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Nur noch eine Börsen-Ampel steht auf grün

An den Finanzmärkten hat sich große Sorglosigkeit breit gemacht. Das trübt die Perspektiven stark ein.

 Foto: dpa
Foto: dpa

Wie stark 2020 die Gewinne der Unternehmen zurückgegangen – oder in Ausnahmefällen auch mal gestiegen – sind, erfahren Anlegerinnen und Anleger in diesen Tagen während der laufenden Berichtssaison. Doch die Börse schaut nach vorn. Und da sieht es erst einmal gar nicht so schlecht aus, zumindest wenn die Prognosen der Analysten eintreffen sollten. Während die Analystenschar in der gerade laufenden US-Berichtssaison zum vierten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht rückläufige Erlöse und Gewinne erwarten, die durchschnittlich um ein Zehntel gesackt sein sollen, ist der Blick auf dieses Jahr rosig. Um mehr als ein Fünftel sollen etwa die Gewinne im weltwichtigsten Index, dem S & P 500, nach oben gehen.

Das lädt zum Kaufen ein, wäre der S & P 500 nicht selbst damit noch mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 26 bewertet – gut die Hälfte mehr als in seinem historischen Durchschnitt. Die Ampel in Sachen Gewinnbewertung steht aber auf Gelb und nicht auf Rot, solange die Zinsen niedrig bleiben.

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Hier hat sich zuletzt allerdings die Tendenz gedreht, zumindest was die US-Zinsen betrifft. Bislang ist das allenfalls in der Wahrnehmung der Investoren angekommen, aber keinesfalls in den Kursen. Das zeigt auch das Verhältnis von Umsätzen der Unternehmen zu ihrer Marktkapitalisierung, die hoch ist wie noch nie in den vergangenen 30 Jahren.

Sorglosigkeit signalisieren auch die Renditen für recht stark bis sehr stark ausfallgefährdete Kredite beziehungsweise Papiere (sogenannte Junkbonds oder Schrottanleihen). Von annähernd zwölf Prozent jährlichem Zins im Frühjahr 2020 sind die Renditen für entsprechende US-Papiere auf nur noch gut vier Prozent zusammengeschnurrt – ein Rekordtief. Und das zu einer Zeit, in der es so viele Zombie-Unternehmen gibt wie seit Generationen nicht: Inzwischen zählt fast jedes fünfte US-Unternehmen zur Gruppe der Walking Dead. Definiert sind Zombies als Unternehmen, deren Gewinn nicht ausreicht, um ihren Schuldendienst zu leisten. Das heißt, sie sind regelmäßig auf frische Zufuhr an Geld über Fremdfinanzierung angewiesen, sei es aus der Ausgabe neuer Aktien oder aus neuen Anleihen und Krediten.

Privatanleger zocken massiv auf Kredit

Weiteres Warnzeichen: Privatanleger haben so viel Wertpapierkredite aufgenommen wie noch nie. Hier droht ein Abwärtsstrudel, falls die Aktienkurse einmal deutlicher fallen sollten. Online-Banken und -Broker sind dann zu sogenannten Margin Calls gezwungen: Um die Kredite zu decken, müssen Anlegerinnen und Anleger dann entweder Geld nachschießen oder einen Teil ihrer Aktien zwangsweise verkaufen.

Auch die Profi-Investoren sind nicht vorsichtiger. Sie halten derzeit so wenig Barreserven wie seit zehn Jahren nicht mehr. Gleichzeitig sind sie so risikofreudig wie noch nie seit dem Tech-Crash zur Jahrtausendwende. Und Profis wie Privatanleger setzen bei steigenden Kursen immer weniger auf fallende Kurse. Diese sogenannten Short-Wetten sind seit vergangenem März um knapp ein Drittel zurückgegangen. Üblicherweise sollten bei steigenden Kursen mehr solcher Wetten auf fallende Preise laufen, baut sich doch höheres Gewinnpotenzial auf oder die Chance, günstiger als zuvor sein Depot abzusichern. Aber solche Sicherheitsnetze interessieren aktuell kaum jemanden. Dazu passt auch ein rekordhoher US-Investoren-Optimisten-Index. Nur wenige glauben also an fallende Kurse.

Doch warum eilen vor allem die US-Aktienindizes von Rekord zu Rekord, und treiben auch den Deutsche Aktienindex auf ein Top?

Entscheidend sind hier die Niedrigzinsen und die massiven Anleihen-Aufkaufprogramme der Notenbanken und die billionenschweren Stützungsprogramme für die Wirtschaft. Ein Gutteil davon bahnt sich seinen Weg an die Börse und stützt dort die Kurse.

Doch wie lange die letzte Ampel noch grün blinken wird, weiß niemand ganz genau. Die Anzeichen, dass die Rally nicht mehr allzu lange anhalten wird, sie mehren sich jedenfalls. Und auch einige aktuelle Ereignisse sowie frappierende Parallelen zu früheren Vor-Crash-Phasen mahnen zur Vorsicht, wie unsere detaillierte Analyse zeigt.

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