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Piloten lehnen Tarifangebot ab – kein Streik am Sonntag

Lufthansa-Tarifkonflikt - Piloten lehnen Tarifangebot ab, kein Streik am Sonntag

Die Lufthansa-Piloten haben das jüngste Tarifangebot der abgelehnt. Das sagte ein Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit am Freitagabend der Deutschen Presse-Agentur. Damit ist eine Annäherung in dem zähen Konflikt zwischen der Airline und ihren Piloten weiter nicht in Sicht. Mit Rücksicht auf die Kunden werde es aber am Sonntag keinen Streik der Piloten geben. Es bleibt aber dabei, dass am Samstag als viertem Streiktag erneut 137 Flüge ausfallen. Die Lufthansa hatte wenige Stunden zuvor erklärt, die Piloten mit einem erneuerten Angebot zurück an den Verhandlungstisch zu holen.

Aus Sicht der Piloten ist die Offerte der Fluglinie aber unzureichend und zudem bereits Gegenstand der Gespräche gewesen. „Das ist alter Wein in neuen Schläuchen“, sagte ein VC-Sprecher. Die Inhalte des Angebots habe Lufthansa bereits vor zwei Monaten auf den Tisch gelegt, in Wahrheit gehe es nicht um eine neues Angebot. Die Airline hatte am Nachmittag ein Angebot gemacht, das neben höheren Gehältern und Jobgarantien auch Lösungsvorschläge für weitere offener Tarifthemen enthält. Im Einzelnen sah das Angebot 4,4 Prozent Gehaltsteigerungen in zwei Stufen bis Mitte 2018 vor.

Für seit 2012 entgangenen Steigerungen sollten die Piloten zudem eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern erhalten, was im Einzelfall bis zu 24 000 Euro sein könnten. Bislang hatte das Unternehmen 2,5 Prozent angeboten und die Piloten 22 Prozent für einen kürzeren Zeitraum verlangt. Wichtiger noch erschienen die Aussagen zu den beruflichen Perspektiven der rund 5400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag (KTV) bezahlt werden. Bis zum Jahr 2021 sollten allein KTV-Piloten 330 Lufthansa-Jets fliegen dürfen.

Auch die anderen offenen Tarifthemen wie die Betriebs- und Übergangsrenten sollten in neuen Verhandlungen gelöst werden - möglicherweise mit Hilfe eines Mediators. „Da eine Schlichtung seitens der VC bedauerlicherweise bislang kategorisch ausgeschlossen wird, würde ich gerne mit der VC diese Chance ergreifen, um die bestehenden Gräben zu überwinden“, sagte Personalchefin Bettina Volkens laut einer Mitteilung. Dazu wird es nicht so bald kommen. Die Piloten verlangten erneut ein deutlich überarbeitetes Angebot.

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Zuvor hatte die VC in ihrer seit Mittwoch laufenden 14. Streikrunde noch einmal den Druck auf das Unternehmen erhöht. Ein Ende des Arbeitskampfes sei nicht absehbar, solange Lufthansa kein verbessertes Angebot vorlege, hatte VC-Sprecher Jörg Handwerg der Deutschen Presse-Agentur am Morgen gesagt. Es gebe kein vorher festgelegtes Enddatum für den Streik. Am Sonntag werde aber aus Rücksicht auf die Kunden nicht gestreikt.

Für den Samstag sagte die Lufthansa zunächst 137 Flüge ab, darunter 88 Interkontinental-Verbindungen. Betroffen seien rund 30 000 Passagiere, so dass sich die Gesamtzahlen für diese 14. Streikrunde der Piloten auf 2755 ausgefallene Flüge mit 345 000 betroffenen Kunden steigern. Gleichwohl kann die Lufthansa-Gruppe am Samstag 2863 von 3000 geplanten Flügen anbieten. Flüge der Billigtöchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti werden am Samstag erneut nicht bestreikt.

Am Freitag fielen wegen des Streiks 830 Lufthansa-Flüge aus. Betroffen waren alle innerdeutschen und Europaflüge mit zusammen mehr als 100 000 Reisenden, teilte Lufthansa mit. Die Langstreckenrouten würden hingegen „nahezu planmäßig“ starten. Vereinzelt könnten aber noch Verbindungen wegen des vorherigen Streiktages ausfallen.


Politik will sich nicht einmischen

Der Bundesvize der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler, hat sich derweil gegen Überlegungen für ein Gesetz zur Zwangsschlichtung ausgesprochen. Zu einem entsprechenden Vorstoß aus der Unions-Bundestagsfraktion angesichts des neuerlichen Piloten-Streiks bei der Lufthansa sagte Bäumler dem Handelsblatt: „Eine Zwangsschlichtung wäre ein massiver Eingriff in die verfassungsrechtlich geschützte Tarifautonomie und würde vor den Gerichten nicht halten.“ Auch wenn der aktuelle Pilotenstreik für Außenstehende schwer nachvollziehbar sei, „sollte die Politik hier außen vor bleiben“, betonte der CDA-Vize.

