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Nichts fühlt sich gut an? Nichts macht euch Freude? Diese Anhedonie kann ein Anzeichen für Depressionen sein

Menschen, die unter Anhedonie leiden, verspüren selbst bei ihren Lieblingsbeschäftigungen keine Freude mehr. - Copyright: Ol'ga Efimova / EyeEm / Getty Images
Menschen, die unter Anhedonie leiden, verspüren selbst bei ihren Lieblingsbeschäftigungen keine Freude mehr. - Copyright: Ol'ga Efimova / EyeEm / Getty Images

Es ist normal, nach einer Weile das Interesse an bestimmten Dingen zu verlieren. Zum Beispiel könntet ihr plötzlich vom Golfen, das ihr immer mochtet, gelangweilt sein und stattdessen anfangen, Vögel zu beobachten. Aber wenn selbst kleine Freuden wie eure Lieblingsshow, ein leckeres Essen oder ein traumhafter Sonnenuntergang keine positiven Gefühle mehr bei euch hervorrufen, könnte das Anhedonie sein.

Anhedonie is eines der häufigsten Anzeichen einer starken depressiven Phase. Aber dieses Symptom kann auch mit weiteren Erkrankungen gemeinsam auftreten. Dazu gehören:

  • Bipolare Störung und ähnliche Erkrankungen wie Zyklothymie

  • Schizophrenie

  • Drogenmissbrauch

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  • Prämenstruelles Syndrom (PMS)

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2021 ergab, dass fast 75 Prozent der Menschen mit starken Depressionen und 50 Prozent der Menschen mit bipolarer Störung unter Anhedonie leiden. In diesem Artikel erfahrt ihr, durch welche Anzeichen sich Anhedonie äußert, welche Ursachen sie hat und welche Bewältigungsstrategien Experten empfehlen.

Anzeichen einer Anhedonie

Zu den typischen Anzeichen von Anhedonie gehören:

  • Sozialer Rückzug: Mangelndes Interesse daran, mit anderen Menschen in Verbindung zu treten, seien es Familienmitglieder oder Freunde.

  • Weniger Interesse an früheren Hobbies: Betroffene verlieren den Spaß an ihren Freizeitaktivitäten und ihre Motivation. Aus diesem Grund empfinden sie Lustlosigkeit gegenüber dem Leben und möchten meistens am liebsten gar nichts tun.

  • Veränderung der Sinneswahrnehmungen: Lieblingsgerichte schmecken plötzlich nicht mehr so gut wie früher und Musik löst keine Freude mehr aus.

  • Verringerte Libido und kein Verlangen nach körperlicher Nähe: Sex wird nicht mehr als angenehm empfunden und es spendet keinen Trost mehr, wenn der Partner oder die Partnerin sich um den Betroffenen kümmert.

  • Mangelndes Selbstmitgefühl: Der Betroffene kritisiert sich selbst häufiger als normalerweise oder gibt sich die Schuld für die getrübte Stimmung.

Laut einer Studie mit Jugendlichen, bei denen Anhedonie als Symptom einer Depression aufgetreten ist, berichteten viele Betroffene von folgenden Gefühlen:

  • "Leere" und "Antriebslosigkeit", sie nehmen die Welt weniger intensiv war - "als wäre alles grau".

  • Sie empfinden kein Gefühl der Zugehörigkeit und fühlen sich der Welt nicht mehr verbunden.

  • Sie fühlen sich vom Rest der Welt abgekoppelt.

  • Sie haben das Gefühl, "auf Autopilot" zu leben und keinen Enthusiasmus mehr zu haben.

Anhedonie bezeichnet nicht dasselbe wie die soziale Angststörung. Bei sozialer Angst ziehen sich Betroffene aus Furcht vor Kritik und negativer Beurteilung zurück. Bei der Anhedonie hingegen ziehen sie sich aufgrund von fehlender Motivation oder aus mangelndem Interesse, Kontakte zu pflegen, zurück.

