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No-Code-KI: Dieses Startup will Künstliche Intelligenz einfach zugänglich machen

KI für alle: Firmenchef Martin Schiele (Mitte) mit seinem Team von Ai-UI. - Copyright: AI-UI
KI für alle: Firmenchef Martin Schiele (Mitte) mit seinem Team von Ai-UI. - Copyright: AI-UI

Aufwändiges Programmieren und ein langwieriges Training der Systeme schrecken bisher viele Unternehmen von Künstlicher Intelligenz (KI) ab. Die Firma AI-UI aus Ilmenau (Thüringen) will das ändern. „KI können die meisten Startups und auch mittelständischen Unternehmen anwenden, um ihre Geschäftsprozesse zu optimieren“, sagt Martin Schiele. Der AI-UI-Gründer hat dazu mit seinem Team eine Software entwickelt, die die Nutzung ohne Programmierkenntnisse ermöglicht, eine sogenannte No-Code-KI.

AI-UI steht für Artificial Intelligence - User Interface: Der Firmenname beschreibt das Geschäftsmodell des 2021 gegründeten Unternehmens. Allein mit Drag-and-Drop sollen KI-Anwendungen erstellt werden können, wirbt Schiele. Erste Kunden haben sich laut Schiele auf Qualitätssicherungsanwendungen konzentriert, weiten aber den Einsatz des KI-Managers bereits auf andere Anwendungsfälle im Unternehmen aus. Vor allem zeitaufwendige Routineaufgaben würden vom KI-Manager übernommen.

Vor allem bei kleinen Unternehmen noch viel zu holen

Die deutschen Unternehmen stehen KI sehr offen gegenüber. Laut eine Befragung des Digitalverbandes Bitkom, die im September 2022 veröffentlicht wurde, sehen 65 Prozent der Firmen KI als Chance für das eigene Unternehmen. Allerdings geben nur 9 Prozent an, KI selbst einzusetzen. Zugleich sagen nur noch 25 Prozent, sie diskutieren oder planen den KI-Einsatz. Aktuell ist der KI-Einsatz vor allem eine Frage der Unternehmensgröße. Unter den Unternehmen bis 100 Beschäftigte setzen nur 5 Prozent KI ein, bei denen mit bis 2.000 Mitarbeitern sind es immerhin 18 Prozent. Und fast jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) mit mehr als 2.000 Beschäftigten nutzt der Untersuchung zufolge bereits KI.

Die KI-Software soll menschliches Lernen und Denken auf den Computer übertragen. Statt für jeden Zweck programmiert zu werden, kann eine KI eigenständig Antworten finden und selbstständig Probleme lösen. Nach Angaben von AI-UI-Chef Schiele sind sich aber viele Unternehmen unsicher, ob sie überhaupt ausreichend Daten besitzen, um KI einzusetzen. Zudem gebe es bei den Firmenchefs viele Fragen zur Leistungsfähigkeit der Systeme und Sicherheitsanforderungen.

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Um die Arbeit und den Nutzen der No-Code-Software von AI-UI zu verstehen, berichtet Schiele über ein Kundenprojekt: Der mittelständische Werkzeugbauer Kapp Niles aus Coburg (Bayern) stellt unter anderem Schleifscheiben her, die mit winzigen Diamanten besetzt sind. Die Diamanten müssen sehr gleichmäßig über die Oberfläche verteilt sein. „In der Vergangenheit überprüfte ein Mitarbeiter nach der Produktion jede Scheibe einzeln unter dem Mikroskop, ob die Qualität stimmt“, berichtet Schiele. Innerhalb weniger Wochen sei der Prozess mit der AI-UI-Software automatisiert worden.

KI-Technologie kommt von Google

Zunächst seien etwa 300 Bilder von verschiedenen, fertigen Schleifscheiben erstellt worden. „Diese Bilder sind die Daten“, erklärt Schiele. Das neuronale Netz, auch unter dem Begriff Deep Learning bekannt, ist von der Struktur des Gehirns inspiriert. Jedes neuronale Netz besteht aus verschiedenen Schichten, die wie Module zusammengesetzt werden können. Die Module haben Konzerne wie Google und Meta bereits erstellt und stellen diese als Open Source zur Verfügung. AI-UI nutzt Tensor-Flow von Google.