Doch steht mittlerweile wesentlich mehr auf dem Spiel. „Der Name steht für Sicherheit, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit”, sagt Michael Gierse, Fondsmanager beim Lufthansa-Aktionär Union Investment. „Man muss sich fragen, wie viel von den letzten beiden Werten nach dem Streik noch übrig bleibt.” Erstmals haben die 5400 Piloten die Arbeit im April 2014 ruhen lassen. Seitdem legten sie den 120.000 Mitarbeiter starken Konzern 14. mal lahm.

Die Eskalation des Arbeitsclinches mit den Piloten gefährdet eines der zentralen Vorhaben von Lufthansa-Chef . Der hatte zu seinem Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren versprochen, die von zahlreichen Streiks geplagte Airline wieder in ruhiges Fahrwasser zu steuern. „Die Investoren haben auch darauf vertraut”, sagte Analystin Ruxandra Haradau-Döser vom Broker Kepler Chevreux. Wenn er einknickt, würde er das Vertrauen des Marktes und der Investoren verspielen. Spohr, der selbst Pilot ist, trat bei der Lufthansa ein schwieriges Erbe an.

Seine Vorgänger hatten über ein Jahrzehnt Extrawünsche von Arbeitnehmern erfüllt, um Ausstände zu vermeiden. Etwa wurde Cockpit zugesichert, dass die hauseigene Billig-Airline Eurowings nicht größer sein darf als 23 Flugzeuge. Zudem wurden die Ausgaben für Löhne und Pensionen nicht wirklich gedeckelt. Der 49-Jährige muss nun all die lang verschleppten Probleme gleichzeitig angehen.

KONTEXT

Immer wieder Streiks bei Lufthansa und ihren Töchtern

Frühjahr 2001

Flugkapitäne der Lufthansa legen mehrmals die Arbeit nieder. Von dem Premieren-Streik sind mehrere tausend Verbindungen betroffen. Am Ende erstreitet die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ihren ersten Tarifvertrag. (Quelle: DPA)

Sommer 2008

Das Boden- und Kabinenpersonal der Lufthansa streikt fünf Tage lang. Mehrere hundert Flüge fallen aus. Die Gewerkschaft Verdi und das Unternehmen einigen sich am Ende auf höhere Gehälter.

September 2012

Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo verursacht den bis dahin größten Ausfall an einem einzigen Streiktag in der Geschichte der Lufthansa. Rund 1000 Flüge werden gestrichen, es trifft über 100.000 Passagiere. Beide Seiten beschließen eine Schlichtung.

April 2013

Ein Warnstreik des Bodenpersonals legt den Flugverkehr der Lufthansa in Deutschland fast lahm. Der Airline zufolge sind rund 150.000 Passagiere betroffen. Im Mai verabreden Verdi und der Konzern anschließend gestufte Entgelterhöhungen und einen Kündigungsschutz.

2. bis 4. April 2014

Start einer Streikserie von mittlerweile 13 Runden der Lufthansa-Piloten. Anfangs fallen rund 3800 Flüge aus. Es geht um Übergangsrenten, Gehalt, Altersvorsorge und im Hintergrund auch immer um die Billigtochter Eurowings.

6. Juli 2015

Die Piloten erklären die im Mai begonnene Schlichtung für gescheitert. Drei Wochen später bieten sie Lufthansa Einsparungen von über 400 Millionen Euro an, um Job-Verlagerungen zu verhindern.

8. bis 9. September 2015

16 Stunden Ausstand auf der Langstrecke sowie am folgenden Tag auch auf den Kurz- und Mittelstrecken. Das Landesarbeitsgericht Hessen erklärt den Ausstand für unrechtmäßig, weil die VC tariffremde Ziele verfolge.

6. November 2015

Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo startet einen einwöchigen Ausstand des Lufthansa-Kabinenpersonals. Der Konflikt wird schließlich vom SPD-Politiker Matthias Platzeck geschlichtet.

27. Oktober 2016

Ufo ruft bei Eurowings und Germanwings das Kabinenpersonal zu einem 24-stündigen Streik auf.

22. November 2016

Ufo-Mitglieder legen an den Standorten Düsseldorf und Hamburg die Arbeit nieder.

23. November 2016

Nachdem Verhandlungen über die Vergütung von rund 5400 Piloten der Kerngesellschaft Lufthansa und der Tochter Germanwings gescheitert sind, ruft die VC erneut zum Streik auf.