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Ohne reiche Eltern: Er wurde mit 25 Jahren Partner bei einem VC

Ende 2018 fing Sebastian Becker als Werkstudent bei Redalpine an. Mittlerweile ist er 26 Jahre alt und seit Juni Partner bei dem VC.
Ende 2018 fing Sebastian Becker als Werkstudent bei Redalpine an. Mittlerweile ist er 26 Jahre alt und seit Juni Partner bei dem VC.

Sebastian Becker kommt aus einer Kleinstadt in Baden-Württemberg. Sein Studium an der renommierten Business School im Schweizer St. Gallen musste er sich selbst finanzieren. Seine junge Karriere führte ihn zu Project A, Rocket Internet und Redalpine. Im Sommer 2021 ernannte der Wagniskapitalgeber aus Zürich den damals 25-Jährigen zum Partner – einer von insgesamt zwei auf seiner Ebene. Über ihm stehen nur noch vier Founding beziehungsweise General Partner. Sie vertrauten Becker diese wichtige Position an.

Ein solcher Karrieresprung ist eher unüblich in der VC-Szene. Die meisten arbeiten wenigstens fünf bis zehn Jahre bei einem Investor, bis sie zum Partner befördert werden und eine Reputation haben. Und selbst dann müssen die Personen in der Regel genügend Kapital mitbringen, um sich prozentual an den Fonds beteiligen zu können.

Redalpine hat im Herbst seinen sechsten Fonds über 150 Millionen Euro abgeschlossen. Mehr als 70 Startups listet der Schweizer VC in seinem Portfolio. Der Kapitalgeber beteiligt sich hauptsächlich in der Frühphase, war einer der ersten Gesellschafter von etwa N26 und Taxfix. Im Interview erzählt Sebastian Becker, wie er seinen Job bei Redalpine bekommen und so schnell zum Partner aufgestiegen ist.

Sebastian, wie bist du mit Anfang 20 zu einem VC-Job gekommen?

Ich wollte schon sehr früh Unternehmer werden. Das war mein größtes Ziel. Während des Studiums habe ich daher schon zwei Projekte gestartet, eins im Fintech-Bereich und einmal im Bereich Social-Media- und Influencer-Marketing. Nichts davon ist wirklich abgehoben und deswegen dachte ich, dass ich mir mal die Investorenseite anschauen sollte – um herauszufinden, was gerade spannende Geschäftsmodelle sind, was überhaupt finanziert wird, wie andere Gründer so drauf sind und vor allem, wie man Geld einsammelt.

Und dann?

Ich bin damals bei Project A gelandet und danach bei Rocket Internet im Global Venture Development Team. Ich war immer kurz davor, wieder etwas eigenes zu machen. Aber dann hat Redalpine mir Ende 2018 eine Stelle angeboten. Ich sollte einen neuen Fonds innerhalb von Redalpine mitaufbauen. Ich fand, das war eine starke Möglichkeit, so früh im Prozess etwas mitzugestalten und habe meine Gründungspläne über Bord geworfen. Im Nachhinein geht das Geschäftsmodell, was wir damals während des Studiums gründen wollten, heute wirklich stark durch die Decke, aber das kann man ja vorher nie wissen.

Was war dein Startup-Projekt damals?

Quasi ein Alipay für Europa. Einfach gesagt: Man braucht keine Kreditkarte mehr, um etwa in Restaurants oder Bars zu bezahlen, sondern scannt mit seiner Payment-App einen QR-Code und dann läuft das über eine Sepa-Transaktion. So zahlen die Händler keine Kreditkartengebühren mehr, die Kunden erhalten Treuepunkte. In China ist das mittlerweile normal. Und wir hatten so eine App gebaut, auch einen ersten Kunden, aber mit der Corona-Pandemie wurde das Projekt auf Eis gelegt.

Das heißt, du hast am Ende nicht so viel Geld damit verloren?

Nein, nein. Damals hatte ich auch noch kein Geld, das es zu verlieren gab.

Was ist das für ein Fonds, den du dann mitaufgebaut hast?