Was sind die Ursachen für Anhedonie?

Die genauen Ursachen für Anhedonie sind bisher nicht bekannt. Allerdings hängen die Symptome Studien zufolge mit folgenden Problemen zusammen:

  • Verminderte Aktivität in bestimmten Hirnregionen: Anhedonie könne auftreten, wenn bestimmte Hirnregionen, beispielsweise der präfrontale Cortex, die Amygdala und das Striatum, die erlebte Emotionen und Belohnungen verarbeiten, in ihrer normalen Funktionsweise beeinträchtigt sind, erklärt Cynthia King, klinische Psychologin und Mitbegründerin des Ratgeberblogs FemFwd für Frauen.

  • Mangelnde Produktion von Dopamin: Dieser Botenstoff ist für Lust und Motivation verantwortlich.

  • Chronischer Drogenkonsum: Cannabis, Alkohol, Nikotin und Benzodiazepine - also beruhigende oder angstlösende Stoffe - könnten in Zusammenhang mit Anhedonie stehen.

  • Stress und erschütternde Lebensereignisse: Traumatische Erlebnisse und die Trauer um ein plötzlich verstorbenes Familienmitglied kann eine Anhedonie auslösen.

Risikofaktoren

Laut Sozialarbeiter Steve Carleton, der die US-amerikanische Gallus Detox Klinik leitet, gibt es einige Faktoren, die das Risiko einer Anhedonie erhöhen. Dazu gehören:

  • Essstörungen oder eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD)

  • Chronische Schmerzen oder chronische Erkrankungen, die die Lebensqualität einschränken, zum Beispiel Krebs, Endometriose, Multiple Sklerose oder das Chronische Fatigue-Syndrom

  • Psychische Erkrankungen in der Familiengeschichte, vor allem Depressionen oder eine bipolare Störung.

"Alles, was Menschen anfälliger für Depressionen macht - zum Beispiel ein geringes Selbstwertgefühl oder negative Kindheitserfahrungen - können zu Anhedonie führen, erklärt Psychologin Elena Touroni, die die Chelsea Psychology Clinic mitbegründet hat.

Hilfe bei Anhedonie

Wenn ihr glaubt, unter Anhedonie zu leiden, empfiehlt euch Touroni, einen Therapeuten zur Diagnose aufzusuchen. Grund dafür ist, dass Symptome der Anhedonie oft auf eine tieferliegende psychische Erkrankung hindeuten. Anhedonie verschwindet normalerweise nicht von selbst, weshalb eine Diagnose sehr wichtig ist. Sie kann euch und eurem Arzt dabei helfen, die genaue Ursache für eure Symptome zu finden und sie zu behandeln. Ihr könnt einen Therapeuten in eurer Nähe finden, indem ihr Datenbanken wie Psychotherapiesuche, den TK Ärzteführer oder den Service der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) nutzt.

Alkohol Kollegen
Alkohol Kollegen

Diese beliebten Therapieansätze können bei Anhedonie helfen:

  • "Positive Affect Treatment" (Positive Affektbehandlung): Dieser Ansatz wurde speziell zur Behandlung von Anhedonie und Depressionen entwickelt und zielt darauf ab, das Gehirn sensibler für Belohnungen zu machen und positive Gefühle zu fördern. Neue Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Technologien der Virtual Reality (VR) bei diesem Therapieansatz hilfreich sind. Demnach können die Symptome der Anhedonie reduziert werden, wenn sich Betroffene positive Szenen mithilfe eines VR Headsets anschauen.

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Klinikleiter Steve Carleton zufolge hilft dieser Ansatz den Betroffenen dabei, negative Gedankenmuster, die die Motivation und das Glücksempfinden sabotieren und somit zur Anhedonie beitragen, zu identifizieren und aufzubrechen. Eine Studie aus dem Jahr 2022 belegt, dass KVT die Anhedonie lindern kann und das sogar, wenn die KVT virtuell durchgeführt wird, wie eine kleinere Studie aus dem Jahr 2021 bestätigt.

  • Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT): Psychologin Touroni zufolge kann ACT euch dabei helfen, wieder mit euren wahren Werten und Zielen in Einklang zu kommen und dadurch einen erfüllteren und glücklicheren Alltag zu erleben.

  • Schematherapie: Laut Touroni konzentriert sich dieser Therapieansatz darauf, die Verhaltensmuster zu untersuchen, die euch derzeit daran hindern, Freude und Glück in eurem Leben zu fördern.

  • Interpersonelle Therapie (IPT): Diese Kurzzeittherapie ist darauf ausgelegt, negative Verhaltensweisen in Bezug auf eure zwischenmenschlichen Beziehungen zu erkennen und zu ändern. Ziel ist es, dadurch negative Einflüsse auf eure Stimmung zu minimieren. Derzeit gibt es keine Belege dafür, dass IPT speziell bei Anhedonie hilft, aber Forschungen weisen darauf hin, dass diese Therapiemethode bei Depressionen wirkt.

Darüber hinaus empfehlen sowohl Carleton als auch Touroni und King die folgenden Bewältigungsstrategien bei Anhedonie:

  • Zeichnet täglich eure Emotionen auf, damit ihr besser identifizieren könnt, was eure Anhedonie auslöst oder verringert.

  • Führt ein Tagebuch über positive Erfahrungen und Ereignisse.

  • Macht euch täglich eine Liste mit Dingen, für die ihr dankbar seid.

  • Nutzt Achtsamkeits- und Meditationsübungen, um euer Bewusstsein für eure gegenwärtigen Gefühle zu stärken.

  • Schlaft jede Nacht sieben bis neun Stunden und macht 20 Minuten pro Tag beziehungsweise 140 Minuten pro Woche Sport. Denkt auch daran, dass Sport nicht extrem anstrengend sein muss, um einen Unterschied zu bewirken. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2022 ergab, dass das Risiko einer Depression um 18 Prozentpunkte sinkt, wenn Erwachsene insgesamt eine Stunde und 15 Minuten pro Woche zügig gehen und sich somit nur geringfügig mehr bewegen als Menschen, die gar keinen Sport treiben.

"Es kann einige Zeit dauern, bis sich die Symptome der Anhedonie verbessern. Die Genesung ist oft ein längerer Prozess, also habt Geduld und Selbstmitgefühl und setzt euch kleine, aber erreichbare Ziele, um eure Motivation und Freude zu steigern", sagt Carleton.

Die wichtigsten Schlussfolgerungen

Anhedonie beziehungsweise die Unfähigkeit, sich an Dingen zu erfreuen, die ihr normalerweise genießen würdet, ist ein häufiges Symptom für Depressionen. Allerdings kann Anhedonie auch mit anderen psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, bipolarer Störung, Posttraumatischer Belastungsstörung und einer Essstörung zusammenhängen.

Laut Carleton gibt es für Betroffene aber die Hoffnung, ihre Lebensqualität zu verbessern und wieder Freude zu empfinden. Die richtige Therapiemethode kann dabei helfen.

Der beste Therapieansatz für euch hängt von der Ursache eurer Anhedonie ab. Wenn sie beispielsweise die Folge eines regelmäßigen Drogenmissbrauchs ist, wäre es am wirksamsten, beide Erkrankungen gleichzeitig zu behandeln. Ist der Grund für die Anhedonie hingegen die anhaltende Trauer nach dem Verlust eines geliebten Familienmitglieds, können Therapien, die sich auf Verlustbewältigung konzentrieren sowie Selbsthilfegruppen sehr hilfreich sein.

"Am wichtigsten ist, dass ihr euch immer wieder selbst in Erinnerung ruft, dass ihr nicht kaputt seid und eure Anhedonie nicht eure Schuld ist", erklärt die Psychologin Cynthia King.

Dieser Text wurde von Stefanie Michallek aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.