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Ein Offenbacher versucht, das Surfen nachhaltiger zu machen

(Bloomberg) -- In seiner Jugend musste Christian Meissner weite Reisen von Frankfurt an die Küste auf sich nehmen, um seiner Leidenschaft für das Surfen nachzugehen. Das benachbarte Offenbach ist zwar ebenso weit von Stränden und Wellen entfernt, doch von hier aus schickt sich Meissner an, mehr Nachhaltigkeit in die Surf-Community zu bringen.

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Der 51-Jährige, der hauptberuflich im Baugewerbe tätig ist, begann vor 9 Jahren mit der Herstellung von Surfbrettern. Die Idee entstand, nachdem er seinem Skateboard-begeisterten Sohn beim Bau eines Longboards geholfen hatte und der sich dann durch den Verkauf solcher Bretter an einen örtlichen Skaterladen ein zusätzliches Taschengeld zu verdienen begann.

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Im Gegensatz zu herkömmlichen Surfbrettern, die aus umweltschädlichen Materialien wie Styropor oder Polyurethanschaum, sowie Harz und Glasfaser bestehen, verwendet Meissners Unternehmen namens Mio — was für “Main Ingredients: Organic” steht — Holz von schnell nachwachsenden Paulownien. Und das Material funktioniert auch in der Praxis: Profi-Kitesurfer Alex Soto segelte mit einem Mio-Board beim World Cup der Global Kitesports Association in Brasilien im vergangenen Jahr auf einen zweiten Platz.

“Nachhaltigkeit und Hochleistung können Hand in Hand gehen”, sagt Meissner.

Der große ökologische Fußabdruck des Sports steht im markanten Widerspruch zum naturverbundenen Image der meisten Surfer. Eine wachsende Zahl von Boardherstellern versucht inzwischen, deren ökologische Vorlieben stärker zu bedienen. Dies ist freilich nur ein kleiner Schritt auf einem langen Weg, denn die Ökobilanz des Surfsports ist mäßig — vor allem, weil viele Surfer weite Anreisen zu den Surfstränden an der europäischen Atlantikküste zurücklegen müssen, von den Weltreisen zu globalen Hotspots wie Hawaii oder Australien ganz zu schweigen.

Die genauen Auswirkungen des Sports auf die Umwelt sind nicht genau quantitativ erforscht, aber eine Studie stellte 2009 fest, dass der CO2-Fußabdruck eines Surfers wohl um 50% höher ist als der eines Durchschnittsbürgers. Der Löwenanteil der Emissionen entfällt dabei auf die Anreise zum Surfen und nur 2% auf die Herstellung des Bretts. Da bessere Verfügbarkeit und niedrigere Flugpreise das Reisen in den letzten zehn Jahren noch erleichtert haben, könnten die mit dem Surfen verbundenen Emissionen sogar noch weiter gestiegen sein.

Dennoch gibt es einige Bemühungen in der Herstellung. Der österreichische Surfbrettbauer Woodboard vom Austro-Surfparadies Neusiedler See nahe Wien geht in eine ähnliche Richtung wie Mio und verwendet für seine Produkte FSC-zertifiziertes Holz. Die australische FCS Fins, einer der weltweit größten Hersteller von Finnen für Surfbretter, verwendet recycelte Materialien. Yuyo aus Frankreich verwendet Plastikmüll für Surfbretter aus dem 3D-Drucker.

Viele dieser Hersteller argumentieren, dass die giftigen Petrochemikalien, die in herkömmlichen Surfbrettern verwendet werden, den Arbeitern und der Umwelt bei der Herstellung schaden können. Außerdem können sie schädliche Schaumstoffpartikel in die Erde und den Ozean freisetzen, wenn sie an einem Strand oder auf einer Mülldeponie entsorgt werden.

“Der Staub, der bei der Formgebung von petrochemischen Materialien entsteht, machte mich krank, also begann ich zu experimentieren”, erzählt Meissner, der zunächst mit herkömmlichem Schaumstoff auf Polyurethanbasis zu arbeiten begann, bevor er vor vier Jahren auf das Holz der Paulownie umstieg — auch bekannt als Blauglockenbaum oder Kiri-Baum — ein urpsrünglich asiatisches Gewächs, das auch in Teilen Europas und Nordamerikas angebaut wird.

Paulownien können in einem einzigen Jahr drei bis sieben Meter hoch wachsen und innerhalb von 10 Jahren ihre Reife erreichen. Sie liefern leichtes und verwindungssteifes Holz — perfekt für Bretter zum Kitesurfen und andere Produkte, etwa Musikinstrumente. Außerdem sind sie widerstandsfähiger gegen Trockenheit und binden Kohlenstoff — ideal für Länder, die damit CO2-Emissionen ausgleichen wollen.

Paulownien

“Die Surfbrettindustrie ist einer unserer Hauptabnehmer, seit wir mit der Vermarktung von in Europa angebautem Paulownia-Holz begonnen haben”, sagt Anja Hartelt, eine Vertreterin von iPaulownia, einem spanischen Paulownia-Holzlieferanten. “Die Nachfrage ist im Laufe der Jahre immer weiter gestiegen, da die Surfer ein größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickelt haben.”

Da das Surfen immer beliebter wird — sowohl weltweit als auch an der deutschen Nord- und Ostseeküste — werden nachhaltig hergestellte Alternativen dazu beitragen, einen Wassersportausrüstungsmarkt zu versorgen, der laut dem Marktforschungsunternehmen Statista in diesem Jahr voraussichtlich 13 Milliarden Dollar übersteigen wird.

Prominente Surfer setzen sich dafür ein, die Branche umweltfreundlicher zu machen. Lucy Campbell, siebenfache britische Meisterin im Frauensurfen, sagte kürzlich in einem Interview mit der BBC, dass die Topmarken sich ändern müssen” und dass sie Sponsorenverträge mit Marken abgelehnt hat, die sie nicht für nachhaltig hält.

“Man will die Menschen dazu ermutigen, sich im Freien zu bewegen. Aber zu welchem Preis für den Planeten?”, sagte sie.

Überschrift des Artikels im Original:A Landlocked German Boardmaker Is Trying to Make Surfing Greener

©2023 Bloomberg L.P.