Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 6 Stunden 42 Minuten
  • Nikkei 225

    38.079,70
    0,00 (0,00%)
     
  • Dow Jones 30

    37.775,38
    +22,07 (+0,06%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.252,74
    +1.842,12 (+3,21%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.310,73
    +425,19 (+47,97%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.601,50
    -81,87 (-0,52%)
     
  • S&P 500

    5.011,12
    -11,09 (-0,22%)
     

Wie ich mit nur 2 Jahren Berufserfahrung ein Jobangebot über 215.000 Dollar bekam – und warum ich es abgelehnt habe

Lily Anna Li ist heute erfolgreiche Produktdesignerin.
Lily Anna Li ist heute erfolgreiche Produktdesignerin.

Jobs im Produktdesign im Silicon Valley sind extrem umkämpft. Menschen aus der ganzen Welt versuchen, dort Fuß zu fassen und ich habe selbst erlebt, wie eine einzige Stellenausschreibung Hunderte von Bewerbern anlockt.

Ich hatte zwei Jahre Produktdesign-Erfahrung gesammelt, die aus zahlreichen, eher kleinen Projekten und einigen Lernerfolgen bestand. Ich habe nicht an einer "prestigeträchtigen" Schule studiert, zumindest nicht an einer, die vom Silicon Valley anerkannt wird. Mein Studium absolvierte ich an der Virginia Commonwealth University, einer öffentlichen Kunsthochschule, die zwar von den Leuten an der Ostküste anerkannt, im Silicon Valley aber eher unbekannt ist.

Meine Ausbildung war gut - aber nicht gut genug

Die Ivy-League-Schulen erwähne ich deshalb, weil der Abschluss eines Informatik- oder Software-Engineering-Studiums an einer solchen Institution in der Regel sämtliche Türen öffnet. Falls ich die herkömmlichen Karrieresprünge hätte machen wollen, wären sie der beste Weg gewesen. Ich habe das wortwörtlich von Führungskräften gehört, dass ich hätte wieder zur Schule gehen müssen. Allerdings wollte ich nicht noch mehr Kredite aufnehmen.

WERBUNG

Mir wurde klar, dass ich anders vorgehen musste, um meine Karriere voranzutreiben

Ein entscheidender Auslöser für mich, aktiv zu werden, war die Pandemie. Ich leitete bereits persönliche Produktdesign-Workshops in San Francisco, aber als die Pandemie begann, musste ich alles aus dem Homeoffice machen. Das brachte mich zum Nachdenken: Anstatt nur eine lokale Design-Community in San Francisco aufzubauen, warum sollte ich sie nicht global ausweiten?

Der Beginn einer globalen Community

Am Anfang habe ich einfache Sprechvideos auf YouTube und lustige Tanztrends über TikTok veröffentlicht. Es herrschte aber eine riesige Nachfrage nach technischen Inhalten, insbesondere für Produktdesign. Meine Fangemeinde wurde immer größer und das brachte mich dazu, die Erstellung von Inhalten ernster zu nehmen. Ich begann, täglich auf TikTok und Instagram und wöchentlich auf YouTube zu posten.

Unter anderem veröffentlichte ich Videos zum Thema Bewerbungsgespräche im Produktdesign (zum Beispiel Anleitungen zum Whiteboarding, einer häufigen Herausforderung bei Bewerbungsgesprächen). Außerdem teilte ich die besten Ratschläge, die ich im Laufe meiner beruflichen Laufbahn gelernt hatte (zum Beispiel die Lektüre des interaktiven Design-Handbuchs „About Face").

Als sich die Wirtschaft gegen Ende 2020 erholte, begannen Tech-Firmen wieder einzustellen. Mir war klar, dass ich anfangen musste, Vorstellungsgespräche bei Firmen zu führen, um mich selbst auf dem neuesten Stand zu halten. Ich musste sehen, was es da draußen gab, wenn ich anderen Designern diese Dinge beibringen wollte. Durch meine Tutorials und Online-Workshops half ich Leuten, Jobs bei Unternehmen wie Google, Facebook und Amazon, sowie bei Startups auf der ganzen Welt zu bekommen.

