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Nyse-Chefin kämpft um das Börsenparkett

Die Chefin der New Yorker Börse muss den legendären Handelssaal an der Wall Street schließen und steht nun vor ihrer größten Bewährungsprobe.

Schon früh hat sich die heute 45-Jährige ihren Platz an der Wall Street erkämpft. Als Praktikantin betrat sie 1994 zum ersten Mal das New Yorker Parkett. Foto: dpa
Schon früh hat sich die heute 45-Jährige ihren Platz an der Wall Street erkämpft. Als Praktikantin betrat sie 1994 zum ersten Mal das New Yorker Parkett. Foto: dpa

Bis zuletzt hatte Stacey Cunningham versucht, den Handel auf dem Parkett der New York Stock Exchange (Nyse) aufrechtzuerhalten. Sie schaffte zunächst einen separaten Eingang für die Händler, damit diese nicht in Kontakt mit den anderen Mitarbeitern der New Yorker Börse kommen. Sie organisierte auch eine kleine separate Kantine.

Vergangene Woche wurden die Händler morgens von medizinischem Personal in Schutzmasken und mit Fieberthermometer begrüßt. Nur wer keine erhöhte Körpertemperatur hatte, durfte zur Arbeit. Fast täglich trat Cunningham vor die Kameras, um zu versichern, dass sie alles unter Kontrolle hat.

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Doch es half nichts. Die Chefin der legendären New Yorker Börse ordnete schließlich an, das Parkett zu räumen. Ab Montag findet der Handel zum ersten Mal in der Geschichte vollkommen elektronisch statt, nachdem zwei Personen die Fieberkontrolle nicht bestanden haben und positiv auf das Coronavirus getestet worden sind.

Für Cunningham, die als erste Frau die Nyse leitet, ist das die bislang größte Bewährungsprobe. Die internationale Finanzwelt wird ihr am Montag genau zuschauen. Technische Störungen können die New Yorker Aktienmärkte derzeit gar nicht gebrauchen.

Die Lage ist ohnehin schon dramatisch. Seit dem jüngsten Allzeithoch im Februar haben die Aktienmärkte rund 30 Prozent an Wert verloren. So schnell abwärts ging es noch nie. Doch bislang hielten die Systeme.

Auf dem Parkett finden nur noch rund 20 Prozent des Handelsvolumens statt. Der Rest wird ohnehin längst elektronisch abgewickelt. Doch ganz ohne menschlichen Input auf dem Parkett lief der Handel noch nie.

Zwar musste nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 der Aktienhandel für mehrere Tage komplett ausgesetzt werden, ebenso wie zuvor im Zweiten Weltkrieg. Doch die Lage jetzt ist eine andere: Dass die Türen der New Yorker Börse komplett geschlossen bleiben, könnte das Ende des legendären Parketthandels an der Wall Street bedeuten.

Von dem war die heutige Börsenchefin einst selbst übrigens als Berufsneuling so fasziniert, dass sie beschloss, nach dem Studium ins Aktiengeschäft einzusteigen.

Schon früh erkämpfte sich die heute 45-Jährige ihren Platz an der Wall Street. Als Praktikantin betrat sie 1994 zum ersten Mal das New Yorker Parkett. „Ich habe es sofort geliebt“, erzählte sie vor ein paar Jahren auf einer Podiumsdiskussion.

Nach dem Ingenieurstudium startete sie als Händlerin ihre Karriere. Damals wurde beim Aktienhandel noch laut geschrien und geflucht, und er war – noch viel stärker als heute – von Männern dominiert. Von den gut 1 300 Händlern waren nur knapp 40 weiblich.

Die Damentoilette befand sich damals in einer umfunktionierten Telefonzelle, während die Waschräume der Herren mit bequemen Sofas und Personal ausgestattet waren. Cunningham störte das nicht. „Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich hier hingehöre“, stellte sie klar. Ihr großes Vorbild: die erste Börsenhändlerin der Nyse, Muriel Siebert.

Eine zweijährige berufliche Auszeit hat Cunningham nicht geschadet. 2005 verließ die selbstbewusste Managerin die Börse, um sich Zeit für ihr großes Hobby zu nehmen: Kochen. Sie machte eine Ausbildung am New Yorker Culinary Institute und arbeitete in ihrem Lieblingsrestaurant an der Upper West Side. Die stressige Atmosphäre gefiel ihr – und kam der vom Börsenparkett, wie sie sie kannte, erstaunlich nahe.

2007 wechselte sie zunächst zur Technologiebörse Nasdaq und kehrte schließlich 2013 zur Nyse zurück. Und zwar nur wenige Tage bevor die Börse vom Konkurrenten Intercontinental Exchange (ICE) übernommen wurde. Als Vorstand für das operative Geschäft war Cunningham zuletzt für wichtige IT-Updates verantwortlich – was ihr in den heutigen Zeiten zugutekommt.

Doch selbst nach der Schließung des Parketts droht neuer Ärger. Angesichts der heftig schwankenden Aktienkurse ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob man die Märkte nicht vorübergehend komplett schließen oder zumindest die Handelszeiten verkürzen sollte. US-Finanzminister Steven Mnuchin hatte Letzteres vergangene Woche in Aussicht gestellt.

Cunningham will davon jedoch nichts wissen. Die Börsenchefin stellte klar: „Amerikaner brauchen Zugang zu ihrem Geld.“ Nicht ganz uneigennützig. Denn auch für die Nyse wäre das mit heftigen Umsatzeinbrüchen verbunden und ein weiterer historischer Schritt, den Cunningham unbedingt verhindern will.