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No-Deal-Brexit: BMW könnte die Mini-Produktion verlagern

Finanzvorstand Nicolas Peter will bei einem britischen EU-Austritt ohne Abkommen reagieren. Fabriken in Deutschland und China könnten Oxford ersetzen.

Der BMW-Konzern bereitet sich intensiv auf EU-Zollschranken mit Großbritannien vor. Ein Austritt ohne Handelsabkommen sei für das Unternehmen kaum zu kompensieren, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter am Mittwoch in München. „Das kostet uns pro Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag, darauf werden wir reagieren müssen.“ Man habe entsprechende Pläne in der Schublade. Diese sollen vor allem die Mini-Fertigung betreffen.

Zunächst würden die in Großbritannien produzierten Minis für alle Kunden teurer, sagte der Finanzvorstand. „Langfristig müssen wir entscheiden, wie die Zollsituation ist. Wir sind beim Mini flexibel.“

Peter wies darauf hin, dass die Fabrik Leipzig ab 2024 den Mini Countryman produziert und weitere Modelle in Deutschland gebaut werden können. Zusätzlich haben die Münchener im November eine Mini-Produktion mit dem Hersteller Great Wall in China vereinbart.

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Der Brexit ist für BMW seit Jahren ein Dauerthema: Mit Mini und Rolls-Royce haben zwei von drei Marken ihren Sitz in Großbritannien. BMW ist damit einer der größten industriellen Investoren und Exporteure. Der Konzern hat seit der Jahrtausendwende rund elf Milliarden Pfund investiert, die Insel ist der viertgrößte Markt für die Münchener.

Anders als Mercedes mit dem Smart hat BMW den Absatz der britischen Kleinwagenmarke kontinuierlich steigern können. Die Masse der produzierten Minis wird in die EU exportiert. Doch auf diese Autos wären ab Januar ohne Handelsabkommen zehn Prozent Zoll fällig. Peter hofft allerdings, dass dieses Szenario noch in letzter Minute gestoppt wird. „Ich schließe nicht aus, dass nach Weihnachten noch weiter verhandelt wird.“ Allen Seiten sei der Ernst der Lage klar.

Ohne Handelsabkommen ist die Fabrik in Oxford kaum wettbewerbsfähig

Grundsätzlich wollen die Münchener an der Produktion in England festhalten, aber nicht zu jedem Preis. Öffentlich hat sich der Konzern mit Kritik an dem Brexit-Kurs zurückgehalten, auch um nicht Ziel von Anfeindungen in der britischen Boulevardpresse zu werden. Mehrfach haben BMW-Manager der Regierung in London klargemacht, dass der Standort langfristig nur mit enger Anbindung an die EU wettbewerbsfähig ist.

Neben Autos produziert das Unternehmen auch Motoren auf der Insel. Künftig werden in Hams Hall auch die großen Motoren gefertigt, die man in München aber als Auslaufmodelle sieht. Dennoch sind die englischen Standorte integraler Bestandteil des Produktionsnetzwerks.

Die britischen Werke sind eng mit den deutschen Standorten verbunden. Der Konzern schickt gerne junge Führungskräfte auf die Insel, um sie für höhere Aufgaben vorzubereiten. Der Standort Oxford ist eine Kaderschmiede: Sowohl Konzernchef Oliver Zipse als auch sein Vorgänger Harald Krüger haben jeweils die Werke in England geleitet, bevor sie in den Vorstand nach München wechselten.

Täglich schickt BMW rund 100 Lastwagen mit Teilen auf die Insel, umgekehrt kommen fertige Autos und Motoren. Sollte es am 1. Januar einen Austritt ohne Deal geben, sei man kurzfristig vorbereitet. Die britischen Werke und Zulieferer hätten große Lager angelegt, ein zweistelliger Millionenbetrag sei in die IT geflossen, um die Zollformalitäten abwickeln zu können, sagt Peter. Der Konzern hat sich bereits Kapazitäten in Frachtflugzeugen gesichert, die Engpässe überbrücken können. Da bereits mehrfach ein No-Deal-Szenario im Raum stand, sei die Logistik vorbereitet, heißt es aus München.

Doch das hilft nur für den Moment. BMW muss derzeit Milliarden einsparen, um sich den teuren Umstieg auf die Elektromobilität leisten zu können. Einkaufsvorstand Andreas Wendt beklagte kürzlich die hohen Preise für Batteriezellen, die beim Hochlauf der Elektroautoproduktion die Kalkulationen erschwerten. Derzeit läuft der Abbau von 6000 Stellen im Konzern.

Zwar kommt das Unternehmen etwas besser durch die Coronakrise als bislang gedacht, vor allem das China-Geschäft boomt. Am Ende dieses Geschäftsjahres soll eine operative Marge von zwei bis drei Prozent stehen. Die langfristig in Aussicht gestellte Zielrendite von acht bis zehn Prozent ist auch für 2021 kaum zu erreichen. Eine dreistellige Millionenbelastung durch den Standort Großbritannien kann sich der Konzern nicht lange leisten.

Vor allem die Arbeitnehmer drängen auf die Zukunftssicherung der deutschen Standorte, die aufgrund der Handelsbeschränkungen in Zukunft tendenziell immer weniger in die USA und nach China exportieren können.

Der Mini wird sächsisch

Wie alle Autohersteller lässt auch BMW seine Standorte intern um Investitionen und Modelle konkurrieren. Auf die britische Politik verlässt man sich längst nicht mehr, man fährt zweigleisig. Seit einigen Jahren lässt BMW einen Teil der Minis beim niederländischen Auftragsfertiger Nedcar produzieren. Das ist aber nur eine Zwischenlösung, Mini wird nun Teil des BMW-Netzwerks in Deutschland.

Anders als vor einigen Jahren ist Mini mittlerweile technisch den kompakten BMW-Modellen angeglichen – alle Autos fahren nun mit Frontantrieb. Ein BMW-Einser und ein Mini Countryman haben die gleichen Baugruppen und können auf dem gleichen Band produziert werden. Das soll 2024 in Leipzig erstmals geschehen.

Neben Leipzig kann auch das Werk Regensburg Kompaktautos bauen. Beide Werke hätten genügend Flexibilität, um deutlich mehr Minis zu bauen, heißt es in Unternehmenskreisen. Beide Standorte werden zudem für die Elektromobilität umgerüstet. Auch das passt ins Konzept, mittelfristig soll Mini eine reine Elektromarke werden.

Für Asien braucht man die britischen Standorte bald auch nicht mehr. Im November 2019 unterzeichneten die Münchener mit dem chinesischen Partner Great Wall den Aufbau eines Joint Ventures zum Bau von Elektro-Minis. BMW investiert 650 Millionen Euro in das Vorhaben, ab 2022 sollen die ersten Minis vom Band laufen. Der Standort soll vornehmlich für China produzieren, kann aber auch für den Export genutzt werden. Sollte Großbritannien ohne Deal aus der EU austreten, wird es sehr eng für Oxford.