„Mit der Benutzeroberfläche unserer Software können wir verschiedene Module zusammenstellen“, so Schiele. Es gebe Bilderkennungsmodule, mit denen bereits Millionen Bilder verarbeitet wurden. „Daher reicht es aus, dass wir nur noch 300 Bilder einspeisen müssen“, so der Gründer. Fachleute sprechen auch von Transfer-Lernen. Der Nutzer müsse der KI lediglich am Ende sagen, ob die Ergebnisse richtig seien oder nicht. So werde das System trainiert.

Weiterer Vorteil laut Schiele: „Besser als bei manuellen Prozessen lassen sich Statistiken über Fehler in der Produktion liefern.“ Nach Angaben des AI-UI-Chefs kann die KI überall dort besonders gut eingesetzt werden, wo wiederkehrende Daten verarbeitet werden müssen. Für einen Online-Händler haben Schiele und sein Team über KI Wetterprognosen mit dem Online-Shop verbunden. „Wenn die Sonne in Deutschland scheint, kann die KI die Nachfrage nach Sonnensegeln automatisch prognostizieren“, berichtet Schiele. Das könne etwa zur Preisgestaltung genutzt werden. Die KI lasse sich aber auch bei Marketing, Kundenbindung oder Buchhaltung einsetzen.

Investoren setzen auf den wachsenden Markt

Laut einer aktuellen Prognose des Beratungsunternehmens Gartner wird der weltweite Umsatz mit Software für Künstliche Intelligenz im Jahr 2022 voraussichtlich 62,5 Milliarden US-Dollar betragen. Das bedeutet einen Anstieg von 21,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. „Der Markt für KI-Software nimmt an Fahrt auf. Seine langfristige Entwicklung aber wird davon abhängen, ob die Unternehmen ihren Entwicklungsgrad in Sachen KI verbessern“, sagt Alys Woodward, Senior Research Director bei Gartner. Auswertungen zu No-Code-KI gibt es nicht, doch in anderen Bereichen wie dem Cloud-Geschäft sind No-Code-Anwendungen bereits verbreitet.

Es gibt international schon einige Startups, die No- oder Low-Code-KI-Anwendungen anbieten. Dazu zählt in Deutschland beispielsweise das Berliner Startup Levity, das eine KI auch nach dem Baukasten-Prinzip baut. Die beiden Berliner Gero Keil und Thilo Hüllmann haben ein Tool entwickelt, mit dem sich Arbeitsabläufe automatisieren lassen – ohne, dass Mitarbeiter dafür IT-Profis sein müssen. Dafür haben sie im Oktober 2022 in ihrer Seed-Finanzierung 8,3 Millionen US-Dollar, umgerechnet rund 8,5 Millionen Euro, bei großen Investoren eingesammelt. In den USA sind führende Anbieter in diesem Bereich Akkio, Lobe von Microsoft und Clarifai. Laut AI-UI-Chef Schiele gibt es zudem eine ganze Reihe von anderen Anbietern, die KI-Lösungen für eine konkrete Anwendung anbieten – etwa Sprachassistenten.

Auch AI-UI hat zuletzt auch eine Finanzierung erhalten. Im Oktober beteiligte sich das Investorennetzwerk Companisto und bm/t Beteiligungsmanagement Thüringen mit einer siebenstelligen Summe. Das Geschäftsmodell von AI-UI soll laut Schiele künftig vorrangig darauf basieren, die Software kostenlos anzubieten und nur bei deren tatsächlichem Einsatz im Unternehmen Geld zu verlangen. Mit diesem will das Startup, das aktuell sieben Mitarbeiter beschäftigt, auch sein weiteres Wachstum finanzieren. „Unser Ziel ist es nicht unbedingt, viel Geld von Investoren einzusammeln“, sagt Schiele. Vielmehr soll die Software so vereinfacht werden, dass AI-UI-Kunden sie ohne weitere Hilfe anwenden können.

Mythos1
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