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Warum sie sich als größte Sportlerin aller Zeiten sieht

Warum sie sich als größte Sportlerin aller Zeiten sieht
Warum sie sich als größte Sportlerin aller Zeiten sieht

Sie hat Olympia-Gold geholt, zweimal. (Alles zum Boxen)

Sie wurde als Profi unumstrittene Weltmeisterin aller vier Verbände, in zwei Gewichtsklassen - eine Errungenschaft, die keine Boxerin und auch kein Boxer je vor ihr geschafft hat. Eine selbstbewusste und charismatische Erscheinung ist sie obendrein.

Wäre Claressa Shields ein Mann, wäre sie ein Kassenmagnet wie Floyd Mayweather, Anthony Joshua oder Canelo Alvarez. Grund für einen Berufswechsel hätte sie gewiss nicht.

Genau diesen Berufswechsel hat Claressa Shields vergangene Woche jedoch eingeleitet. Sie hat ihren ersten Kampf als MMA-Fighterin bestritten - eine neue Karriere, die einige Risiken, aber auch Chancen mit sich bringt.

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Das Risiko ist ein Scheitern an der keinesfalls leichten Umstellungen zwischen den Sportarten. Die Chance ist der Aufstieg in einen Rang, der ihr als Boxerin nicht möglich ist: der Aufstieg zu einem weiblichen Kampfsport-Superstar auf den Spuren der früheren UFC-Queen Ronda Rousey.

Claressa Shields auf den Spuren von UFC-Queen Ronda Rousey

Shields hat am vergangenen Donnerstag ihren ersten MMA-Kampf bestritten und gewonnen.

Für die Professional Fighters League kämpfte die 26-Jährige aus der US-Arbeiterstadt Flint/Michigan in Atlantic City gegen Brittney Elkin, siegte durch Technischen K.o. in Runde 3. Eine dominante Vorstellung war es nicht, Shields tat sich schwer gegen die 35-Jährige, die von neun Kämpfen zuvor sechs verloren hatte.

Verwunderlich ist Shields' strottriger Start nicht: Die Hybridsportart ist Neuland für sie - und unter Fachleuten gelten andere Kampfsportarten wie Ringen, Judo (die Disziplin, aus der Rousey kam) und Kickboxen als bessere Basis für die Königsdisziplin.

Die 26 Jahre alte Shields hatte sieben Monate auf ihr Debüt hingearbeitet, trainierte an der Jackson Wink MMA Acadamey in Albuquerque, die auch Heimatbasis von Holly Holm ist, selbst frühere Box-Weltmeisterin und Kickboxerin, die dann bei der UFC Rousey vom Thron stieß (und Rouseys Karriere-Ende mit anschließendem Wechsel zu WWE einleitete).

Shields ist die erfolgreichste Boxerin der Welt

Als Boxerin war Shields noch erfolgreicher als Holm, erfolgreicher auch als jede andere: Nach ihren zwei Mittelgewichts-Olympiasiegen 2012 und 2016 brauchte sie als Profi für ihre historischen WM-Viererschläge im Mittel- und Halbmittelgewicht nur elf Kämpfe.

Ihr Weg führte dabei unter anderem auch über das deutsche Aushängeschild Christina Hammer, zuletzt vollendete sie Anfang März gegen die Kanadierin Marie-Eve Dicaire ihre unumstrittene Regentschaft als Halbmittelgewichts-Champion der Verbände WBC, WBO, IBF und WBA.

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Dass sie in der neuen Sportart trotzdem praktisch bei Null anfing, wusste Shields am besten: "Als Boxerin habe ich nie daran gezweifelt, dass ich meine Kämpfe gewinnen würde, nie. Bei MMA war es so, dass mir klar war, dass ich gleich meinen ersten Kampf hätte verlieren können. Aber ich wollte nicht verlieren."

Shields hat sich in den Kampf hineingebissen und hat am Ende gar den Kampf auf der Matte gesucht, dem Territorium, dem sie am fremdesten ist.

MMA statt Boxen? Für Männer kein Anreiz

Obwohl Shields bei ihrem Debüt weit entfernt davon war, auf Top-Niveau zu agieren, erntet sie schon jetzt viel Respekt dafür, dass sie das Wagnis überhaupt auf sich genommen hat. Ein Wagnis, das kein männlicher Boxer auf ihrem Level je eingegangen ist - und für das es im Männerbereich auch wenig Anreiz gibt.

Obwohl MMA im Kernmarkt USA längst ein größeres Geschäft ist, verdienen männliche Box-Stars noch immer deutlich besser: Während ihre Branche nämlich auf die großen Namen und ihre "Mega-Fights" zugeschnitten ist, leben die Mixed Martial Arts vom Erfolg der Marke UFC - was sich auch in der Einnahmenverteilung widerspiegelt.

Viele UFC-Kämpfer gelten als unterbezahlt und frustriert, selbst Megastar Conor McGregor lieferte sich um seine Zahltage regelmäßig zähe und schlagzeilenträchtige Streitigkeiten mit UFC-Boss Dana White - was auch als Grund dafür gilt, warum er sich in den vergangenen Jahren oft andere Beschäftigungen wie den Mega-Fight gegen Mayweather gesucht hatte.

Weibliche Boxerinnen können von einem solchen Zuschauerinteresse nur träumen, Shields hat die Ungleichheiten in ihrer Branche - auch in der öffentlichen und medialen Wahrnehmung - immer wieder kritisiert.

"Wir werden ungleich bezahlt, ungleich promotet und unsere Möglichkeiten sind ungleich", sagte Shields zuletzt der BBC.

Shields erhielt Boxverbot von Vater

Der Kampf gegen Widerstände ist Teil ihrer Lebensgeschichte: Shields, die von der Boxkarriere von Muhammad Alis Tochter Laila inspiriert worden war, musste sich in ihrer Familie gegen ein Boxverbot ihres Vaters durchsetzen.

Nun streitet sie unter anderem auch dafür, dass das Boxen der Frauen dieselben Regeln bekommt wie das der Männer, unter anderem durch eine Angleichung der Rundenzeiten.

Shields' Neuorientierung in Richtung MMA - die Box-Karriere will sie parallel dazu weiter fortsetzen - ist ein Teil ihrer Mission: Sie verweist auch darauf, dass die UFC die Gleichberechtigung weiter fortgeschritten ist und appelliert an die Boxpromoter und -verbände, Frauenkämpfe genauso ins Zentrum zu rücken.

Als Boxerin hat Shields keine Chance, den Weltstar-Status einer Rousey zu erreichen, der bei Instagram über 13 Millionen Fans folgen, Shields hat trotz ihrer Box-Meriten "nur" knapp unter 500.000.

Hauptmotivation für ihr MMA-Projekt ist allerdings vor allem wohl der eigene Anspruch: Shields nennt sich unbescheiden "The GWOAT - The Greatest Woman of all Time". Größte Boxerin aller Zeiten zu sein, reicht ihr nicht.