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New York blickt mit Sorge gen Herbst

Die Wall Street - fast menschenleer.
Die Wall Street - fast menschenleer.

Mit dem Labor Day startet New York normalerweise in die Herbst-Betriebsamkeit. Diesmal aber ist coronabedingt alles anders, die Wunden sind frisch, die Sorgen groß - und heftig wird diskutiert: Ist die Zeit der Metropole vorbei oder kann sie zurückkommen?

New York (dpa) - Der Sommer ist in New York klar von zwei Feiertagen definiert. Er startet - auch wenn Meteorologen das anders sehen - jedes Jahr am Memorial Day, dem letzten Montag im Mai, und endet am Montag (7. September) mit dem Labor Day, dem ersten Montag im September.

Danach zieht die Millionenmetropole normalerweise mit Volldampf in die emsige Betriebsamkeit des Herbstes: Die Menschen kommen aus dem Urlaub oder ihren Ferienhäusern im Umland zurück, das neue Schuljahr startet und hochkarätige Veranstaltungen wie die Fashion Week, Film Festivals oder die UN-Vollversammlung stehen an.

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In diesem Jahr aber hat die Corona-Pandemie die Millionenmetropole fest im Griff - und fast alles ist anders. Die großen Kultureinrichtungen wie die Metropolitan Oper oder die Theater des Broadway haben bereits alle regulären Auftritte bis Ende des Jahres abgesagt. Festivals, Fashion Week und die UN-Vollversammlung sind größtenteils ins Internet verschoben worden.

Fitnessstudios, kleinere Kulturanbieter wie Comedy-Clubs und auch Restaurants, Bars und Cafés, die derzeit nur Außenbereiche öffnen dürfen, hoffen auf noch viele warme Wochen, um weiter zumindest ein bisschen Umsatz machen zu können - und blicken mit großer Sorge Richtung Herbst. Fast 3000 kleine Geschäfte und Lokale haben Berichten zufolge seit Beginn der Pandemie schon geschlossen, Schilder mit der Aufschrift «Ladenlokal zu vermieten» sind auf so gut wie allen Straßen zu sehen, und viele New Yorker fragen sich besorgt, welcher Einrichtung wohl als nächstes die Puste ausgehen wird.

Fast 60 Millionen Touristen besuchten New York 2019. Die Zahl sank in diesem Jahr so stark, dass sogar die Tourismusbehörde einen Großteil ihrer Mitarbeiter freistellen musste. Auch viele Einwohner wollen entweder noch länger in ihren Ferienhäusern bleiben oder sind ganz weggezogen. «Die Menschen verlassen die Stadt in sehr hoher Zahl», sagt die Direktorin einer Schule auf der Upper West Side Manhattans, während sie per Videoschalte Eltern über das bevorstehende Schuljahr informiert. Fast 20 Prozent der Kinder an ihrer Schule seien bereits abgemeldet worden, auch mehrere Lehrer seien aus der Stadt weggegangen.

Mit mehr als einer Million Kindern und Jugendlichen ist das öffentliche Schulsystem New Yorks das größte der USA. Seit März war Online-Lernen angesagt, nun aber soll - anders als in anderen Großräumen wie beispielsweise Los Angeles oder San Francisco - zumindest teilweise wieder Präsenzunterricht angeboten werden. Weil die Gewerkschaft der Lehrer Gesundheitsbedenken hatte, musste der Schulstart gerade erst um mehrere Tage nach hinten verschoben werden.

Mehr als ein Drittel der Eltern wollen ihre Kinder trotzdem für reinen Online-Unterricht zu Hause lassen. Andere Eltern befürchten, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis der ganze Schulbezirk wieder auf Online-Lernen umstellt. «Ich habe meinen Sohn für Präsenzunterricht angemeldet, aber nur damit er zumindest mit ein bisschen neuer Normalität in das Jahr starten kann», sagt eine Mutter.

Dabei ist New York in der Pandemie eigentlich inzwischen ein Musterschüler: Noch im Frühjahr war die Millionenmetropole das Epizentrum in den USA, teilweise starben in der Stadt mit rund acht Millionen Einwohnern mehr als 500 Menschen pro Tag. Nun aber hat sich das Infektionsgeschehen auf niedrigem Niveau stabilisiert. Im ganzen Bundesstaat New York kommt von Zehntausenden Tests täglich meist weniger als ein Prozent positiv zurück. Trotzdem: Der Schock des Frühjahrs, als die Sirenen durch die leeren Straßen dröhnten und die Krankenhäuser Kühlwagen für Leichen anmieteten, sitzt tief. Und weil im Rest des Landes und an vielen anderen Orten der Welt die Zahlen höher sind, ist die Sorge vor einer weiteren Welle groß.

Die Stadt hat sich verändert. Die Arbeitslosenquote ist sprunghaft in die Höhe gestiegen, genau wie die Nachfrage in Suppenküchen. Die Zahl der Schießereien hat im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen, ist allerdings auch noch weit vom Niveau der 80er und 90er Jahre entfernt, als die Straßen der Metropole weithin als gefährlich galten. Das Graffiti ist auch aufgrund der anhaltenden Proteste gegen Rassismus und Polizeibrutalität vielerorts zurückgekehrt in seine Geburtsstadt, die in den vergangenen Jahren deutlich sauberer geworden war - für einige Kritiker gar zu sauber.

Längst ist die Diskussion entbrannt: Ist die Zeit von New York vorbei, ist New York «für immer tot», wie der Unternehmer James Altucher in einem viel beachteten Online-Artikel behauptete? Wenn - wie jetzt - die Chancen für Unternehmer, die Kultur und die Restaurants immer weiter wegfielen, dann könne sich die Stadt davon nicht mehr erholen, argumentiert Altucher. Gegenwind bekam er schnell von einem der prominentesten New Yorker überhaupt: Jerry Seinfeld. «Wir werden weitermachen mit New York City», schrieb der Comedian in der «New York Times». «Und es wird todsicher zurückkommen.»