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Ohne Crews, die sie instand halten, droht dutzenden sanktionierten Oligarchen-Yachten ein dramatischer Verfall

Die Mega-Yacht „Dilbar“ des russischen Oligarchen Alisher Usmanov in 2018.
Die Mega-Yacht „Dilbar“ des russischen Oligarchen Alisher Usmanov in 2018.

Dutzende Mega-Yachten, die von russischen Oligarchen beschlagnahmt wurden und einen Gesamtwert von mehreren Milliarden Dollar haben, könnten ohne die benötigte Pflege und Wartung binnen weniger Wochen gänzlich verfallen. Dies hätte Kosten in Höhe von mehreren Millionen Dollar zur Folge.

Die Besitzer der Yachten, von denen einige als enge Verbündete des russischen Präsidenten Wladimir Putin gelten, waren im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine umfassend sanktioniert worden. Seit Monatsbeginn wurden bereits einige Schiffe in ganz Europa beschlagnahmt, so auch unter anderem die 578 Millionen Dollars teure Mega-Yacht von Andrey Melnichenko in Italien, ein 120 Millionen Dollars teures Schiff von Igor Sechin in Frankreich sowie eine Yacht im Wert von 153 Millionen Dollars in Spanien, die mit Sergei Chemezov in Verbindung gebracht wurde.

Business Insider sprach mit vier Experten, die der Meinung sind, dass die Sanktionen gegen Russland, die weitreichender als sämtliche vorherige Maßnahmen in der Geschichte globaler Sanktionen sind, zu langwierigen Gerichtsprozessen und dem Verfall der teuersten Yachten der Welt führen könnten.

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„Sobald die Wartung der Yachten nicht mehr konsequent erfolgt, beginnt der Verfall“, sagt Benjamin Maltby, Kanzleipartner bei Keystone Law in Großbritannien und Experte für Vermögensrecht und Luxus-Güter. „Das unablässige Säubern der Oberflächen und stete Prüfen der Anlagenbedienung ist äußerst wichtig.“

Die Sanktionen halten die Instandhaltung der Yachten in der Schwebe

Todd Roberts, Präsident der kalifornischen Schiffswerft Marine Boat Works, sagt, dass Yachten normalerweise beschlagnahmt würden, um sie im Anschluss wieder zu verkaufen. Daher habe der neue Besitzer selbst ein gesteigertes Interesse an der Instandhaltung der Yacht, da er den Verkaufspreis so hoch wie möglich halten wolle. Seit Inkrafttreten der Sanktionen sei dieser Prozess jedoch ein anderer.

Durch die Sanktionen wandern die beschlagnahmten Yachten nicht automatisch in den Besitz der jeweiligen Ländern über. Die russischen Milliardäre bleiben weiterhin bezugsberechtigt, auch wenn die Vermögenswerte eingefroren wurden und derzeit nicht genutzt werden dürfen.

Zwar sind die russischen Oligarchen dadurch auch weiterhin für die Wartung ihrer Yachten verantwortlich, jedoch ist es unwahrscheinlich, dass sie freiwillig dafür zahlen werden, solange die Sanktionen in Kraft sind. Ebenso könnten die europäischen Behörden aufgrund der Sanktionen im Zahlungsverkehr Probleme haben, das Geld für die Wartungskosten von den Milliardären einzufordern.

Es ist also nicht klar, wer die Rechnung in Höhe von mehreren Millionen Dollar stemmen wird. Laut Maltby betragen die Wartungskosten einer Yacht meist 15 bis 20 Prozent des Gesamtwerts. Die Instandhaltung der Yacht von Melnichenko beispielsweise würde demnach jährlich rund 115,6 Millionen Dollar kosten.

Eine Yacht des russischen Oligarchen Andrey Melnichenko im Hafen von Triest, Italien.
Eine Yacht des russischen Oligarchen Andrey Melnichenko im Hafen von Triest, Italien.

„Das ist völlig unbekanntes Terrain.“

Selbst ohne Einberechnung der Kosten für Crew, Reparaturen, Tank und Versicherung könnten sich allein die Hafengebühren schnell summieren – teils zu Beträgen von mehreren zehntausend Dollar monatlich, sagt Roberts.

Ohne die benötigte Pflege könnten die Schiffe demnach binnen kürzester Zeit rund 30 Prozent ihres ursprünglichen Werts verlieren, schätzt Roberts. Darüber hinaus könnte eine Yacht ohne die entsprechende Crew, die meist aus mindestens 25 Personen besteht, bei offiziellen Inspektionen durchfallen und dadurch ihren Versicherungsschutz verlieren.

Ohne diesen wiederum dürfte die Yacht in den meisten Häfen weltweit nicht anlegen. Maltby glaubt, dass die meisten Crews mit Ausbleiben ihrer Bezahlung die sanktionierten Schiffe in Kürze verlassen könnten. Dadurch könnte es für die europäischen Behörden noch schwieriger werden, zu entscheiden, was mit den beschlagnahmten Vermögenswerten geschehen soll. Vergangene Woche wurde die Crew der rund 156 Meter langen Mega-Yacht des russischen Oligarchen Alisher Usmanov gefeuert, nachdem die Sanktionen die weitere Bezahlung der Mitarbeitenden unterbunden hatten.

„Das ist beinahe völlig unbekanntes Terrain“, so Roberts. „Ich glaube, niemand von uns kann zum jetzigen Zeitpunkt nachvollziehen, welche Folgen das für die gesamte Branche haben wird.“

Dieser Text wurde von Anika Faber aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.