Niki Lauda ist auf die Hilfe der Lufthansa angewiesen
Der Start der neuen Fluggesellschaft Laudamotion des früheren Rennfahrers und österreichischen Luftfahrtunternehmers Niki Lauda in wenigen Tagen wird holprig. Lauda, der Vermögenswerte der früheren Air Berlin-Tochter Niki erworben hat, wird den Betrieb am 25. März zunächst nur mit sechs Jets aufnehmen. Das kündigte der 69-Jährige Unternehmer und dreimalige Formel-1-Weltmeisters am Freitag in Wien an. Ab Anfang Juni soll die Flotte der in Wien stationierten Airline dann 21 Flugzeuge umfassen.
Lauda hatte Ende Februar im österreichischen Insolvenzverfahren um Niki überraschend den Zuschlag erhalten. Die einst von ihm gegründete und dann an Air Berlin verkaufte Fluggesellschaft besaß zuletzt 36 Flugzeuge und 60 000 Start- und Landrechte, in der Branche Slots genannt.
Seine Nachfolger-Airline Laudamotion wird in Zukunft nur 40 000 Slots bedienen. 20 000 werden zurückgegeben und von den Flughäfen neu verteilt.
Für ihn sei das kein Problem, so Lauda: „Ich brauche keine Slots von Linz nach Wien oder Hannover nach Hamburger.“ Er wolle sich auf attraktive Strecken von Deutschland, Österreich und der Schweiz konzentrieren. „Die Slots, die ich mir zurückgekauft habe, fliege ich“, sagte Lauda.
Um seine Jets rasch zu füllen, hat Lauda bereits eine Vermarktungs- und Dienstleistungsallianz mit Condor geschlossen. Die Tochter des britischen Touristikkonzerns Thomas Cook wird die Tickets von Laudamotion künftig vertreiben.
„Wir vermarkten das Laudamotion-Programm, um eine Lücke im europäischen Ferienflugmarkt zu füllen“, sagte Ralf Teckentrup, Chef von Condor und CCO der Thomas Cook Group Airline. Rechnerisch hat sich Condor die Kapazität von fünf bis sechs Flugzeugen gesichert.
Für das weitere Wachstum auf bis zu 21 Flugzeuge braucht Lauda aber weitere Partner. Dafür sucht er zurzeit den Schulterschluss mit der Lufthansa und ihrer Billigairline Eurowings.
Von der Lufthansa hat der Wiener Unternehmer Flugzeuge im sogenannten Dry Lease-Verfahren, also ohne Besatzung, übernommen. Geht es nach Lauda, soll möglichst schnell eine Vertriebsallianz mit der Eurowings folgen.
Lufthansa hofft nach Aussage von Konzernchef Carsten Spohr, Zugriff auf die Kapazität von sieben bis zehn Jets zu bekommen. Ursprünglich wollte Eurowings auch Niki übernehmen, scheiterte aber an kartellrechtlichen Bedenken.
Nun fehlen rund 20 Flugzeuge für die geplante Expansion bei Eurowings. Über eine Kooperation mit Lauda könnte man einen Teil der Lücke schnell schließen.
„Wir können erst ernsthaft darüber nachdenken, wenn die wettbewerbsrechtlichen Bedingungen klar sind“, sagte Lauda zu einer möglichen Kooperation mit der Lufthansa-Tochter. Deshalb führt der Gründer von Laudamotion mit den österreichischen Wettbewerbsbehörden noch am Freitag entsprechende Gespräche.
Eurowings könnte die Tickets der Laudamotion mit eigenen Preisen verkaufen. An einer Komplettvermietung einzelner Flugzeuge an die Lufthansa-Tochter denkt Lauda dagegen nicht.
Der Wiedereinstieg in das Ferienfluggeschäft ist für Lauda ein hohes Risiko. Den Preis von rund 50 Millionen Euro für die angeschlagene Air-Berlin-Tochter Niki hatte er selbst aufgebracht.
In diesem Jahr erwartet er einen Verlust in einstelliges Millionen-Euro-Hohe. Zu den Umsätzen wollte der Österreicher keine Angaben machen. Im nächsten Jahr soll die Laudamotion allerdings Gewinn einfahren.
Nach Unternehmensangaben hat die Laudamotion derzeit 651 Mitarbeiter, davon 168 Piloten. Spekulationen, dass insbesondere das Bordpersonal vergleichsweise schlecht bezahlt werde, dementierte Lauda. „Wir zahlen ähnliche Einstiegsgehälter wie die Austrian Airlines“, sagte er.
Flugbegleiter würden monatlich brutto bei Laudamotion 1490 Euro erhalten, bei der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines seien es 1530 Euro. Derzeit sucht Laudamotion 55 Flugbegleiter.
Damit alles zum Start klappt, will Lauda am Dienstag nächster Woche von Wien nach Düsseldorf einen Testflug machen, um die operativen Bedingungen selbst zu prüfen. Schwerpunkt von Laudamotion werden neben Städteverbindungen vor allem Flüge in Spanien und Griechenland sein. Am 25. März hebt der erste Flieger der Lauda-Airline von Düsseldorf nach Wien ab.
Der Start der Laudamotion am Heimatflughafen Wien wird unter einem wachsenden Wettbewerbsdruck stattfinden. Denn der britisch-spanische Luftfahrtkonzern International Airlines Group (IAG), Mutterkonzern von British Airways, Iberia und Aer Lingus, holt zum Gegenschlag aus.
IAG besitzt die Billigairline Vueling und die auf Langstrecken spezialisierte Low-Cost-Linie Level. „Wir entwickeln Pläne, auch in Zentraleuropa zu starten. Mehr Einzelheiten werden zu gegebenem Zeitpunkt mitgeteilt“, sagte ein IAG-Sprecher kürzlich dem Handelsblatt.
Lauda beschwichtigte am Freitag. Im Gegensatz zu ihm habe Vueling am Wiener Airport nicht einmal einen Hangar zur Verfügung.