch bei der Entwicklung von selbstfahrenden Autos, die derzeit vor allem in den USA von Internet-Konzernen wie Google, Uber und Apple vorangetrieben wird, wollen die Japaner mitspielen. Ende August kündigte Olympia-Gold-Sponsor Toyota eine Kooperation mit den US-Hochschulen MIT und Stanford an, um den Einsatz künstlicher Intelligenz in den Autos zu erforschen. Ob das ausreicht, um in fünf Jahren die Olympioniken und Besucher in selbstfahrenden Autos durch Tokio zu kutschieren, steht aber noch in den Sternen.

Das Nationale Olympische Komitee in Tokio schraubt unterdessen die Erwartungen nach unten. Im Sommer hatte die japanische Regierung bereits groß angelegte Pläne zum Umbau des Olympia-Stadions mit einem ausfahrbaren Dach und einer Klimatisierung gestoppt. Die Kostenschätzungen für die Umsetzung des Entwurfs der Star-Architektin Zaha Hadid hatten zuvor die Schwelle von umgerechnet einer Milliarde Euro überschritten.

Auf der Hightech-Messe Ceatec erinnerte Hiroshi Sato, stellvertretender Generaldirektor der Organisationskomitees der Olympischen und Paralympischen Spiele, an die Beschlüsse des IOC in Monaco Ende 2014. Danach sollen die Kosten für die Ausrichtung der Spiele deutlich gesenkt und die Entwicklung in den Austragungsstädten nachhaltig gestaltet werden. Und die 8K-Entwicklung für 2020 werde auch große Fortschritte in der Telemedizin oder bei Displays in öffentlichen Ausstellungen oder Bildungseinrichtungen mit sich bringen, betonte Sato.

Studie Jen-Te Hwang zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Olympischen Spiele auf die Gastländer (Kapitel 3)