Der Opportunity Fonds von Redalpine. Das heißt, bei den Portfolio-Startups, die gut laufen, stecken wir mir noch mehr Geld rein. Darüber hinaus gibt es Unternehmen außerhalb unseres Portfolios, die wir extrem spannend finden, bei denen wir aber nur mit einem kleinen Ticket einsteigen. Ich habe mich um das Fundraising gekümmert, die Strategie mitdefiniert und Investments rausgesucht und abgeschlossen.

Als du voriges Jahr Partner wurdest, warst du gerade einmal 25 Jahre alt. Ungewöhnlich jung. Wie kam es dazu?

Gute Frage. Ich glaube, wenn ich etwas mache, dann gebe ich wirklich alles. Ich habe in den zweieinhalb Jahren davor Tag und Nacht gearbeitet, habe super viele Deals gemacht für Redalpine. Ich habe mich selbst weniger als Angestellter, sondern eher als Mitunternehmer gesehen – ich wollte ja auch immer Unternehmer werden. Und ich dachte, wenn ich schon einmal in der Firma drin bin, muss ich doch irgendwie diesen unternehmerischen Geist mittragen. Und das ist, glaube ich, auf sehr großen Anklang gestoßen.

Welche Position hattest du vorher?

Bei Redalpine ist die Reihenfolge Analyst, Associate, Investment Manager, Principal, Partner und dann General Partner. Ich habe als Werkstudent angefangen, dann den Opportunity Fonds direkt als Investment Manager mitaufgebaut. Also habe ich ein paar Stufen übersprungen.

Als Partner muss man für gewöhnlich aber Eigenkapital im sechs- oder siebenstelligen Bereich mitbringen und sich selbst finanziell am Fonds beteiligen.

Ich kann sagen, dass ich von zu Hause aus kein Geld habe. Ich musste auch während meines Studiums immer arbeiten, um die Business School finanzieren zu können. Aber wie genau meine Beteiligung als Partner gestaltet wurde, darüber würde ich ungern etwas sagen.

Du leitest jetzt das neu eröffnete Berliner Büro. Redalpine investiert aber bereits seit Jahren in Deutschland.

Der Großteil unseres Portfolios ist auch in Deutschland. Aber wir sind für Meetings meist extra aus Zürich angereist. Hier jetzt auch einen Standort zu eröffnen und jemanden dauerhaft vor Ort zu haben, war eine strategische Entscheidung. So können wir noch einmal tiefer in der Szene sein und nehmen mehr mit, als wenn wir remote aus der Schweiz Kontakte geknüpft hätten.

Du meintest, du hast die letzten Jahre Tag und Nacht gearbeitet, jetzt bist du Partner bei einem VC und hast so wahrscheinlich noch weniger Freizeit. Viele Menschen wollen mit Mitte 20 lieber die Welt bereisen und sich ausprobieren. Hast du das Gefühl, etwas zu verpassen?

Klar, denke ich darüber nach, was ich sonst hätte machen können. Aber ich wollte immer große Sachen bewegen und wirklich jede Minute meines Lebens dafür einsetzen. Und für mich ist es ein Unterschied, ob man Sachen abarbeitet und sich nach Deadlines richtet, oder selbstbestimmt ist und Dinge heranwachsen sieht – so wie es bei mir immer war. Diese Art zu arbeiten, bedeutet für mich nie wirklich Stress.

Hast du das Gefühl, trotz deiner jungen Jahre ernst genommen zu werden?

Ich merke da überhaupt keinen Unterschied. Es kommt immer drauf an, welchen Input man gibt und wie man arbeitet. Alter ist vor allem in Europa ein Thema. In den USA sind die Leute tatsächlich noch um einiges jünger, weil die ein anderes Studiensystem haben und nicht zwingend jahrelange Arbeitserfahrung und einen Masterabschluss brauchen, um irgendwo schnell voran zu kommen. Als ich zum Beispiel 24 war und für ein Semester in Stanford, habe ich mich mit jemanden unterhalten, der meinte, ich sei schon fast zu alt für die Startup-Szene im Valley. Dort brechen die Gründer mit 21 Jahren die Uni ab und bauen dann ihre Unternehmen auf.