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OECD-Handelsexpertin: „Asien bewegt sich weg vom Szenario eines neuen Kalten Krieges“

Marion Jansen sieht das asiatische Freihandelsabkommen als Signal: Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland wollten keine Aufteilung der Welt in zwei Blöcke um die USA und China.

Das neue asiatische Freihandelsabkommen RCEP verändert die Landkarte des Welthandels. Ob zum Besseren oder Schlechteren, ist aber längst noch nicht ausgemacht. Marion Jansen, Abteilungsleiterin für Handel der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), hofft, dass die Europäische Union und die Bundesregierung aktiv werden und gemeinsam mit den fernöstlichen Demokratien Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland die Aufteilung der Welt in zwei Machtblöcke um die USA und um China verhindern.

„Man bewegt sich weg vom Szenario eines neuen Kalten Krieges“, sagte Jansen dem Handelsblatt. Daraus könne sich eine neue Chance für die Welthandelsorganisation als Hüterin des Multilateralismus ergeben.

Wenn es dagegen schlecht läuft und Europa inaktiv bleibt, kann das Abkommen auch den Trend zu den drei regionalen Handelsblöcken EU, USA und China-Asien verstärken. „Es würde sich dann die große Frage stellen, wozu Afrika gehört“, sagte Jansen: „Wegen der geografischen Nähe sicher zu Europa, aber in letzter Zeit hat China dort ja besonders viel investiert.“

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Lesen Sie hier das vollständige Interview:

Frau Jansen, was bedeutet der Abschluss des asiatischen Freihandelsabkommens RCEP für Europa?
Ich habe mit großem Interesse wahrgenommen, dass das RCEP gerade jetzt zustande gekommen ist. Es verändert auf jeden Fall die Landkarte des Welthandels. Ob die guten oder die besorgniserregenden Signale überwiegen, kann man jetzt noch nicht abschließend sagen.

Was wären denn die guten Signale?
Es gibt zwei. Erstens zeigt das Abkommen, dass China durchaus bereit zu Zugeständnissen ist. Zum Beispiel hat das Land erstmals akzeptiert, dass Daten aus China abfließen dürfen. Und zweitens bewegt man sich weg vom Szenario eines neuen „Kalten Krieges“. Japan, Südkorea, Australien, Neuseeland zeigen klar, dass sie keine Aufteilung der Welt in zwei Blöcke wollen.

Und worüber müssen wir uns Sorgen machen?
Man könnte befürchten, dass die Rhetorik um die Verkürzung von Wertschöpfungsketten, die es in den USA und der EU durchaus gibt, nun an Dynamik gewinnt, wenn Asien eine regionale Strategie verfolgt. Es müssen daher jetzt alle nachdenken, ob man wirklich drei Handelsblöcke dauerhaft etabliert sehen will. Es würde sich dann auch die große Frage stellen, wozu Afrika gehört. Wegen der geografischen Nähe sicher zu Europa, aber in letzter Zeit hat China dort ja besonders viel investiert.

Wird das Abkommen Asien gegenüber Europa wirtschaftlich stärken?
Dies ist kurzfristig nicht auszuschließen. Weil Asien die Folgen der Pandemie großenteils überwunden hat, während Europa und die USA unter der zweiten Corona-Welle leiden, könnte die Wachstumsschere jetzt noch weiter auseinandergehen. Beim Handel liegt die EU noch fünf bis sechs Prozent unter dem Niveau von 2019, die Situation in den USA ist ähnlich, Japan und Südkorea sind wieder nah am 2019er-Niveau und China deutlich darüber. Es zeigt sich auch an den Flughäfen, dass sich der Flugverkehr weiter nach Osten verlagert hat.

Was bedeutet das alles für den Welthandel?
Es ist ein gutes Zeichen für den Multilateralismus, dass Europa, Südkorea und Japan RCEP in Stellungnahmen als ein Zeichen der Unterstützung für den Multilateralismus interpretieren. Dies deutet darauf hin, dass die guten Signale des Abkommens überwiegen.

Die Welthandelsorganisation WTO steht an einem Wendepunkt. RCEP könnte den Anstoß dazu geben, dass die WTO wieder zum Ort der Verständigung wird. Allerdings muss auf dem Weg dorthin das schwierige Problem des Subventionsabbaus gelöst werden. Ein gutes Zeichen ist es aber auf jeden Fall, dass zum Beispiel Japan mit allen sprechen will.