Obamas Finanzminister warnt vor der nächsten Mega-Krise — doch so gut wie niemand hört auf ihn
Er hat die größte Wirtschaftskrise unserer Zeit aus der ersten Reihe erlebt: Bevor Timothy Geithner 2009 US-Finanzminister unter Barack Obama wurde, war er sechs Jahre lang der Chef der New Yorker Niederlassung der US-Notenbank Fed. Jetzt warnt Geithner davor, dass wir für kommende Krisen nicht ausreichend vorbereitet seien. Im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ sagte er am Dienstag, Militär und Ärzte würden zwar für den Notfall üben, Notenbanken jedoch leider nicht.
Geithner räumt ein, dass Banken durch mehr Kapital und strengeren Auflagen seit der Lehman-Pleite sicherer geworden sind, aber eine weitere Finanzkrise wird trotzdem kommen — so viel sei sicher. „Man braucht Kapital und Kontrolle, aber man braucht auch eine Feuerwehr“, fordert er. Als wirtschaftliche Übermacht würden die USA mit dem Dollar als internationale Währung ein internationales Risiko darstellen, sofern sie keine Krisenprävention betreiben.
„Es gibt jetzt weniger Eingriffsmöglichkeiten als vor der Krise“
Doch der Vorschlag einer Finanz-Feuerwehr hat es in der US-Politik nicht leicht, besonders die Republikaner glauben, eine solche Maßnahme verleite zu Leichtsinn. Die US-Behörden haben seit der Krise Befugnisse abgeben müssen und haben nur noch eingeschränkte Möglichkeiten, Finanzinstitute zu retten. „Es gibt jetzt weniger Eingriffsmöglichkeiten als vor der Krise“, sagt Geithner. Das liegt der allgemeinen Empörung gegenüber der Wall Street seit der Krise zu Grunde.