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Oliver Samwers neuester 270-Millionen-Beutezug

Die Berliner Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet hat mit der Androhung des Börsenrückzugs Kasse gemacht. Aber ein US-Hedgefonds ist eingestiegen. Der dürfte CEO Oliver Samwer aber kaum Druck machen - im Gegenteil.

Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer steht nicht mit leeren Händen da. Das Unternehmen hat viel Geld in der Kasse und speiste Aktionäre beim Delisting billig ab.  Foto: dpa
Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer steht nicht mit leeren Händen da. Das Unternehmen hat viel Geld in der Kasse und speiste Aktionäre beim Delisting billig ab. Foto: dpa

Rocket Internet zieht sich nach sechs Jahren an der Börse wieder ins Private zurück. Bei Börsianern aber hinterlässt die Beteiligungsgesellschaft viel Wut. Denn was sie gemacht hat, ist die moderne Version eines Raubzugs: Die Aktie kam vor sechs Jahren zu einem Preis von 42,50 Euro an die Börse. Dividenden gab es zwischenzeitlich keine. Jetzt haben manche Anleger 20 Prozent der Aktien, entspricht rund 27 Millionen Papieren, zu einem Preis von 18,57 Euro wieder an Rocket Internet abgegeben.

Unabhängige Quellen aber schätzen den inneren Wert der Rocket-Aktien auf rund 30 Euro. Der Betrag setzt sich zusammen aus dem Wert der Beteiligungen vor dem letzten großen Kursanstieg, dem Cash-Bestand und Krediten, die an Beteiligungen vergeben wurden. Multipliziert man die zehn Euro Differenz zwischen dem Delisting-Angebot und dem angenommenen Wert der Aktie mit der Anzahl der Aktien (27 Millionen), ergibt das Geschäft einen Vorteil von 270 Millionen Euro für Rocket Internet. Da die Hälfte von Rocket Vorstandschef Oliver Samwer selbst gehört, macht er einen Reibach. Allerdings auch erst dann, wenn er das Geld irgendwie aus der Gesellschaft herausbekommt. Dazu aber dürfte er sogar selbst Aktien von Rocket kaufen, an den niedrigen Delisting-Preis ist er nicht gebunden. In Hamburg ist die Aktie auch im November schon auf über 19 Euro gestiegen. Interesse ist also durchaus noch vorhanden. Verglüht ist die Rocket-Aktie noch längst nicht.

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Profis und Hedgefonds sind geblieben

Die verbliebenen Aktionäre werden Samwer auf die Finger schauen. Profis sind dringeblieben und haben sich nicht mit dem geringen Delisting-Angebot abspeisen lassen. Auch Hedgefonds haben jetzt sogar noch gekauft. Die WirtschaftsWoche hatte Aktionäre bereits im Oktober davor gewarnt, das Delisting-Angebot anzunehmen. Banken haben zwar an die Aktionäre von Rocket die Delisting-Mitteilung verschickt. Doch diese Mitteilung konnten risikobereite Anleger getrost ignorieren. Die Aktien werden weiterhin gehandelt, allerdings nur noch an der Börse Hamburg, in einem Nebensegment, etwas unter dem Radar der Öffentlichkeit. Mit dem Abschied aus dem regulierten Markt erspart sich Oliver Samwer zwar quartalsweise öffentlich Bericht zu erstatten, aber komplett unbeobachtet bleiben seine Deals auch künftig nicht.

Klagen beim Landgericht Berlin

Vor dem Landgericht Berlin ist eine Klage von kämpferischen Aktionären anhängig (Aktenzeichen 100 O 68/20). Sie wollen die Beschlüsse der Hauptversammlung vom September 2020 anfechten, auf der das Delisting beschlossen wurde.

Und mancher hat jetzt die Hoffnung, dass vielleicht ein paar akribisch arbeitende Hedgefondsmanager Oliver Samwer Druck machen könnten. Bislang hat sich allerdings nur ein Hedgefonds aus der Deckung gewagt. Weil ihm über drei Prozent an Rocket Internet gehören, musste der New Yorker Hedgefonds „683 Capital Partners“ die Position melden. Hinter dem eher kleinen Hedgefonds steht Ari Jonathan Zweiman. Der 48-Jährige hat 683 Capital Partners im Jahr 2006 gegründet. Zweiman soll laut LinkedIn in Yale, Stanford und Harvard studiert haben, war Praktikant bei Lehman Brothers und hat als Investment Analyst und Fondsmanager gearbeitet. In den Jahren von 2013 bis 2018 habe sein Hedgefonds jährlich im Schnitt über 20 Prozent gewonnen, heißt es in Szene-Publikationen. Da er mit dem Online-Gebrauchtwagenhändler Carvana in ein sehr schnell wachsendes US-Unternehmen investiert hat, wird er auch in diesem Jahr erfolgreich sein. Der Carvana-Aktienkurs hat sich seit Januar verdoppelt.

Das Team Zweiman und Samwer

Zweiman ist aber auch im Rocket-Reich kein Unbekannter. Er war seit dem Börsenstart bei der Rocket-Beteiligung Home24 investiert und hat dort auch Anteile übernommen, die Rocket abgestoßen hatte. Das war ein wirklich guter Deal für Zweiman, ein schlechter aber für Rocket Internet-Aktionäre. Und jetzt also profitiert Zweiman auch noch von dem Delisting-Angebot, bei dem er Aktien günstig aufsammeln konnte.

Aber ist Zweiman ein aktivistischer Investor, der besonderen Druck macht und die Interessen der – neben Samwer – verbliebenen Aktionäre aggressiv gegenüber dem Chef vertritt? Sicherlich nicht. Samwer und Zweiman kennen sich. Eher kungeln die zwei gleichaltrigen Manager das weitere Schicksal von Rocket Internet in einem privateren Umfeld aus – abseits der Börsen-Öffentlichkeit. Andere professionelle Investoren allerdings, die das Abfindungsangebot nicht angenommen haben, werden Samwer nicht alles durchgehen lassen. Sie werden ihren Anteil an den 270 Millionen Euro verteidigen und ihm beim Geldausgeben und -anlegen auf die Finger schauen.

Mehr zum Thema: Warum Anleger sich nicht aus der Aktie von Rocket Internet herausdrängen lassen sollten.