Ich habe über Linkedin einen Manager bei einem der bekanntesten Fintech-Startups im Silicon Valley kontaktiert

Besonders beeindruckten die Aktivitäten neben meinem Job

Sie waren besonders beeindruckt von der Arbeit, die ich neben meinem normalen 9-to-5-Job machte — mein YouTube-Kanal mit all den Tutorials und die wachsende Fangemeinde in den sozialen Medien — und vereinbarten sofort einen Termin für ein Gespräch mit mir. Das Gespräch verlief ziemlich gut und ich wurde in die Kandidatenliste für ein Vorstellungsgespräch als Senior-Produktdesigner aufgenommen. Ich erinnere mich, dass ich dachte, wenn ich die Stelle bekäme, könnte ich an einem Produkt arbeiten, das Millionen von Menschenleben beeinflussen würde.

Der Tag des Vorstellungsgesprächs kam — es fand über Zoom statt. Ich war nicht allzu nervös, da ich meinen persönlichen Pitch und das Vorstellungsgespräch schon viele Male zuvor gemacht hatte. Der Zeitplan sah wie folgt aus:

9:00 bis 10:00 Uhr — Portfoliobesprechung (Präsentation) mit sechs Jurymitgliedern:

  • Senior Director, Mobile

  • Entwicklungsleiter, Mobile

  • Angestellter Produktdesigner

  • Mitarbeiter im Bereich Designsysteme

  • Senior UX-Forscher

  • Vizepräsident

10:00 bis 11:00 Uhr — Whiteboard-Design-Challenge mit zwei Jurymitgliedern:

  • Mitarbeiter Produktdesign

  • Mitarbeiter Grafikdesign, Designsysteme

11:00 - 12:30 Uhr — Pause

12:30 - 14:45 Uhr — Vier Einzelgespräche mit dem UX-Forscher, Entwicklungsleiter, dem Vizepräsidenten und dem Recruiter

Beim letzten Gespräch mit dem Recruiter wurde mir gesagt, dass alle Rückmeldungen bezüglich meines Vorstellungsgespräch extrem positiv waren und dass ich mich außergewöhnlich gut geschlagen hatte. Ich sollte mit einem Angebot rechnen. Und innerhalb von drei Tagen bekam ich eine mündliche Zusage.

Schließlich erhielt ich das offizielle Angebot: 167.000 Dollar Grundgehalt (laut Glassdoor entspricht das den oberen zehn Prozent für Produktdesign-Grundgehälter), mit einem vierteljährlichen Leistungsbonus von 15 Prozent, der auf dem Grundgehalt und dem restlichen Betrag in Aktien basiert. Das Unternehmen war ebenfalls für einen Börsengang vorgesehen, bevor die Pandemie zuschlug, und hat seitdem sein Börsendebüt gegeben.

Am Ende habe ich den Job abgelehnt, denn obwohl es ein Traumjob war, war es nicht mein Traumjob

Herausfinden, was einen wirklich erfüllt - und dort seinen Job aufbauen

Heute arbeite ich für eine Designagentur namens Gestures. Für mein aktuelles Projekt entwerfe ich eine App für ein nachhaltiges Beauty-Unternehmen, mit der man Beauty-Produkte wie Shampoo kaufen und dann an Kiosken nachfüllen kann. Ich mache auch immer noch Inhalte für meine sozialen Kanäle.

Einige meiner Kunden haben mich gefragt, warum ich ein so lukratives Angebot abgelehnt habe, besonders während der Pandemie. Ich kann nur sagen, dass ich meine intrinsischen Motivationen verstanden habe. Dabei habe ich erkannt, dass ich am energiegeladensten und erfülltesten bin, wenn ich an etwas arbeite, das mir sehr am Herzen liegt. So ist es mir gelungen, meine Online-Persona Designalily auszubauen — es macht mir Spaß, also verbringe ich gerne meine Freizeit damit.

Für diejenigen, die aktiv nach Stellen im Design suchen, rate ich, dass ihr euren Interessen folgt und sie umsetzt. Erarbeitet euch eine einzigartige Expertise, indem ihr gezielt Erfahrungen sammelt, die von diesen Interessen geleitet werden. Anfangs wird es nicht so gut bezahlt sein wie die Arbeit für ein großes Unternehmen. Doch mit Geld kann man nur begrenzt Motivation kaufen und es wird sich immer wie mühsame Arbeit anfühlen. Für mich persönlich bringt es mehr Erfüllung und Glück, wenn ich meine Zeit über Geld stelle. Sucht also nach Gelegenheiten zu lernen und zu der Person zu werden, die ihr euch vorstellt — das Geld kommt bestimmt.

Dieser Artikel wurde von Ilona Tomić aus dem Englischen übersetzt und editiert. Das Original lest ihr hier.